Ich bewundere Menschen, die kreativ sind und vollkommen neue Dinge erschaffen können. Sei es das Komponieren von Melodien, das Entwickeln von Spielen, das Schreiben von Geschichten oder grundsätzlich das Erdenken neuer Konzepte. Eine großartige Gabe, denke ich mir immer und zolle jenen kreativen Köpfen gedanklich Respekt. Denn wenn man einmal ehrlich ist, wer von uns hat sich schon einmal etwas vollkommen Neues ausgedacht? Etwas erschaffen, das möglicherweise noch niemand vor ihm erschaffen hat, etwas gedacht, das möglicherweise noch niemand vor ihm gedacht hat? Zumindest ich gerate oft an die Grenzen meiner Fantasie und ertappe mich dabei, wie ich nicht neue Dinge schöpfe, sondern Bekanntes zusammenwürfele, Altes im neuen Gewand präsentiere. Ich erinnere mich daran wie wir damals in der Schule einmal ein Fantasietier erfinden und beschreiben mussten. Ich zerbrach mir den Nachmittag über den Kopf, um etwas zu erfinden, was nicht nur aus offensichtlichen Bestandteilen zusammengesetzt oder gar von anderen kopiert war, sondern wirklich originell und kreativ war. Im Unterricht war ich dann ein wenig verärgert, als viele andere Schüler einfach nur ein Schwein mit Flügeln oder gar ein Einhorn vorstellten und so gar nicht darauf bedacht waren etwas Neues zu schaffen. Es schien nicht mehr sehr verbreitet zu sein selbst kreativ und innovativ zu sein, seine Fantasie spielen zu lassen, Neues zu entwickeln. Darum liebte ich es mich mit meiner besten Freundin zu treffen und kreativ zu sein: Wir bastelten, erfanden originäre Ballspiele, komponierten am Klavier eigene Stücke und nahmen spontane Dialoge auf Kassetten auf. Und seit jeher war ich fasziniert und hingezogen zu jenen Dingen, die nicht einfach nur kopiert, ein wenig verbessert oder aus offensichtlichen Bestandteilen zusammengebastelt waren.
Es gibt Bereiche in denen man leicht innovativ sein kann: In der Literatur, in der Musik oder in der Spielindustrie. Und alle diese Bereiche neigen auch dazu sich immer wieder und wieder zu kopieren sowie Altes aufzuwärmen und als Neu zu präsentieren. Um so freudiger bin ich, wenn hin und wieder doch irgendetwas revolutionär Neues über den Markt schwappt, etwas das ich nicht erwartet hätte, etwas das mich wieder wie ein Kleinkind staunen lässt. Zum Beispiel der Nintendo DS, der vor einigen Jahren auf den Markt kam und den ich mir zu Weihnachten gekauft hatte ("NintendoMania"). Ich war mit Spielekonsolen groß geworden und konnte deren Entwicklung fast von Anfang an verfolgen und so bekam ich manch eine kleine oder große Innovation mit, aber als ich erfuhr, dass man mit dem Nintendo DS das Geschehen auf einem Touchscreen, also einer Fläche, die auf Berührungen reagiert, steuerte, war ich baff. Welch ein kreativer Kopf war wohl auf diese Idee gekommen? Ich hatte mir selbst immer Gedanken gemacht wie man Videospiele verbessern könnte, aber außer besseren Grafiken und anderen Spieleinhalten, war mir nicht viel Neues eingefallen. Und so war ich fasziniert welche Möglichkeiten es eröffnete nicht mehr nur auf Knöpfe zu drücken, sondern einfach das Geschehen selbst zu berühren, schreiben zu können, Dinge in Echtzeit in den Bildschirm zu malen. Und mit dieser neuen Konsole kam eine ganze Riege neuer Spiele, neue Konzepte und neuer Ideen. Innovation und Kreativität wurde wieder groß geschrieben. Mittlerweile folgen viele andere Firmen dem Beispiel der Firma Nintendo und bringen ihre eigenen Konsolen heraus, die ebenfalls auf Berührungen reagieren. Damit kann man heutzutage zwar Geld machen, aber es ist nur wieder eine Kopie dessen, was sich irgend ein kreativer Kopf einmal ausgedacht hat. Vielleicht verbessert, optimiert, gemischt mit anderen Elementen, aber letztendlich doch nichts wirklich Neues, nichts wirklich Originäres. Und so zolle ich bis heute der Spielfirma Nintendo Respekt für ihre Innovation und ihren Ideenreichtum.
