Dienstag, 24. Februar 2009

Downtown Medley - Spaziergang durch den Yoyogipark

Ausgerüstet mit Essen, Trinken, Reiseführer und Kamera war ich am Vormittag meines 148. Tages in Japan mit der Bahn quer durch Tokyo bis zum Stadtteil Omotesandou gefahren. Zwischen den Wolkenkratzern folgte ich der Hauptstraße vorbei an Universitäten, Geschäftsgebäuden und einigen Läden in Richtung des lebhaften Stadtteils Shibuya. Mit staunenden Blicken lief ich sowohl entlang der großen, überfüllten Straßen als auch durch die kleinen, gedrängten Gässchen dieses lebhaften Vergnügungsviertels. Nachdem ich mich insgesamt fast eine Stunde lang mit dem Strom der Menschenmassen bewegt hatte, entschied ich, dass ich abseits der Hektik in den Nebenstraßen ein wenig Ruhe finden wollte. Dieser zweite Beitrag beschreibt meine Erkundungstour durch die Straßen und Gassen Shibuyas jenseits des großen Trubels und den weitläufigen Yoyogipark, der wie eine ruhige Insel inmitten der Geschäftigkeit Tokyos schwimmt.


Bild16: Man mag kaum glauben, dass zwischen den überfüllten Straßen Shibuyas aus dem letzten Beitrag und diesem Bild lediglich rund einhundert Meter Entfernung liegen. Durch eine Bahnlinie voneinander getrennt, könnte man nach dem Durchlaufen der Unterführung denken, man wäre an einem ganz anderen Ort in Tokyo. Übrigens: Der geschäftige Teil Shibuyas befindet sich in diesem Bild auf der linken Seite.


Bild17: Auch das ist Shibuya nur knapp einhundert Meter von den hippen, jungen und vergnügungswütigen Menschenmassen entfernt: Obdachlose am Straßenrand, in den Parks oder unter Brücken. Solche Bilder sieht man seltener von Shibuya.


Bild18: Shibuya, wie man es selten sieht: Kaum Autos, kaum Menschen. Statt Menschenmassen sieht man Bäume und kleine Grünanlagen. Auf der rechten Seite kann man jenseits der Grünflächen die Hochhäuser sehen, die die überfüllten Straßen säumen.


Bild19: Durch kleine, steile Straßen machte ich mich auf den Weg in die Richtung des Yoyogiparkes. Man mag kaum glauben, dass diese ausgestorbenen Gassen mit den heruntergekommenen, graffitibeschmierten Häusern in unmittelbaren Nachbarschaft des bunten Treibens sind. Ich war selbst überrascht, dass mir in diesen Straßen wirklich fast niemand begegnet ist. 


Bild20: In unmittelbarer Nähe des Yoyogiparks stehen die Gebäudes von NHK, dem größten und bekanntesten Fernsehsender Japans. Ich habe sogar mehrere Fernsehteams getroffen, die vor dem Gelände live-Berichte machten. Es war einmal interessant zu sehen, wie Reporter tatsächlich an einer Kreuzung stehen und berichten, während ein Hilfsarbeiter, für das richtige Licht sorgt und ein Kameramann alles filmt. Diese Gegend Shibuyas war geprägt von großen Gebäuden und weitläufigen Plätzen. Nichts erinnert an die kleinen, heruntergekommenen Seitengassen oder die überfüllten Vergnügungsviertel nur wenige Minuten entfernt.


Bild21: Ein wenig hilflos lief ich eine Weile lang an einer Autobahn entlang. Auf der linken Seite ist bereits der Yoyogipark, doch wie man sieht, gab es keine Möglichkeit dorthin zu gelangen. So lief ich eine Weile lang an den Autos vorbei, bis ich zu einigen Sportanlagen kam, von denen aus eine Brücke über die Autobahn direkt in den Yoyogipark führte.


Bild22: Ein großer Sportplatz, der zwischen den Filmstudios von NHK und dem Yoyogipark lag. Unzählige Sportler trainierten dort, vor allem Leichtathleten. Angrenzend befand sich ein etwas heruntergekommener Basketballplatz, an dem viele japanische Jugendliche mit Kopftuch, Baseballcap, Baseballshirts und Baggypants spielten, sich mit ihren Freunden trafen, Hip-Hop hörten und schreiend durch die Gegend rannten, was auf mich einen recht US-amerikanischen Eindruck machte.


Bild23: Nahe der Sportanlagen wieder das gleiche Bild: In den Grünanlagen haben Obdachlose ihre Behausungen errichtet und regelrechte Siedlungen gegründet. Es rührte mich sehr, als ich ein wenig abseits auf einem Grasstreifen einen Obdachlosen sah, der mit einem imaginären Golfschläger seinen Abschlag trainierte. Offensichtlich hatte er früher viel Golf gespielt, ehe er alles verlor.


Bild24: Ein letzter Blick auf Shibuya, mit seinen vielen Gesichtern. Man sieht vor dem Hintergrund vieler größerer, eindrucksvoller Gebäude, einen der vielen großen Plätze, an denen Leute in der Sonne saßen, Händler an kleinen Ständen ihre Waren darboten, Jugendliche Tanzchoreographie übten oder einfach nur Bilder schossen.


