Dienstag, 23. Juni 2009

Die elf Anderen

Es war nachmittags, der Beginn der dritten Stunde, als Tei, die Chinesin, heute zum Sprachkurs erschien. Nichts Besonderes, dachte sich wohl jeder, denn es ist schon Alltag, dass die Hälfte des Sprachkurses erst irgendwann am späten Vormittag oder Nachmittags den Weg in den Lehrraum findet. Niemand nahm so recht Notiz von ihr, als sie zu ihre Platz schlurfte, ihre Tasche abstellte und daraus eine Tüte hervorkramte. Andächtig und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lief sie zwischen den Reihen der Teilnehmern umher und legte jedem ein KitKat auf den Platz. Alle waren dankbar, aber doch ein wenig überrumpelt. Süßigkeiten? Womit hatten wir die verdient? Hatte Tei vielleicht Geburtstag? Alle blickten Tei ein wenig verwirrt an, als sie langsam zu ihrem Platz schlurfte, die Tüte zusammenfaltete, in den Rucksack steckte und sich hinsetzte.
"Ich habe heute Vormittag geheiratet."
Einen Moment herrschte vollkommene Stille, dann begannen die ersten Mädchen schrill nachzuhaken: "Wirklich?!?". Alle blickten sich mit offnen Mündern an und niemand wusste so recht, wie man reagieren sollte. Vor allem Frau Ezoe saß auf ihrem Stuhl, blickte sich nervös um und wartete darauf, dass jemand die Situation mit einem Lachen und der Bemerkung, dass alles nur ein Witz wäre, auflösen würde.
"Wirklich."
Tei saß auf ihrem Platz, lächelte und brachte mit ihrer vollkommenen Ruhe alle vollkommen aus dem Konzept. Es dauerte einige Moment, bis die ersten Mädchen schrill kreischend auf sie zustürmten, sie umarmten und ihr gratulierten. Während die eine Hälfte des Kurses sie überschwenglich zu allen Details ihrer Hochzeit und ihrem Ehemann ausfragten, saßen einige da und waren einfach nur baff.
"Hat sie gerade gesagt, dass sie heute Vormittag geheiratet hat?"
"Ja, ich glaube schon."
"Das kommt doch recht überraschend."
Und während nacheinander jeder Tei gratulierte, ihren Ausführung lauschte und die ersten Fotos von der standesamtlichen Trauung die Runde machten, saß Frau Ezoe noch immer an ihrem Lehrerpult, schaute sich verwirrt um und fragte leise:
"Wirklich? Das ist keine Lüge?"
Es sind Momente wie diese, in denen einem schlagartig bewusst wird, dass man die Menschen um sich herum gar nicht wirklich kennt. Und so drängte sich mir die Frage auf, wer diese Leute in meinem Sprachkurs eigentlich sind, mit denen ich ein halbes Jahr meines Lebens teile. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden in Anlehnung an den Artikel über meine Kommilitonen vom letzten Semester ("Die zehn Anderen") diesen Beitrag zu verfassen, der ein wenig Licht auf all jene Personen wirft, mit denen ich den Großteil meines zweiten Semesters hier in Japan teile: die anderen elf Kursteilnehmer.

Cassy, das war das Mädchen, das in China geboren wurde, aber nun schon seit Jahren in Kanada lebt und somit fließend Chinesisch als auch Englisch spricht. Ich kenne sie noch aus dem letzten Semester, maßgeblich durch ihre Bekanntschaft mit Tak, die mittlerweile aber weitgehend abgebrochen ist. Manchmal unterhalten wir uns ein wenig, aber eigentlich haben wir nicht viel miteinander zu tun. Sie versteht sich sehr gut mit allen anderen Mädchen aus dem Kurs, insbesondere aber mit Nikki, mit der sie oft ausgeht oder Ausflüge unternimmt. Sie ist ein wenig faul geworden, schwänzt meist die erste Stunde oder den Nachmittagsunterricht, ist insgesamt aber verhältnismäßig gut. Sie kann Japanisch recht gut sprechen und lesen und profitiert von ihrem chinesischen Sprachverständnis, schließlich teilen sich Japanisch und Chinesisch das Schriftsystem. Sie wohnt im gleichen Wohnheim wie ich und ich glaube sie ist recht oft auf den Feiern hier anzutreffen. Sie studiert in Kanada Grafikdesign und ist mehr oder weniger aus Spass nach Japan gekommen, das heißt ihre Leistungen hier im Sprachkurs haben keinen Einfluss auf ihr Studium in Kanada.
(Das Treffen aus dem letzten Semester, bei dem ich Cassy näher kennenlernte: "Die Frau an seiner Seite")

