Dienstag, 28. April 2009

Yozakura

Bis zum Beginn des neuen Semesters war es nicht einmal mehr eine Woche und so widmete ich meine Zeit mehr und mehr dem Wiederholen des Lernstoffs des Mittelkurses. Doch eine Sache hatte mich bereits seit Tagen nicht losgelassen: Das Wort yozakura. Es stand in der E-Mail, die mir meine Professorin für japanische Geschichte und Gesellschaft geschickt hatte, als eine Anregung für Fotos über die Kirschblüte. Hatte ich das Wort anfangs ignoriert und mich auf gewöhnliche Bilder von Japanern beim Feiern der Kirschblüte konzentriert, so nagte das Wort an mir und lies mir keine Ruhe. Und so fragte ich schließlich Ayano, was es mit dem Wort yozakura auf sich habe, doch auch sie hatte das Wort noch nie zuvor gehört. Nach einigen Minuten Diskussion und dem Nachschlagen in diversen Lexika, wusste ich dann immerhin, dass sich das Wort yozakura aus den Schriftzeichen für 'Nacht' und 'Kirschblüte' zusammensetzte. "Kirschblüten bei Nacht?", überlegte Ayano angestrengt, "Was soll das heißen? Das habe ich noch nie gehört.". "Ist das vielleicht ein Ausdruck für Japaner, die die Kirschblüte bis in die Nacht hinein feiern?", überlegte ich und stellte mir angetrunkene Japaner vor, die nachts unter den Kirschbäumen grillten. "Vielleicht.", überlegte Ayano laut, "Vielleicht sind damit auch einfach nur Fotos von Kirschblüten bei Nacht gemeint. Das wäre zumindest das Erste, an das ich gedacht habe.". Einen Moment überlegte ich, dann sprach ich aus, was mir auf der Zunge lag: "Warum sollte jemand Kirschblüten bei Nacht fotografieren? Und dafür auch noch ein eigenes Wort haben.". Ayano musste lachen: "Ich weiß es ja auch nicht. Ich habe das Wort nie gehört. Und ich bin Japanerin.". Genau wusste ich immer noch nicht, was es mit dem mysteriösen yozakura auf sich hatte, doch irgendwie bekam ich das Bild von Kirschblüten, die man bei Nacht fotografiert hatte, nicht aus dem Kopf.
Es war Tag 202 in Japan, als der Himmel klar war und ich den Drang verspürte wieder einmal einen längeren Spaziergang zu unternehmen, als ich mich dazu entschied in den Park von Soka zu laufen und die Kirschblüten bei Nacht zu fotografieren. Ob dies nun das war, was sich hinter dem Wort yozakura verbarg, weiß ich nicht, aber immerhin unternahm ich einen angenehmen Spaziergang durch das abendliche und schließlich nächtliche Soka und habe einige interessante Bilder von Kirschblüten bei Nacht geschossen.


Bild1: Der Park von Soka am Abend. Wie fast überall im Raum Tokyo blühten auch hier die Kirschblüten.


Bild2: Sobald es dunkel wuder, begann ich Bilder von den Kirschblüten zu machen. Viele Aufnahmen wurden gar nichts, waren unscharf oder verwackelt. Doch einige wenige waren die Mühe wert fast eine Stunde lang in der Kälte durch den dunklen Park zu laufen.


Bild3: Ein Blick nach oben, mitten in die blühenden Kirschblüten.


Bild4: Die einzige Nahaufnahme, die etwas geworden ist. Ob dies wohl yozakura ist?


Bild5: Durch den Blitz heben sich die Zweige mit den Knospen unnatürlich stark vom Nachthimmel ab.

Im Namen der Wissenschaft

Es ist schon einige Wochen her, dass ich eine E-Mail von meiner Professorin für japanische Geschichte und Gesellschaft aus Marburg erhielt. Darin schrieb sie, dass sie einen Vortrag über "Hanami - Das japanische Kirschblütenfest" halten würde und bat mich darum ihr aktuelle Bilder von der japanischen Kirschblüte zu schicken. Allerdings weniger Aufnahmen von den tatsächlichen Blüten, als vielmehr Bilder davon, wie Japaner und Japanerinnen die Kirschblüte feiern. "Fotografieren tue ich gerne", dachte ich mir, "Und wenn ich damit auch noch der Wissenschaft helfen kann, nehme ich dieses Angebot gerne an.". Da es allerdings noch viel zu kalt war und die Kirschblüte erst in einigen Wochen beginnen sollte, behielt ich mir meinen Auftrag vorerst im Hinterkopf und genoss meine Zeit mit Dominic und den Urlaub in Kyoto und Nara. Und erst nachdem Dominic nach Deutschland geflogen war und die Kirschblüte in Japan stetig näher rückte, hielt ich die Zeit für gekommen mein Versprechen einzulösen und mich im Namen der Wissenschaft in die überfüllten, japanischen Parks Tokyos aufzumachen.
Mittlerweile war bereits der Morgen meines 199. Tages in Japan und ich saß ungeduldig in meinem Bett. Seit knapp drei Tagen war Japan wegen der Kirschblüte, einem der größten Ereignisse des japanischen Kalenderjahrens, vollkommen aus dem Häuschen: In den Supermärkten wurden Waren in speziellen Kirschblüten-Editionen angeboten, in den Schaufenstern der Geschäfte wurde alles mit rosafarbenen Blüten verziert, Reisebüros boten Kurztrips zu den beliebtesten Plätzen zur Kirschblütenschau an und in den Wetterberichten wurde ausgiebig darüber berichtet, wie sich die Kirschblütenfront über Japan bewegte, wo es zu blühen begann, wo bereits alles mit rosafarbene Blütenblätter bedeckt und wo die Blütezeit schon wieder vorbei war. Seit drei Tagen war ich nun schon unterbrochen mit Unmengen an nützlichen und unnützen Informationen rund um die Kirschblüte in Japan umgeben und hatte dennoch noch keine Bemühungen gezeigt sie mir selbst anzuschauen. Warum? Nun, es lag an einem ganz banalen Grund, dass ich schon seit Tagen in meinem Zimmer hockte und nicht hinaus ging. Und dieser Grund lag schon seit geraumer Zeit in der Abstellkammer der Wohnung: Es war die Reisetasche, die Katharina dort vor mittlerweile fast einer Woche deponiert hatte ("Katharina und das Dilemma des letzten Abends"). "Wann holst du die Tasche wieder ab?", hatte ich sie gefragt und ihre Antwort lautete: "Am Freitagabend. Oder am Samstag.". Mittlerweile war Montag und mein Gewissen lies es nicht zu einfach die Wohnung zu verlassen, wenn sie jeden Moment vor der Tür stehen könnte, um ihr Gepäck abzuholen. Und so hatte ich Tag um Tag in meinem Zimmer gesessen, hatte die Wohnung nur eilig zum Einkaufen verlassen und stets darauf gewartet, dass sie kommen würde. Es wäre nicht so, dass sie keine E-Mail geschrieben hätte, um mir einen Termin mitzuteilen, an dem sie kommen würde, nein, E-Mails hatte sie en masse geschrieben und in jeder Einzelnen hatte sie ihre Ankunft um einige Stunden oder einen halben Tag hinausgeschoben. Und so wurde aus Freitagabend Samstag, aus Samstag Sonntag und schließlich aus Sonntag Montag. Und so kam es, dass ich am Morgen des 199. Tages ungeduldig in meinem Bett saß und den Entschluss fasste heute nach Tokyo zu fahren, um mir in einem der großen Parks die Kirschblüte anzuschauen, bevor eines der größten Spektakel Japans an mir vorüber gezogen sein würde.
Am Mittag wollte Katharina kommen und gesetzt den Fall, dass diese Angabe tatsächlich stimmte, plante ich den Verlauf des Tages. Am Mittag wollte ich samt meiner Kamera und Essen nach Tokyo zum Ueno-Park fahren, der einer der beliebtesten Orte zur Kirschblütenschau ist. Und bis ich am späten Nachmittag wieder zurückkommen wollte, musste ich jemanden finden, der auf Katharinas Tasche aufpassen würde. Die einfachste Lösung wäre mein Mitbewohner Yosuke gewesen, der allerdings schon am frühen Morgen aufgebrochen war und vermutlich erst wieder nachts heimkehren würde. Und so setzte ich all meine Hoffnung in Lee. "Ich fahre heute mit Kabor weg, tut mit leid.", schlug Lee meine Bitte mit offensichtlichem Mitleid ab. Und auch nachdem ich ihr detailliert mein gesamtes Dilemma geschildert hatte und sie bat ihren Ausflug nur um einige Stunden nach vorne oder hinten zu verschieben, damit ich mit gutem Gewissen für ein paar Stunden nach Tokyo fahren würde, musste sie weiterhin ablehnen: "Wir fahren für einige Tage nach Kyoto. Das kann ich leider nicht verschieben. An anderen Tagen hätte ich alles gemacht, was ich könnte, aber ausgerechnet heute geht es nicht. Und ab morgen bin ich dann mit Kabor erst einmal weg.". Und so standen wir in Lees Wohnung und überlegten, was wir wohl machen sollten. Ich ärgerte mich Katharinas Tasche angenommen zu haben, hätte ich doch wissen sollen in welch einem Chaos all dies enden würde. "Wenn ich du wäre", begann Lee schließlich plötzlich, "dann würde ich jetzt einfach nach Ueno fahren. Mach dir einen schönen Tag und denk nicht an Katharina. Sie hat dich jetzt schon seit Tagen sitzen lassen, da würde es ihr recht geschehen, wenn sie jetzt auch einmal sitzen gelassen wird. Die Welt dreht sich schließlich nicht um sie.". Ich war ein wenig überrascht solch harte Worte von Lee zu hören, die sich sonst mit Meinungsäußerungen jeder Art sehr zurückhielt, doch sie hatte recht. Und so packte ich meine Sachen, schickte Katharina eine kurze Mail, in der ich ihr schrieb, dass ich heute tagsüber nicht da sein würde und lief endlich zum Bahnhof von Soka. Mit dem nächsten Zug führ ich bis zum weitläufigen Ueno-Park und schaute mir nach tagelangem Warten endlich die Kirschblüte an. Und im Namen der Wissenschaft schoss ich Unmengen von Bildern.