Und das nicht nur ich diese Originalität zu schätzen weiß, zeigen mir viele Menschen um mich herum, die sich auch von dem kreativen Potenzial der kleinen, tragbaren Konsole beeindrucken lassen. Es begann bereits damit, dass sich Dominic bei seinem Besuch in Japan seinen eigenen Nintendo DS kaufte ("Tausendundein Tausch") und gar nicht aufhören konnte mit der neuen Technik in Berührung zu kommen, nein, auch Freunde und Familienmitglieder, die bisher kaum Interesse an Spielen gezeigt hatten, waren fasziniert von den Möglichkeiten, die sich boten. Und zwei meiner Freunde waren sogar so begeistert, dass sie mich baten einen Nintendo DS für sie zu kaufen. Einer in Deutschland, einer hier in Japan. Deshalb brach ich heute zu einem Geschäft auf, in dem günstige Nintendo DS angeboten wurden. Mit mir im Schlepptau die Notizen zu den technischen Präferenzen meines Freundes aus Deutschland und jene Person aus Japan, die sich spontan entschlossen hatte auch in den Genuss einer tragbaren Spielkonsole zu kommen: Meine Kommilitonin und Freundin Nikki aus den Philippinen.
Es war Tag 283 in Japan und die Schwüle war unerträglich. Es war so drückend schwül, dass unsere Kleidung schon nach wenigen Metern an uns klebte, als wir zu zweit durch Soka liefen.
"Wozu benutze ich überhaupt noch einen Schirm? Ich bin ohnehin vollkommen verschwitzt."
Es war der bisher schlimmste Tag der Regenzeit und so herrschte gleichzeitig Hitze, Schwüle und Regen. Darum war es wenig verwunderlich, dass ich trotz Regenschirm in der Hand vollkommen nass war, ebenso Nikki. Aber das störte uns nicht weiter, denn wir wussten, dass wir am Abend duschen würden, um die Klebrigkeit loszuwerden, die den ganzen Tag über an uns gehaftet hatte. Im Moment waren wir in Gedanken bei den Nintendo DS, die wir kurz zuvor in einem Geschäft nahe des Bahnhofs Matsubara-Danchi, dem Bahnhof, der nicht weit von der Dokkyo-Universität entfernt lag, gekauft hatten.
"Ich kann gar nicht sagen wie sehr ich mich freue heimzukommen, die Packung aufzureißen und loszuspielen. Ich habe seit Jahren kein Tetris mehr gespielt."
"Hast du den Nintendo DS wirklich nur gekauft, weil du gesehen hast wie glücklich ich mit meinem war?"
"Nein, ich bin schon vorher von ihm begeistert gewesen, habe viel über ihn gelesen. Aber als ich ihn über dich einmal testen konnte, habe ich den Entschluss gefasst ihn zu kaufen. Du warst also das Zünglein an der Waage."
"Hast du denn vorher schon Computerspiele gespielt?"
"Ein wenig, nicht wirklich viel. Ich habe ein wenig am Computer Spiele gespielt, aber das fanden viele immer komisch. Ein Mädchen, das Computerspiele spielt, das war wohl nicht das, was man sehen wollte."
"Wirklich? Nun, ich freue mich, wenn du Spass an deinem Nintendo DS hast. Ich bin bis heute sehr zufrieden mit ihm und immer erfreut, wenn jemand diese Begeisterung teilen kann."
Und das war ich wirklich. Nicht nur heute, sondern an allen Tagen, die folgen sollten, an denen ich Nikki lächelnd mit ihrem Nintendo DS in der Pause im Klassenraum sitzen und Tetris spielen sah. Jedes mal wenn sie mir von einem neuen Spiel berichtete oder wenn sie mir eines auslieh. Und so kamen wir nicht nur mit, sondern auch über unseren Nintendo DS in Berührung, lernten neue Seiten von uns kennen, teilten freudig ein Hobby und nahmen ein wenig mehr Anteil am Leben des anderen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen