Nach etwa drei Monaten Sprachkurs an der Dokkyo-Universität fand heute die finale Prüfung statt, die von niemand anderem abgehalten wurde als von Frau Takeda, der älteren, lebensfrohen Dame, die jeder in unserem Kurs sehr gerne hat. Und da Frau Takeda uns auch sehr schätzt, machte sie uns ein kleines Geschenk zum Abschluss des Semesters: Eine wirklich leichte Semesterabschlussklausur.
Pünktlich standen fast alle Teilnehmer des Kurses vor dem Raum in dem der Abschlusstest stattfinde sollte. Ich glaube es war das erste Mal, dass fast der ganze Kurz sich so pünktlich versammelt hatte. Natürlich wollte sich niemand anmerken lassen, dass er wegen der Klausur aufgeregt war, doch irgendwie konnte man die Anspannung merken. Wahrscheinlich weil auch ich ein wenig angespannt war, obwohl ich mir sicher war, dass ich die Klausur auf jeden Fall bestehen würde. Aber so ist das eben mit Klausuren: Selbst wenn man alles gelernt hat und sich wirklich gut in der Materie auskennt, macht man sich vollkommen unbegründet ganz verrückt. Und auch wenn man bemerkt wie man sich selbst in etwas hineinsteigert, kann man nichts dagegen machen. Somit lief ich mit einem etwas flauen Gefühl im Magen und dem Bedürfnis noch einmal dringend auf die Toilette zu rennen in den Saal.
Da sich die dreistündige Abschlussklausur an dem orientierte, was wir im vergangenen Semester vorbereitet und ständig geübt hatten, war sie in vier Bereiche aufgeteilt:
Zunächst der Teil mit den japanischen Schriftzeichen. Hier hatte ich keinerlei Probleme und fast alle Lösungen gingen mir flüssig von der Hand. Da die Schriftzeichen niemals mein Problem, sondern viel mehr mein Hauptinteressengebiet in der japanischen Sprache waren, war ich nicht wirklich erstaunt darüber wie glatt alles lief, im Gegenteil, ich war fast ein wenig enttäuscht darüber, dass es doch sehr, sehr einfach war.
Der folgende Teil befasste sich mit der Grammatik des vergangen Semesters. Hier hatte ich im Vorhinein ein paar Befürchtungen gehabt, da es einige Dinge gab, mit denen ich mir nicht so sicher war, wie ich mir gewünscht hätte, doch auch dieser Teil war erstaunlich einfach. An einigen Stellen musste ich längere Zeit sitzen und kam ein wenig ins Straucheln, doch insgesamt merkte ich hier sehr deutlich, dass sich mein intensiver Lernplan in den letzten Tagen ausgezahlt hatte.
Der dritte Bereich war die freie Konversation, vor der ich mit Abstand am meisten Angst gehabt hatte. Ein wenig aufgeregt ging ich in ein angrenzendes Zimmer, nahm gegenüber von Frau Takeda platz und wurde gebeten etwas über ein Thema meiner Wahl zu erzählen. Also beginn ich ein wenig über meine Zukunftspläne als Übersetzer zu berichten, was Frau Takeda hellauf begeisterte. Ehe ich mich versah, sprach Frau Takeda ganz von alleine und ich war Derjenige, der zuhörte oder kurze Zwischenfragen einwarf. Als Frau Takeda nach einiger Zeit auf die Uhr blickte, schaute sie erschrocken auf und entschuldigte sich dafür, dass sie die Prüfungszeit schon einige Minuten überzogen hatte. Mit einem Augenzwinkern fügte sie aber hinzu, dass ihr diese Konversation so viel Spass gemacht hatte, wie kaum eine andere. Und obwohl ich letzten Endes gar nicht so viel gesagt hatte, ging ich doch mit einem überaus guten Gefühl zurück in den Prüfungsraum.
Der letzte Teil der Klausur war ein Aufsatz, weshalb wir zu einem frei wählbaren Thema ein Blatt Papier beschreiben mussten. Doch gerade diese vollkommene Freiheit stellte mich erstmal vor ein Problem und so überlegte ich erst einmal rund zehn Minuten worüber ich schreiben sollte. In meinem Kopf ging ich immer wieder verschiedene Themen durch und prüfte ob mir spontan das Vokabular dazu einfiel, doch immer fehlten mir einige wichtige Schlüsselbegriffe. Und auf der Suche nach einem vielseitigem Thema, das kein großes Fachvokabular erforderte, stieß ich auf ein ganz nahliegendes Thema: Dieser Blog.
Nachdem wir unsere Aufsätze abgegeben hatten, trafen sich Katharina und ich vor dem Raum und gemeinsam liefen wir angeregt diskutierend zur Mensa, um dort ein letztes Mal für dieses Semester zu Mittag zu essen. Und so kauften wir uns zum Abschluss des Semesters beide das leckerste und teuerste Gericht, das wir fanden, um diesen besonderen Tag ein wenig zu feiern. Für mich sollte nun die vorlesungsfreie Zeit beginnen, während Katharina vor ihrer Abreise Ende März nun noch ein intensives Praktikum bevorstand. Darüber wie ich die nächsten Wochen gestalten wollte, machte ich mir heute aber noch keine Sorgen, denn als ich in meine Wohnung zurückkehrte, fiel ich erst einmal ins Bett, um mich von den Strapazen der letzten Tage ein wenig zu erholen. Und dort blieb ich dann auch fast den gesamten Rest des Tages liegen und genoss es einfach mal keine Verpflichtungen zu haben.
2 Kommentare:
Das ist ja schön, wie einfach dir dieser Abschlusstest gefallen ist. Da sieht man doch, dass du in der Zeit in Japan ganz schön viel gelernt hast.
Ich bin ja mal gespannt auf das Ergebnis, das du hoffentlich trotz Bauarbeiten irgendwann mal erfahren wirst.
Ja, der Test war wirklich simpel für mich.
Und ich denke, dass ich den Abschlusstest auch mit meinem Wissen aus Marburg hätte bestehen können. Aber für mich kam es ja nicht auf das Bestehen an sich an, als vielmehr darauf Neues zu lernen und damit möglichst gut abzuschneiden. Und ja, ich denke ich habe schon eine Menge gelernt. Insbesondere meine Grammatik hat sich durch das Unisemester stark verbessert. Meinen Wortschatz und mein Wissen um japanische Schriftzeichen booste ich ja derzeit privat mit meinem eigenen Lernbuch.
Allmählich würde es mich auch interessieren, wie ich abgeschnitten habe...
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