Bild1: Dieses Bild bot sich mir, als ich den Ueno-Park betrat. Massen von Menschen, die alle nur aus einem Grund gekommen waren: Die Kirschblüte.


Bild2: Ein Blick auf den wohl überfülltesten Weg des Ueno-Parks: Die zentrale Allee, die nur von Kirschbäumen gesäumt war. Einerseits kann man unzähligen Kirschbäume sehen, andererseits die Besuchermassen, die sich unter jenen langsam von einem Ende der Allee zum anderen bewegen.


Bild3: Das darf natürlich nicht fehlen: Inmitten der Menge berichtet ein Fernsehteam von dem Spektakel. Links im Bild sieht man den Kameramann, die Frau rechts im Bild mit dem weißen Pullover war die Berichterstatterin.


Bild4: Auf dem Bild sieht man, was fast jeder Passant tat: Fotografieren. Und viele beschränkten sich nicht nur auf die Kirschblüten, sondern fotografierten genauso wie ich auch die Menschen, die die Kirschblüte feierten.


Bild5: Und so sah es rund um die Kirschbäume aus: Unter den rosafarbenen Blüten waren unzählige blaue Planen ausgebreitet, auf denen die Besucher meist in größeren Gruppen Platz nahmen und die Kirschblüte feierten.


Bild6: Wer sich nun denkt, dass Japaner die Kirschblüte feiern, indem sie andächtig unter den Kirschbäumen sitzen und die Kirschblüte in ihrer Vollendung und Perfektion bestaunen, der liegt vollkommen falsch. Denn "feiern" bedeutet nichts anderes als sich gepflegt oder weniger gepflegt zu betrinken. Und das sieht man auf dem obigen Bild recht deutlich: Man findet sich in Gruppen zusammen und trinkt zusammen ausgiebig Alkohol.


Bild7: Ja, man kann es nicht oft genug betonen: Der Alkohol fließt in Strömen. Bei Jung und Alt, Jungen und Mädchen.


Bild8: Und wo getrunken wird, wird auch gegessen .


Bild9: Vor den Planen zieht man seine Schuhe aus und läuft fortan in Strümpfen. Natürlich darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch ziemlich kalt ist. Doch es gibt ein beliebtes Mittel gegen die Kälte: Man trinkt Alkohol. Wer hätte das wohl gedacht...


Bild10: In Zeiten von teuren Designerschuhen und allgemeiner Verwestlichung ist es immer häufiger geworden kleine selbstgebastelte Schuhregale aus Schuhkartons anzutreffen, vorallem bei den jungen, modebewussten Japanern und Japanerinnen.


Bild11: Von andächtiger Stille kann bei der Kirschblüte in Japan wirklich nicht die Rede sein, wenn man die zahlreichen ausgelassenen Trink- und Partyspiele beobachtet.


Bild12: Und so trinkt man oder döst vor sich hin. Oder man trinkt, bis man nur noch vor sich hin döst. Manchmal konnte man dies als Außenstehender nicht unterscheiden. Fakt ist allerdings, dass direkt neben den Kirschbäumen ein Notarztzelt aufgebaut war.


Bild13: Diese Bilder von leeren Plätzen zeigen nicht etwa, dass es an Besuchern mangeln würde, sondern sind ein Beispiel für die Anmietung großer Flächen von großen Firmen. Einige unglückliche Neulinge müssen bereits früh kommen, den Platz reservieren, aus Pappe Tische und Sitzgelegenheiten basteln und dann in der Kälte verharren, bis ihre Kollegen kommen.


Bild14: Und so sieht man nicht nur Jugendliche, sondern auch viele Geschäftsmänner. Ich habe vereinzelt sogar Gruppen von Älteren getroffen. Das Feiern der Kirschblüte ist somit nicht nur der trinkwütigen Jugend vorenthalten, sondern ein Fest für jeden.


Bild15: So lernt man sich kennen: Vorgesetzte (links) und neue Angestellte (rechts). Ein typisches Bild bei der Kirschblütenschau. Und immer sahen die jungen Angestellten recht unglücklich und angespannt aus.


Bild16: Wo in Japan große Feste und Menschenmassen sind, können die typisch japanischen Verkaufsbuden nicht weit entfernt sein. Und so fand sich im Ueno-Park, nicht weit von den Kirschbäumen entfernt, ein Abschnitt, in dem man warme Mahlzeiten und natürlich Alkohol kaufen konnte.


Bild17: Bei meinem Spaziergang durch den Park, fand ich auch einen kleinen Schrein, der allerdings gerade renoviert wurde.