Bild25: Mein erster Blick auf den Yoyogipark. Im Hintergrund sieht man die Kulisse Tokyos, die die Größe des Parks erahnen lässt.


Bild26: Fast an jeder Ecke des Parks hörte man Menschen, die Instrumente übten oder kleine Vorführungen gaben. Saxophonspieler, die Tonleitern übten, Gitarrenspieler, die zu ihren eigenen Lieder sangen, oder wie hier eine Jazzcombo, die mit ihren Melodien die Besucher des Parks begeisterte. Für einige Minuten setzte auch mich auf eine der vielen Bänke, genoss die Sonne, hörte den Musikern zu und entspannte mich von dem bisherigen Fußmarsch.


Bild27: Straßenkünstler traf man überall im Yoyogipark. Beispielsweise diese Jongleure, die interessante Kunststücke mit ein paar Bällen machten.


Bild28: Der Junge links im Bild beherrschte wirklich unglaubliche Kunststücke mit seinem Jojo. Weiter vorne spielten Federballspieler, rechts warfen sich zwei Jungen einen Baseball hin und her. Während man über die Wege spazierte und all den Leuten zusah, hatte man das Gefühl durch einen kleinen Zirkus zu gehen, der an jeder Ecke etwas anderes anbot, dem man minutenlang hätte zusehen können. Da waren Musiker, Artisten, Künstler, Gruppenchoreographen, Fotographen und Zeichner. Und jeder schien vollkommen vertieft in sein Hobby zu sein. Es lässt sich schwer in Worte fassen welch eine lebhafte, interessante Atmosphäre sich mir hier bot. 


Bild29: Von einem Weg zwischen den Bäumen aus, warf ich einen Blick auf die großen Rasenflächen, auf denen Japaner allerlei Freizeitsportarten mehr oder weniger professionell nachgingen. Da warf man sich Bälle zu, spielte diverse Spielarten mit Schlägern, rannte um die Wette, kickte einen Ball über die Wiese oder tanzte. Oder man saß einfach nur auf einer ausgebreiteten Decke irgendwo herum und las, spielte mit den Kindern, picknickte oder döste.


Bild30: Für die Vierbeiner gab es zwei große Gehege, in denen sie ausgiebig rennen durften. Eines für große und mittlere, eines für mittlere und kleine Hunde. Die kleinen Hunde waren mitunter nur so groß wie eine Kokosnuss und dreimal hätte ich sogar beinahe einen dieser winzigen Hunde zertreten.


Bild31: Diese Menschen taten, was auch ich am liebsten gemacht hätte: Einfach auf einer Bank platz nehmen und dem regen Treiben überall im Park zusehen, wie beispielsweise dem Jogger, der gerade durch das Bild rannte.


Bild32: Einige Bäume blühten schon, was einen Vorgeschmack auf die in Japan sehr populäre Kirschblütenzeit gab. Ich denke diese Bäume waren allerdings Pflaumenbäume.


Bild33: Die niedrig hängenden Äste einiger Bäume gingen mir manchmal nur bis zur Brust. Dennoch genoss ich es auf dem weichen ebenen Boden unter den Bäumen umherzuwandern. Überall fand man Pavillions mit Sitzgelegenheiten oder einfach nur Bänke zum Ausruhen.


Bild34: In einem Bereich des Yoyogiparkes standen zwei Japaner, die sich lauthals anschrieen, was ich ein wenig verwunderlich fand, da man Vergleichbares eher selten in Japan erlebt. Als dann aber einer der Japaner innehielt, von einem Dritten etwas gesagt bekam und daraufhin wieder von vorne anfing zu schreien, war klar, dass es sich um Schauspieltraining handelte. Und so entdeckte ich unzählige kleine Grüppchen von aufstrebenden Talenten, die abseits der Wege auf dem Gras und unter Bäumen standen und ihre Texte auswendig lernten. Ob hier ein Zusammenhang zu den Filmstudios des NHK gibt?


Bild35: Ein letzter Blick auf den Yoyogipark, nachdem ich dort für ein bis zwei Stunden spazieren war. Ich befand mich in unmittelbarer Nähe des Meiji-Schreins, allerdings stand die Sonne schon etwas tiefer und ich hatte noch einen langen Weg vor mir, weshalb ich den Besuch des Meiji-Schreins für ein andermal aufhob und mich nach dem entspannenden Besuch des Yoyogiparks einmal mehr auf den Weg hinein in eine der überfüllten und pulsierenden Trendmetropolen Tokyos machte: Harajuku.

2 Kommentare:

H. hat gesagt…

Der Yoyogipark ist ja wirklich sehr schön. Ich glaube, da vergeht die Zeit wie im Fluge, wenn man all den Künstlern und Gruppen zuschaut.
Etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland gar nicht.

Anonym hat gesagt…

Der Park war wirklich schön. Eigentlich schade, dass ich so schnell durchmarschieren musste. Ich hätte mir gerne eine Weile Zeit genommen, um einfach mal auf einer Bank das rege Treiben zu beobachten. Aber vielleicht mache ich das ja ein andermal.