Bild18: Nicht weit entfernt brannte die Flamme von Hiroshima, ein Mahnmal an den Abwurf der zwei Atombomben vor knapp sechzig Jahren. Angeblich stammt die Flamme, die man im inneren der metallenen Taube brennen sieht, aus den Ruinen Hiroshimas, nach dem Abwurf der Atombombe.


Bild19: Neben einem Zoo, fand man im Ueno-Park auch diesen kleinen Vergnügungspark für Kinder.


Bild20: Auf einem großen Platz, der sich rund um diesen Brunnen erstreckte, setzte ich mich am Nachmittag nieder, verspeiste meine mitgebrachten Lebensmittel und machte mich schließlich auf den Heimweg.


Die Heimfahrt von Ueno verlief problemlos, allerdings war der Zug vollkommen überfüllt. Vermutlich weil um diese Zeit viele Besucher des Ueno-Parks wieder nach Hause zurückkehrten. Als ich schließlich im Wohnheim ankam, war es bereits dunkel. Ein Blick in mein E-Mail-Fach verriet, dass Katharina meine E-Mail erhalten hatte und noch diesen Abend vorbeikommen wollte, um ihre Reisetasche abzuholen. Zwischen neun und zehn Uhr abends wollte sie vorbeikommen, letztlich kam sie irgendwann nach zehn Uhr. Noch eine Weile unterhielten wir uns zwischen Tür und Angel, doch von meinem Ärger über ihre chaotische Planung verlor ich kein Wort, schließlich war es unser letztes Treffen, bevor sie wieder nach Deutschland zurückkehren würde. Als ich Katharina verabschiedet hatte, schaute ich mir vor dem Einschlafen am Laptop noch meine Bilder an und war zufrieden mit den Aufnahmen, die ich gemacht hatte. "Die Bilder werden sicher auch meiner Professorin gefallen", dachte ich mir und schlief mit dem Gefühl ein der großen Welt der Wissenschaft einen kleinen Dienst geleistet zu haben.

Montag, 27. April 2009

Vorboten

Eine Weile lang schaute ich auf den Briefumschlag, den ich aus dem Briefkasten gefischt hatte. Und obwohl ich ihn noch nicht einmal geöffnet hatte, spürte ich förmlich wie er eine neue Zeit einläutete. In sauberem Japanisch war auf dem Brief mein Name und meine Anschrift vermerkt, gleich daneben das Logo der Dokkyo-Universität. Doch all dies kümmerte mich herzlich wenig, denn es waren zwei japanische Schriftzeichen, die meine gesamte Aufmerksamkeit einfingen: "Oberkurs Eins". Es waren diese zwei Zeichen auf dem Briefumschlag, die für mich offiziell den Countdown des neuen Semesters einläuteten. Während der letzten Wochen war der Unterricht für mich stets irgendwo am Ende der vorlesungsfreien Zeit angesiedelt gewesen. Namenlos. Ohne Datum. Irgendwann würde er beginnen, doch ich hatte mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Doch nun wurde mir schlagartig bewusst, dass ich schon in wenig als zwei Wochen wieder die Schulbank drücken würde, nun aber im Oberkurs. Eine ganze Weile lang blickte ich auf die zwei simplen Schriftzeichen, die so viel Eindruck hinterlassen hatten, bevor ich den Brief letztlich öffnete: Eine Liste von Büchern und Unterlagen, die ich vor Unterrichtsbeginn zu besorgen hatte, nicht mehr. Sorgfältig faltete ich die Liste wieder zusammen, steckte sie zurück in den Umschlag und legte den Brief auf meinen Schreibtisch.
Am Abend des gleichen Tages klingelte es. Mit Jogginghose und T-Shirt schlurfte ich zur Wohnungstür und erwartete eigentlich Lee, wer sonst würde mich am Abend noch besuchen kommen? Doch zu meinem Erstaunen stand ein unbekanntes Mädchen vor der Tür und lächelte mich an. Und bevor ich etwas sagen konnte, streckte sie mir ihre Hand entgegen und stellte sich vor: Ihr Name war Milena und genau wie Katharina, Marvin und Paul ("Die zehn Anderen") kam sie als Austauschstudent der Universität Duisburg-Essen. Milena? Einen Moment überlegte ich, dann fiel mir ein Gespräch mit Katharina ein. Damals hatte sie mir erzählt, dass von ihrer Universität noch eine gewisse Milena nach Japan kommen würde und nun stand dieses Mädchen wahrhaftig vor mir. Und obwohl sich Milena nur kurz vorstellen wollte, kamen wir ins Gespräch und unterhielten uns fast eine Viertelstunde lang über ihre ersten Erfahrungen in Japan und das kommende Semester an der Dokkyo-Universität. Und da ich wusste, wie man sich während der ersten Tage in Japan fühlte, bot ich ihr sogleich meine Hilfe an, wann auch immer sie diese brauchen sollte: "Klopf einfach an, wenn du Hilfe brauchst. Ich helfe gerne weiter.". Mit diesen Worten beendete ich unser Gespräch und mit einem Lächeln lief Milena die wenigen Meter bis zu ihrer Wohnung.
Kurz darauf klingelte es wieder, doch diesmal stand nicht Milena vor der Tür, sondern Lee und ein unbekanntes Mädchen. "Hey, ich bin's.", begann Lee, "Ich wollte mich erst einmal dafür bedanken, dass du gestern auf den Schlüssel aufgepasst hast. Und dann wollte ich dir Kabor vorstellen, eine Freundin von mir, die für kurze Zeit bei mir zu Besuch ist.". Ein wenig schüchtern reichte das kleine, schmächtige Mädchen mir die Hand und hauchte ein leises "Hallo.". Ich versuchte möglichst herzlich zu lächeln und fragte sie vorsichtig ein paar Fragen auf Englisch. Und so erfuhr ich, dass Kabor auch Japanologie studierte, allerdings in Hokkaido, dem nördlichsten Zipfel Japans. Wir hatten kaum drei Sätze gewechselt, da kamen unerwartet Yosuke und Milena die Treppe heraufgelaufen und ohne Rücksicht auf mein Gespräch mit Lee und Kabor zu nehmen, begann Yosuke zu reden: "Hey David, das ist Milena, eine Studentin aus Duisburg-Essen. Ich habe sie gerade im Supermarkt getroffen. Sie wohnt direkt neben uns.". Und noch während er sprach grinsten Milena und ich bereits. "Wir kennen uns schon.", sagten wir fast gleichzeitig, was Yosuke dazu veranlasste ganz verdutzt zu schauen. Es entstand eine kurze Pause, die von Lee gebrochen wurde: "Ja, Kabor und ich gehen dann wieder nach oben, wir wollten nur mal kurz 'Hallo' sagen.". Und nachdem ich die beiden verabschiedet hatte, wechselte ich noch ein paar Worte mit Milena und Yosuke, bevor ich mich wieder in mein Zimmer zurückzog.
"Erst gestern habe ich Dominic zum Flughafen gebracht und habe mich noch wie im Urlaub gefühlt", schoss es mir durch den Kopf, als ich in meinem Zimmer saß, "Und bereits heute fühle ich mich dem neuen Semester so nahe.". Ich dachte daran wie Lee wieder zurückgekommen war, ich Milena kennengelernt hatte und den Brief von der Universität erhalten hatte und musste lächelnd den Kopf schütteln. Das neue Semester schien nur auf den geeigneten Moment gewartet zu haben, um sich anzukündigen.

Sonntag, 26. April 2009

Dominics Geschichte

Obwohl der Wecker auf Sieben Uhr gestellt war, waren Dominic und ich bereits um Sechs Uhr wach. Da wir bereits am Vortag alles gepackt hatten, hätten wir eigentlich entspannt liegen bleiben können, um den letzten Morgen in Japan in Ruhe zu genießen, aber selbstverständlich lies uns die anstehende Hektik keine Ruhe und so hüpften wir unerwartet munter aus unseren Betten, machten uns fertig, frühstückten und verbrachten unsere überschüssige Zeit damit fünfmal zu überprüfen, ob wir auch wirklich alles eingepackt hatten. Und dann machten wir uns samt Gepäck auf in Richtung des Internationalen Flughafens Narita.
Um Acht Uhr waren wir am Bahnhof in Soka und quetschten uns zu den allmorgendlichen Pendlern in den Zug. Es war mir ein wenig unangenehm solch einen großen und schweren Koffer zwischen die Fahrgäste zu rammen, denn es war ohnehin kaum Platz in der überfüllten Bahn und scheinbar jeder schien sich an dem Koffer zu stoßen oder hängenzubleiben. Und so hatte ich ein wenig das Gefühl, dass ich als stämmiger Europäer mit Dominics großem Koffer und meiner vollgepackten Rucksack den Platz von fünf Japanern beanspruchen würde, darauf ansprechen tat mich aber natürlich niemand. Dennoch war ich froh, als ich in Kita-Senju endlich die Bahn verlassen und gemeinsam mit Dominic zum Anschlusszug eilen konnte. Hatte ich insgeheim gehofft, dass dieser nicht ganz so voll sein würde, musste ich mich von Neuem in einen heillos überfüllten Zug drängen und irgendwie den Koffer in die Menge pressen. Einige Minuten stand ich da, in denen meine Beine fest den Koffer umklammerten, damit dieser bei dem ständigen Geschaukel nicht zu einem Geschoss werden würde, dass die Kniescheiben der benachbarten Japaner zu zertrümmern drohte, während ich mich meinen Oberkörper verbog, um mich an einer Haltestange festhalten zu können. Eigentlich könnte man annehmen, dass man in solch einer gedrängten Menschenmasse von den umstehenden Personen an Ort und Stelle gehalten werden würde, doch bedauerlicherweise traf dies auf große, schwere Ausländer wie mich nicht zu, denn immer wenn ich leicht in eine Richtung schaukelte, spürte ich, wie ich die nebenstehenden Fahrgäste beinahe von den Füßen riss. Und so stand ich knapp eine Viertelstunde da, mit verkrampften Beinen, überspannten Armen und schrecklichen Rückenschmerzen. Aber glücklicherweise verließ nach einigen Stationen ein Großteil der Fahrgäste das Abteil, weshalb die letzten Minuten bis zum Bahnhof von Nippori regelrecht angenehm waren.
Der Bahnhof von Nippori? Manch einem Leser mag der Name bekannt vorkommen. Und das zurecht. Denn Nippori war jener Bahnhof, an dem ich mich vor drei Wochen, als ich Dominic vom Internationalen Flughafen Narita abgeholt habe, vollkommen verirrt hatte ("Nie wieder Nippori"). Nie wieder Nippori, hatte ich mir damals gesagt und hätte es dabei wohl auch belassen, wäre es nicht mit Abstand die kostengünstigste und schnellste Anbindung zum Flughafen. Am Vorabend, während ich mit der Planung der Route beschäftigt gewesen war, hatte ich sogar extra Dominic gefragt, ob er über Nippori fahren wollen würde und auch er hatte nur zugestimmt, nachdem ich ihm die umständlichen und zeitaufwendigen Alternativen gezeigt hatte. Und so kamen wir schließlich mit Dominics Gepäck in Nippori, dem Bahnhof des Grauens, an und er machte seinem Namen alle Ehre: Wie immer war es kaum ersichtlich wohin wir gehen mussten, um zu unserem Zug zu kommen, weshalb wir erst einmal hilfesuchend um uns schauten, ehe wir auf Treppenstufen schließlich die Information geschrieben sahen, die wir benötigten: Züge mit Anbindung nach Narita, bitte nach oben. Und so kraxelten wir samt Gepäck die Stufen nach oben, nur um dann die gleiche Treppe wieder nach unten zu laufen. Und so folgten wir den vollkommen irreführenden Beschreibungen und eierten eine Weile lang durch Nippori, ehe wir schließlich unser Gleis, eine riesige Baustelle, fanden. Rund eine Viertelstunde mussten wir warten, ehe schließlich der Zug einfuhr, der uns direkt nach Narita bringen würde. Zu unserem Glück war der Zug fast leer, weshalb wir uns einen passenden Platz aussuchten, unseren Koffer vor uns abstellten und uns erst einmal auf die weichen Polster fallen ließen.
Über eine Stunde sollte unsere Fahrt nach Narita dauern und so hatten Dominic und ich noch einmal Zeit über die vergangenen drei Wochen nachzudenken. Und da ich gespannt war wie Dominic Japan wohl wahrgenommen hatte, fragte ich ihn neugierig nach einem Resümée seines Aufenthalts: Was ihm gefallen hatte, was nicht. Was ihn überrascht hatte und was ihm seltsam vorgekommen war. Eine Weile lang dachte er nach, dann begann er zu berichten: "Japan ist ein wunderschönes Land und es hat mir hier sehr gut gefallen. Die vielen Sehenswürdigkeiten haben mich wirklich beeindruckt, weil es etwas ganz anderes war, als das, was man sonst immer sieht. Und ich finde auch, dass Japan ein sehr sicheres Land ist. Ich habe mich selten in einem Land so wohl gefühlt, wenn ich abends im Dunkeln durch die Straßen gelaufen bin. Insgesamt finde ich hier alle auch sehr höflich: Man sagt oft 'Danke' und 'Bitte', das gefällt mir besser, als bei uns in Deutschland. Naja, in den Zügen dann aber nicht, da sind alle unvorstellbar unhöflich: Schubsen, Stoßen und Rempeln ohne etwas zu sagen. Ja, diese überfüllten Züge waren schlimm. Und der Nachtbus. Und natürlich der Bahnhof von Nippori. Aber ansonsten finde ich das Transportsystem wirklich praktisch, weil alle paar Minuten ein Zug kommt. Aber ich muss sagen, dass ich nicht damit gerechnet hätte hier mit Englisch so gar nicht weiterzukommen. Das spricht hier ja wirklich kaum jemand. Und ohne Japanischkenntnisse findet man sich eigentlich kaum zurecht. Darum bin ich froh gewesen, dass du mir immer alles übersetzen und erklären konntest, den Japan ist zwar ein schönes und interessantes Land, aber alleine erkunden? Das finde ich ohne Japanisch sehr schwer.". Und so erzählte Dominic, während ich lauschte hin und wieder eine Zwischenfrage stellte, einige kurze Kommentare machte, oder gelegentlich zustimmend nickte. "Ich glaube ich muss jetzt aber erst einmal alles verdauen.", schloss Dominic seinen Bericht, "Wenn ich wieder in Deutschland bin und ein paar Tage Zeit hatte alles noch einmal zu überdenken, werte ich vielleicht ganz anders. Kannst mich ja dann einfach noch einmal fragen.". "Das werde ich machen", versprach ich lächelnd und so fuhren wir die letzten Minuten bis nach Narita.
Früher hatte ich immer ein wenig Angst davor Flughäfen zu betreten, da sie mir immer so weitläufig und unübersichtlich vorkamen und ehrlich gesagt habe ich bis zum heutigen Tage daran festgehalten, dass Flughäfen riesige Labyrinthe sind, durch die man stundenlang, wenn nicht tagelang, irren kann. Doch der Internationale Flughafen von Narita, der keineswegs ein kleiner Flughafen ist, hat mir gezeigt, dass man gar keine Angst vor Flughäfen habe muss, denn es gab keinen Moment, in dem Dominic und ich nicht sofort gewusst hätten, wohin wir hätten gehen sollen. Überall hingen Schilder, die leicht verständlich beschrieben, wohin man sich wenden musste und so liefen wir in nur wenigen Minuten von der Bahnstation im Untergeschoss des Flughafens bis zur Abflughalle. Zielstrebig steuerten wir auf den Check-In-Schalter zu und wir wären dort wohl auch ohne Unterbrechung angekommen, wenn uns nicht zwei japanische Sicherheitsbeamte angehalten hätten. "Nur eine zufällige Sicherheitskontrolle.", versicherte uns der Beamte, doch irgendwie fand ich es seltsam, dass ausgerechnet wir beide ausgewählt wurden. Vielleicht weil wir im Vergleich zu den anderen Passagieren doch recht groß waren? Vielleicht aber auch wirklich nur eine zufällige Stichprobe. Und so standen wir eine Weile lang neben den Sicherheitskräften und ich erklärte auf japanisch aus welchem Grund ich in Japan war, aus welchem Grund Dominic in Japan war und antwortete auf all die anderen Fragen, die mir gestellt wurden, während der andere Sicherheitsbeamte unsere Pässe kontrollierte. Und da wir offensichtlich nur harmlose Ausländer waren, durften wir nach einer kurzen Unterbrechung unseren beinahe nahtlosen Marsch von der Bahnstation zum Check-In-Schalter fortsetzen.
Mit der Air France flog Dominic und so wartete ich geduldig, während Dominic sich an den automatischen Check-In-Schaltern zu schaffen machte und schließlich sein Gepäck abgab. Und da ich so fast eine Viertelstunde alleine in der Abflughalle stand, war es nicht verwunderlich, dass irgendwann eine Dame auf mich zugelaufen kam: "Kann ich Ihnen helfen?". "Nein, danke. Ich warte nur auf einen Freund.", antwortete ich und deutete auf eine Menschenmenge vor dem Check-In-Schalter. "Sie können sich gerne dazustellen, auch wenn sie nicht einchecken.", bot die Frau mir an und lächelte mit ihrem perfekten Angestelltenlächeln. "Das ist schon in Ordnung.", erwiderte ich, "Es dauert nicht mehr lange.". Und das tat es auch nicht: Wenige Augenblicke später kam Dominic von den Schaltern zurück, nun ohne seinen großen, schweren Koffer. "Genau zwanzig Kilogramm.", verkündete er stolz, "Obwohl es bis Dreiundzwanzig Kilogramm Toleranz gibt.". Und so war auch unsere letzte Befürchtung, nämlich dass das Gepäck wegen meiner Uniunterlagen zu schwer geworden sein könnte, zerschlagen und wir standen in der Wartehalle, frei von Verpflichtungen und Stress. Und da wir noch knapp über eine Stunde Zeit hatten, liefen wir noch ein wenig durch die Abflughalle und unterhielten uns.


Bild1: Der Check-In der Air France am internationalen Flughafen von Narita. Ich finde Flughäfen sehen überall gleich aus, ganz gleich in welchem Land man sich befindet. Und so kam ich mir weniger vor wie in Japan, als viel mehr auf internationalem Boden.


Was macht man in jenen letzten Minuten bevor jemand abfliegt? Genau wusste ich es nicht und darum fokussierte ich mich auf die nahliegenden Dinge: Getränke und Essen anbieten und ein wenig über den anstehenden Flug sprechen. Und so saßen wir nebeneinander in der Abflughalle und schauten Nachrichten, während um uns herum die Menschen umher eilten und alle zielstrebig irgendetwas anvisierten. Nur wir nicht, wir saßen in unserer kleinen ruhigen Insel abseits des Trubels. Viel sprachen wir nicht, aber dennoch war es keine unangenehme Stille, denn jeder hing ein wenig seinen Gedanken nach, während wir beobachteten wie Leute kamen und gingen, Bedienstete die Mülleimer leerten und der Regen gegen die Scheibe der Wartehalle prasselte. "Regen", fuhr es mir durch den Kopf, "Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es angefangen hat zu regnen.". Obwohl ich schon seit Stunden unterwegs war, hatte ich es gar nicht wirklich bemerkt. Zu beschäftigt war ich gewesen, zu angespannt. Doch nun, nach der Anfahrt, nach dem Check-In, der Kofferaufgabe, war eine seltsame Stille eingekehrt. Noch ein letztes Mal räumten wir Dinge von Dominics Rucksack in meinen und umgekehrt, dann standen wir auf und schlenderten langsam zur Kontrolle. Ein paar letzte Worte, eine letzte Umarmung, dann lief Dominic in die Schlange der Kontrolle, während ich hinter der Absperrung zurückblieb und alles beobachtete. Und als ich so dastand und Dominic beobachtete, kniff mir jemand in die Seite: Es war Ninja. Für einen kurzen Moment wusste ich gar nicht, warum sie plötzlich neben mir stand, doch dann fiel mir ein, dass sie heute auch zurück nach Deutschland flog. "Hey, wo ist Dominic?", fragte sie und schaute um sich. "Da.", antwortete ich und deutete mit meinem Finger zur Kontrolle. "Was? Er ist schon in der Kontrolle?", fragte Ninja verdutzt nach, "Dann muss ich mich ja beeilen!". Und so wechselten wir schnell ein paar letzte Worte und ich drückte auch sie noch einmal, dann lief sie winkend mit ihrem Handgepäck Dominic hinterher. Ein letztes Mal blickte ich zu den beiden, dann drehte ich mich um und lief alleine durch die große Abflughalle. Was aus Ninja und Dominic geworden ist? Nun, das ist eine andere Geschichte.


Bild2: Die Kontrolle, durch die Dominic und Ninja gingen. Der letzte Ort, an dem ich die beiden in Japan gesehen habe.


Bild3: Das letzte Bild von Dominic, kurz bevor er in den Kontrollen verschwand.


Bild4: Durch die leeren Gänge des Flughafens lief ich einsam zurück zur Bahnstation.


Es war eine einsame Heimfahrt und der Regen schien dies auch noch passend untermalen zu wollen. Immer wieder blickte ich auf die Uhr und sagte mir in Gedanken: "Jetzt fliegt er gerade ab." oder ähnliches, doch wirklich genau wusste ich es natürlich nicht. Auch wenn wir uns in den letzten Wochen manchmal in den Haaren gehabt hatten und es nicht nur einmal anstrengend gewesen war, vermisste ich Dominics Gesellschaft. Und so saß ich alleine im Zug inmitten fremder Menschen, neben mir niemand, nicht einmal ein Koffer. Am Bahnhof von Nippori stieg ich wieder um und musste daran denken, wie ich hier das erste Mal angekommen war, als ich Dominic in Narita willkommen heißen wollte und verschlafen hatte, wie wir auf dem Rückweg in der Ticketkontrolle hängen geblieben waren und wir wir hier noch vor wenigen Stunden zu zweit gestanden hatten. Nun stand ich alleine am Gleis und schaute in den Regen. Und so fuhr ich nach Kita-Senju, nach Soka und lief schließlich bis zum Wohnheim. Die Wohnung war noch genau so, wie wir sie am Morgen zurückgelassen hatten: Die Reste von Frühstück lagen noch auf dem Tisch, in meinem Zimmer war noch Dominics Futon auf dem Boden ausgerollt. Einen Moment schaute ich gedankenverloren darauf, dann überkam mich die Müdigkeit und ich legte mich in mein Bett und schlief ein.


Bild5: Der hässliche und verregnete Bahnhof von Nippori. Fotografiert während ich auf meinen Zug warten musste.


Nach einigen Stunden wachte ich wieder auf, doch wirklich fit war ich nicht und so verbrachte ich den Rest des Tages im Bett. Erst am Abend stand ich noch einmal auf, als es an der Tür klingelte. Es war Lee, die soeben vom Flughafen gekommen war. "Wegen schlechten Wetters wurde mein Flug gecancelt, deswegen bin ich erst heute gekommen.", begrüßte sie mich. Und so unterhielten wir uns für einen Moment, bevor ich ihr den Schlüssel zu ihrer Wohnung gab, den Katharina mir am Vorabend überreicht hatte, und Lee sich verabschiedete. Es waren nur wenige Sätze, die wir gewechselt hatten, doch es war genug um zu verstehen, dass ich nicht alleine war, obwohl Dominic nun gegangen war.

Samstag, 25. April 2009

Katharina und das Dilemma des letzten Abends

Erst blickte ich zu Katharina, dann zu Dominic und dann wieder zu Katharina. "Ja, also eigentlich..." begann ich, doch Katharina unterbrach mich sofort: "Das ist ein Befehl!". Was wohl als eine schnippische, aber nette Bemerkung gemeint war, klang in meinem Ohren einfach nur unhöflich. "Wenn ich die Pakete alleine zur Post tragen könnte, würde ich es ja machen. Und ich habe bis jetzt auf Lee gewartet, aber sie kommt einfach nicht.". Katharina blickte mich forsch an, gerade zu so als hätte sie ein Anrecht darauf, dass ich ihr helfen müsste. Wieder blickte ich zu Dominic und zuckte mit den Schultern. "Naja, es geht ja wohl nicht anders", sagte Dominic mit finsterem Blick und einer Miene, die verriet, dass er wohl lieber etwas ganz anderes gesagt hätte. "Dann mache ich mich schnell fertig und du kannst in ein paar Minuten hochkommen", sagte Katharina schnell, ohne auch nur eine zustimmende Antwort von mir abzuwarten. Und eben so überraschend wie sie vor wenigen Augenblicken in der Tür gestanden hatte, war sie auch wieder verschwunden. Und mit ihr auch die Hoffnung Dominics letzten Abend in Japan wie geplant zu verbringen.
Knapp eine halbe Stunde später lief ich gemeinsam mit Katharina und einem recht schweren Paket in den Händen durch Soka. Ich war verärgert. Verärgert darüber, dass ich gemeinsam mit Dominic den ganzen Vormittag mit den Reisevorbereitungen verbracht hatte, um einen freien Abend zu haben und nun doch nichts gemeinsam mit ihm unternahm, weil ich Katharina half ihre Pakete zur Post zu tragen. An sich helfe ich gerne, wenn jemand alleine nicht weiterkommt, aber hätte Katharina nicht wenigstens vorher Bescheid geben können? Schließlich kann ihr ja nicht erst vor einer Stunde eingefallen sein, dass sie noch unbedingt zwei Pakete zur Post bringen musste.
"Hier sollte die Post eigentlich sein.", sagte Katharina und blickte sich suchend in der Straße um. "Wie ich bereits sagte", begann ich meinen Satz und versuchte nicht zu vorwurfsvoll zu klingen, "Wir laufen schon seit über einem halben Jahr genau diesen Weg zum Bahnhof. Ich denke es wäre uns aufgefallen, wenn hier eine Postfiliale gewesen wäre.". Und während Katharina noch ein zweites Mal die Straße ablief und ich schulterzuckend hinter ihr her schlurfte, ärgerte ich mich über Katharinas kopflose Planung. Ich hätte wissen sollen, was auf mich zukam, als sie begonnen hatte von einer Postfiliale ganz in der Nähe zu sprechen, die mir bisher aber noch nie aufgefallen war. Nein, eigentlich hätte ich meinen Unmut schon aussprechen müssen, als ich wenige Minuten nach Katarinas Besuch nach oben gegangen war und erst einmal eine Viertelstunde hatte warten müssten, ehe sie bereit war das Haus zu verlassen. Warum hatte sie mich dann schon so früh herbestellt, wenn sie offensichtlich noch so viel mehr Zeit benötigt hatte? Und wo um alles in der Welt war diese Postfiliale, von der Katharina die ganze Zeit sprach? "Vielleicht sollten wir einfach mal in einem Geschäft fragen? Sicher kann uns jemand helfen.", versuchte ich unsere orientierungslose Suche zu beschleunigen. "Ja, eine gute Idee.", sagte Katharina und lief zielstrebig auf den nächsten Laden zu. Kurz davor blieb sie stehen, legte ihr Paket auf den Boden und begann sich in der Gegend umzusehen. "Ich warte hier, bis du fertig bist.", sagte sie knapp und tat so, als hätte sie mit der Suche nach der Postfiliale gar nichts zu tun. Innerlich verdrehte ich die Augen, doch statt einer kritischen Bemerkung atmete ich einmal tief durch, ging in das Geschäft und fragte nach der Postfiliale. "Postfiliale? Hier? Davon weiß ich nichts.", sagte die Frau und so war ich so klug wie zuvor. Als wir zum nächsten Geschäft kamen, stellte ich mich einfach vor den Eingang und sagte ernst "Ich warte hier, bis du gefragt hast." und begann mich scheinbar interessiert in der Gegend umzuschauen. Und so fragte diesmal Katharina nach dem Postamt, verstand die Antwort aber nicht und so musste ich letztlich doch noch einmal selbst nachhaken, um endlich die Wegbeschreibung zu einem Postamt zu erhalten, das aber ein ganzes Stück entfernt zu sein schien.
Als wir im Wohnheim gestartet waren, hatte ich scherzhaft gesagt, dass wir die Pakete tauschen würden, wenn wir die Postfiliale nicht sofort finden würden. Und da wir die Postfiliale tatsächlich nicht sofort fanden, tauschten wir die Pakete dann auch. Ich staunte nicht schlecht, als ich das Paket in Händen hielt, das Katharina bisher getragen hatte, denn es war so leicht, dass ich für einen Moment ernsthaft bezweifelte, dass sich irgendetwas darin befand. "Was hast du denn in deinem Paket?", fragte ich neugierig nach und es hätte mich nicht überrascht, wen die Antwort "vier Packungen Taschentücher" gewesen wäre. "Ach, nur ein paar Plastikfiguren", antwortete Katharina, "Und das andere ist voller Bücher.". "Und das gibt sie natürlich mir zu tragen.", dachte ich mir stumm und fragte mich, warum Katharina die beide Pakete nicht alleine hätten tragen können. Das eine Paket war schließlich so leicht und handlich, dass man es bequem auf das andere Paket hätte legen können, ohne dass sich das zusätzliche Gewicht bemerkbar gemacht hätte. Aber wenigstens hatte sie ohne zu murren die Pakete getauscht, musste ich ihr anrechnen.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis wir irgendwo die kleine Postfiliale fanden, fast zehn Minuten von dem vermuteten Standort entfernt. Als Katharina begann Andeutungen zu machen, dass ich das Paket für die aufgeben solle, verdrückte ich mich schnell. Das konnte sie nun wirklich alleine erledigen. Mittlerweile war es schon später Nachmittag und da Dominic vermutlich keine Lust mehr haben würde in die Kälte hinaus zu gehen, lief ich auf dem Rückweg schnell an einem Supermarkt vorbei und kaufte vorsorglich Proviant und Getränke für die morgige Fahrt zum Flughafen und Dominics Rückflug. Als ich dann endlich ins Wohnheim zurückkehrte, war es bereits dunkel und ein Großteil des geplanten gemeinsamen Abends war bereits vorüber. "War Lee hier?", fragte ich Dominic, der auf dem Bett saß und mit seinem Nintendo DS spielte. Er schüttelte den Kopf und deutete auf den Schlüssel, der noch unverändert auf dem Küchentisch lag. Ja, da lag er noch, der Schlüssel, der alles ins Rollen gebracht hatte. Denn obwohl Lee mittlerweile schon längst wieder aus den U.S.A. hätte zurückkehren sollen, hatte niemand ein Wort von ihr gehört. Und da keiner so recht wusste, wann sie nun ankommen würde, musste selbstverständlich immer jemand da sein, gesetzt den Fall, dass sie heimkehren und vor einer verschlossenen Wohnungstür stehen würde. Diese ganze missliche Situation hatte von Anfang an verhindert, dass Dominic einfach mitgelaufen wäre und der Besuch der Postfiliale und des Supermarktes einfach zu einem Bestandteil des letzten Abends geworden wären, schließlich hatten wir ohnehin eine Spaziergang geplant.
Ich war noch keine zehn Minuten in der Wohnung, da klopfte es an die Tür und Katharina stand wieder da. Diesmal wollte sie ihre Tasche in meiner Wohnung unterstellen, während sie für die nächsten Tage nach Kyoto reisen würde. "Und wann holst du sie wieder ab?", fragte ich nach, um ein mögliches Chaos zu verhindern. "Am Freitagabend. Oder am Samstag. Mal schauen.", lachte sie, doch zum Lachen war mi nicht zu Mute. "Mir wäre es lieber, wenn ich es jetzt schon wüsste, damit ich mich darauf einstellen könnte.", beharrte ich doch Katharina wand sich wie eine Schlange aus der Verantwortung ein konkretes Datum zu geben. Also klammerte ich mich an den letzten Strohhalm, der mir geblieben war: "Dann schick mir rechtzeitig eine E-Mail, damit ich dann auch sicher da bin, okay?". Mehr als die Hoffnung, dass sie es auch machen würde, blieb mir nicht. Als sie wieder nach oben gehen wollte, wollte ich ihr den Schlüssel für Lee wieder geben, doch sie lehnte ab: "Ich bin morgen nicht da. Lass also den Schlüssel hier, falls Lee kommen sollte.". "Ich bin aber morgen auch nicht da, ich bringe Dominic zum Flughafen. Du musst dir also jemand anderen suchen, der auf euren Wohnungsschlüssel aufpasst." erwidert ich und wollte ihr den Schlüssel geben, doch sie nahm ihn nicht an und lächelte nur: "Ja, da fällt dir sicher jemand ein. Ich bin jetzt erstmal beschäftigt.". Und mit diesen Worten verschwand sie durch die Tür und ich stand mit ihrem Wohnungsschlüssel alleine im Raum.
Es dauerte nicht lange und es klopfte wieder an die Tür. Mittlerweile war es schon fast acht Uhr und sowohl ich, als auch Dominic ärgerten sich, dass wir so gar nicht dazu kamen irgendetwas zu machen. Einmal mehr stand Katharina vor der Tür, diesmal mit ihrer Tasche. Nachdem sie diese im Abstellraum deponiert hatte, stand sie in der Tür und begann zu reden. Aber reden wollte ich nicht, schließlich war es schon spät genug. "Naja, ich muss jetzt auch Abendessen machen.", bat ich sie höflich zu gehen, doch Katharina blickte nur neugierig zum Herd und fragte forsch nach, was es denn gäbe. "Das entscheiden wir später. Zu zweit.", sagte Dominic, der mit verschränkten Armen auf der anderen Seite des Raumes stand und sich schon seit Stunden darüber aufregte, dass Katharina seinen letzten Abend in Japan so gekonnt sabotierte. Doch auch diesen Wink verstand Katharina nicht und so trottete Dominic kopfschüttelnd zurück in mein Zimmer und spielte wieder Nintendo DS. Alleine. Es dauerte schließlich mehr als eine Viertelstunde, bis ich Katharina endlich dazu bewegen konnte zu gehen und ich mich tatsächlich dem Abendessen widmen konnte.
Hatte ich eigentlich etwas Aufwendiges für Dominics Abschied geplant, kochte ich stattdessen nur einen Topf Fertigspaghetti, den wir aßen, während wir vor dem Einschlafen noch einen Film schauten. Und das war dann Dominics letzter Abend in Japan: Stundenlanges Warten, ein Topf Spaghetti und ein Film. Darum konnte ich ihm auch nicht übel nehmen, dass er ein wenig geknickt war, ich ärgerte mich schließlich auch. Als unser Film dann vorbei war, schliefen wir fast augenblicklich ein, schließlich war es schon spät und uns stand ein anstrengender Tag bevor. Und als ich einschlief hatte ich vollkommen vergessen, dass auf dem Küchentisch noch immer der Schlüssel von Lee lag.

Freitag, 24. April 2009

Déjà-vu in Tokyo

Es ist Tag 192 in Japan und gemeinsam mit Dominic fuhr ich heute nach Tokyo, um ihm einige Orte zu zeigen, die ich bereits vor einigen Monaten selbst schon einmal besucht hatte: Das Einkaufs- und Vergnügungsviertel Harajuku ("Downtown Medley - Harajuku, Shinjuku und zurück"), den weitläufigen Yoyogipark ("Downtown Medley - Spaziergang durch den Yoyogipark") sowie den Meiji-Schrein am Rande des Yoyogiparks, den ich mir aus Zeitgründen noch nicht angesehen hatte, obwohl ich schon einmal unmittelbar an ihm vorübergelaufen war. In Harajuku starteten wir unseren Besuch der Metropole und liefen durch die belebten Straßen bis zum Meiji-Schrein. Nach einer ausgiebigen Erkundung des Geländes und dem Gefühl für einen Moment wieder in Kyoto zu sein, betraten wir den nahgelegenen Yoyogipark und spazierten eine Weile lang unter den spießenden Bäumen umher, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machten.


Bild1: Das große hölzerne torii, das den Eingang zum Gelände des Meiji-Schreins markiert. Nach den unzähligen knalligen, roten torii in Kyoto war ich froh zur Abwechslung einmal ein andersfarbiges torii zu sehen.


Bild2: Nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald, der das Gelände vom Trubel Tokyos abschirmt, erreichte man schließlich den Eingang zum eigentlichen Gelände des Meiji-Schreins.


Bild3: Die große Haupthalle des Meiji-Schreins, von der aus man einen Blick in einen kleinen Innenhof werfen konnte. Es fällt auf, dass das Schreingelände viel leerer ist als die Touristenmagneten in Kyoto.


Bild4: Ein Blid von einem Seitentor des Schreingeländes. Eigentlich wollte ich aber die Angestellte in ihrem rot-weißen Outfit fotografieren, wie es fast alle Leute tragen, die an einem Schrein arbeiten.


Bild5: Ein Blick in den kleinen Innenhof jenseits der Haupthalle. Hinter dem großen Kiesfeld befand sich eine weitere Halle, in der ein Shintopriester gerade eine Zeremonie abhielt.


Bild6: oodaiko nennt man in Japan diese riesigen Trommeln. Und das heißt es auch übersetzt: "große Trommel". Sie stand in einer Ecke des Innenhofes.


Bild7: Auf dem Tempelgelände standen einige riesige Bäume, die von hunderten von ema umringt waren, den kleinen fünfeckigen Holztäfelchen, auf denen man seine Wünsche notieren kann.


Bild8: Ich finde, dass man dem Tempel ansieht, dass er verhältnismäßig modern ist, wurde er doch erst vor knapp neunzig Jahren zu Ehren des verstorbenen japanischen Tenno, also dem japanischen Kaiser, gebaut.


Bild9: Inmitten all der Holzgebäude fällt dieses moderne Gebäude aus Metall und mit Glasscheiben gar nicht auf. Interessant, dass sich auch ein offensichtlich nachträglich hinzugefügtes Gebäude mit modernen Elementen so fließend in die Umgebung einfügt.


Bild10: Ein letzter Blick auf den Meiji-Schrein sowie die moderne Kulisse Tokyos. Es war ein wenig als wäre ich wieder in Kyoto, bei all den Tempeln und Schreinen.


Bild11: Nach dem Besuch des Meiji-Schreins, spazierten Dominic und ich eine Weile lang durch den angrenzenden Yoyogipark. Es war ein sehr vertrautes Gefühl wieder auf genau jenen Wegen zu laufen, auf denen ich bereits einige Monate zuvor den Park beschritten hatte.


Bild12: Unter den Kirschbäumen, die allmählich begannen zu blühen, saßen Jugendliche in der Kälte beisammen. Es ist in Japan Tradition sich zum Beginn der Kirschblüte unter eben jener einzufinden und zu feiern.



Film1: Was man auf den Bildern nie sieht, sind die zahlreichen Krähen im Yoyogipark, die man beim Spazieren ununterbrochen hört. Darum habe ich versucht in diesem Video möglichst viele Krähen aufzunehmen. Die Geräuschkulisse erinnert übrigens ein wenig an das permanente Krähen, dass ich manchmal morgens auf dem Weg zur Universität höre, wenn die Krähen Ausschau nach Essensresten im Müll halten ("Brennbar oder nicht. Das ist die Frage.").

Ein Tag in Yokohama - Von Irland bis China

An meinem 190. Tag in Japan war ich mit Dominic, Katharina und Ninja nach Yokohama gereist. Nachdem wir vom höchsten Gebäude Japans aus in den Himmel geschaut hatten und an der Küste unsere Blicke über den Pazifik hatten schweifen lassen, waren wir eine Weile lang entlang der Küstenpromenade spaziert, ehe wir uns dazu entschieden dem Meer den Rücken zuzuwenden und uns landeinwärts zu bewegen. Dieser zweite Beitrag beschreibt unsere Erkundungstour durch die Innenstadt Yokohamas, durch Einkaufsstraßen, vorbei an irischen Straßenfesten, bis hin zu einem chinesischen Viertel.


Bild1: Immer weiter entfernten wir uns von der Küste Yokohamas und liefen durch die belebten Einkaufsstraßen. Schon bald fielen mir die vielen grünen Luftballons auf, die aus der Menschenmasse hervorstachen, doch vorerst konnte ich nichts damit anfangen.


Bild2: Hier witterte ich den Ursprung der grünen Luftballons, schließlich konnte es kein Zufall sein, dass eine Gruppe von grüngekleideten Menschen ohne Grund in der Fußgängerzone stand. Wozu diese Leute sich hier versammelt hatten, fand ich nicht heraus, aber sie gaben ein eindrucksvolles Bild ab und viele Leute blieben stehen und schauten neugierig.


Bild3: Zu der Gruppe der Grünen gehörte ein Maskottchen, dass ein wenig wie eine laufende Kartoffel aussah. Ich fragte mich, ob diese Kartoffel und die Grünen für Naturschutz oder Ökoprodukte warben, aber nirgends war auch nur ein Schild oder eine Infotafel zu sehen. Den vielen Kindern war dies aber auch egal, sie erfreuten sich an der laufenden Kartoffel, während ihre Eltern freudig Fotos schossen. 


Bild4: Wenig später trafen wir mitten in der Fußgängerzone auf eine irische Tanzgruppe, die sich nach einer kurzen Aufführung werbewirksam für ein Gruppenfoto aufstellte. Wie sich herausstellte gehörten die grünen Luftballons und vermutlich auch die Menschen in Grün zu einer Initiative, die den irischen St. Patricks Day in Japan feierten.


Bild5: Der Frühling hält Einzug in Japan: Blühende Bäume in Yokohama.


Bild6: Nach dem Spaziergang durch die Einkaufsstraßen Yokohamas kamen wir in einem chinesischen Viertel an. Auf diesem Bild sieht man einen chinesischen Tempel, der sich optisch sehr von den japanischen Schreinen und Tempeln unterscheidet, die ich in Kyoto gesehen habe.


Bild7: Ein weiteres Foto vom Eingang des Tempelgeländes. Obwohl die Schriftzeichen über dem Eingang für Laien genauso aussehen wie japanische Schriftzeichen, sind sie ohne Chinesischkenntnisse oft nur schwer zu erkennen. Darum kann ich leider nicht sagen wie dieser Tempel hieß. Besonders hervorheben möchte ich die kunstvoll verzierten Treppenstufen, die man gerne übersieht. Im Vergleich zu japanischen Tempeln waren dieser viel prunkvoller und pompöser. Allerdings fragte ich mich, ob der Tempel ein repräsentatives Beispiel für chinesische Baukunst darstellte, oder nur ein besonders prunkvolles Gebäude war, um im Ausland Werbung für den Reichtum Chinas zu machen. 


Bild8: Eine beeindruckende Drachenstatue auf dem Dach des Tempels. Im Gegensatz zu japanischen Bauten scheint man in China farbenfroher zu sein. Unter dem Dach hingen unzählige, metallene Laternen mit grazilen Figuren und Darstellungen.


Bild9: Dominic und Ninja vor einer chinesischen Löwenstatue. Ja, diese Löwenstatuen gibt es nicht nur in japanischen Tempeln und Schreinen.


Bild10: So muss es sich wohl anfühlen, wenn man durch die Gassen Pekings oder Shanghais geht: Ein Blick in eine belebte Einkaufsstraße irgendwo im chinesischen Viertel in Yokohama.


Bild11: Ein weiterer Eindruck von einer belebten Straße im chinesischen Viertel.


Bild12: Ein Bild von einem weiteren Tempel, der ebenso prunkvoll und pompös wie der Vorherige ist.

Bild13: Irische Luftballons im chinesischen Viertel Yokohamas, fotografiert von einem Deutschen. Ein wahrlich internationales Zusammentreffen verschiedener Kulturen.


Nachdem wir das chinesische Viertel verlassen und noch ein Stück durch die Einkaufsstraßen Yokohamas gelaufen waren, kamen wir an einer kleinen Bahnstation an, in der wir in die nächste Bahn einstiegen und unsere fast zweistündige Heimfahrt antraten. Unterwegs verabschiedeten wir uns von Ninja und so kamen Katharina, Dominic und ich am Abend wieder in Soka an. Der Tag war schön aber auch anstrengend gewesen und so fielen Dominic und ich schon bald in unsere Betten und schliefen ein.