Chu, das ist eines der zwei koreanischen Mädchen bei uns im Sprachkurs. Sie nimmt sich während des Unterrichts gerne einiges heraus, indem sie keck oder fast schon ironisch auf die Fragen einiger Lehrer antwortet, oftmals auf ihrem Platz schläft und sich fast den ganzen Unterricht über mit ihrer Freundin Kim unterhält. Man könnte fast sagen, dass sie eines jener Problemkinder ist, das immer und immer wieder während des Unterrichts zurechtgewiesen werden muss, kein wirkliches Interesse am Lernen zeigt und folglich oft den Unterricht schwänzt oder unzureichende Präsentationen hält. Sie ist eine jener Studentinnen, bei denen man sich denkt, dass sie das Potential hätte ganz oben im Kurs mitzuspielen, wenn sie nicht so unglaublich faul und demotiviert wäre, denn wenn sie eines kann, dann ist es japanisch sprechen und verstehen. Manchmal habe ich das Gefühl, das sie in unserem Kurs unterfordert ist, zumindest mündlich. Ich glaube sie wohnt im gleichen Wohnheim wie ich, wo sie oft bis früh am Morgen an den zahlreichen, ausschweifenden Partys teilnimmt, weshalb sie an den folgenden Tagen oft im Unterricht fehlt oder auch mal mit Restalkohol im Blut erscheint. Trotz ihrer Trägheit und Aufmüpfigkeit ist sie ein netter Mensch, mit dem man sich sehr gut unterhalten kann. Wir grüßen uns immer, wechseln gelegentlich Worte und verstehen uns trotz unserer grundverschiedenen Lebenseinstellungen recht gut.
(Chu hält ihre unzureichende Präsentation: "Hier kommt die Maus")

Kim, das ist Chus beste Freundin und die zweite Koreanerin bei und im Kurs. Sie ist ein wenig wie eine kleine Prinzessin: Sie sieht wirklich hübsch aus, ist modisch gekleidet und hat ein wenig diese Aura von Unnahbarkeit. Da sie bekannt ist für ihre leise Stimme und oft auf den Boden schaut, während sie redet, ist sie schwer zu verstehen und wurde von den Lehrern immer als das schüchterne, zerbrechliche Küken des Kurses gesehen. Doch mittlerweile weiß wohl jeder, dass sie eine der ausdauernsten Partygängerinnen ist, die sich regelmäßig zutrinkt und gemeinsam mit Chu bis in die frühen Morgenstunden feiert. Im Gegensatz zu Chu kommt sie morgens aber oft pünktlich in den Unterricht, wo sie dann kopfüber auf ihrem Platz hängt und schläft. Große Motivation zu lernen hat sie nicht, lieber redet sie während es Unterrichts oder schminkt sich und wird folglich oft zurechtgewiesen, oft allerdings zwecklos. Ich habe kaum etwas mit ihr zu tun, aber wenn wir doch einmal Gruppenarbeiten haben oder uns kurz unterhalten, verstehen wir uns ziemlich gut.
("Eine Gruppenarbeit mit Kim und Ma: "Unterricht wie immer")

Kou, das ist eine der Chinesinnen bei uns im Kurs, die wegen ihrer hellbraun gefärbten Haare immer ins Auge fällt. Ich weiß nicht viel über sie, weil wie uns nicht unterhalten und sie nicht einmal im gleichen Wohnheim wohnt wie ich. Sie ist verhältnismäßig ruhig und fällt im Unterricht nur durch zwei Sachen auf: Negativ, wenn sie schläft; positiv, wenn sie Fragen stellt. Ja, Kou ist so ziemlich der einzige Kursteilnehmer, der gelegentlich eine Frage stellt. Sie scheint recht fleißig zu sein, bereitet die Lektionstexte vor, arbeitet oft auch tatkräftig mit und zeigt nur selten vollkommenes Desinteresse. Wenn nachmittags alle Kursteilnehmer träge auf ihren Plätzen hängen, sind Kou, Marvin und ich oft die Einzigen, die mitarbeiten und zu viert mit dem Lehrer den Unterricht führen. Manchmal drehe ich mich zu ihr um, wenn der Lehrer etwas Unverständliches erklärt, eine lustige Bemerkung von sich gibt oder sonst irgendetwas Außergewöhnliches macht. Dann wechseln wir lächelnd einen Blick, nicken uns kurz zu oder tauschen ein paar Worte, mehr haben wir aber nicht miteinander zu tun. Am meisten Kontakt hat Kou mit Nikki, neben der sie oft sitzt, und mit der sie oft gemeinsam Rauchen geht. Während des Unterrichts hört man sie oft gemeinsam tuscheln, oft über Privates manchmal aber auch über den Lernstoff.

Ma, der Chinese, dürfte wohl jedem bekannt sein, der meinen Blog regelmäßig liest. Was kann ich noch hinzufügen, was ich nicht schon unzählige Male in meinen Artikeln geschrieben hätte? Er ist der Sonderling des Kurses, oftmals auch unbemerkt die Lachnummer. Sein Japanisch ist schwer zu verstehen und treibt oft auch die Lehrer zur Verzweiflung. Regelmäßig wird er vergeblich aufgefordert langsam und deutlich zu sprechen, sowohl von Lehrern als auch von seinen Konversationspartnern. Er versucht Eigenarbeit zu umgehen, lässt gerne andere die Arbeit erledigen und wird nie müde seinen Standardspruch: "Ich denke gerade" von sich zu geben, der mittlerweile sogar schon von den Lehrern ironisch aufgegriffen wird. Er ist bekannt dafür Lügen zu erzählen, insbesondere wenn er sich dadurch Vorteile oder Anerkennung von den Lehrern verspricht, doch er stellt sich dabei so ungeschickt und unglaubhaft an, dass seine Lügen stets nach hinten losgehen und ihm nur ungläubiges Kopfschütteln einbringen. Gerade wegen des offensichtlichen Heuchelns vor den Lehrern mögen ihn die Kursteilnehmer nicht wirklich. Niemand möchte mit ihm arbeiten, weshalb oft der Zufall über einen Partner für ihn entscheiden muss und wir wissen, dass das Los mich unnatürlich oft trifft. Privat lässt sich kaum etwas über ihn sagen, da er nicht viel von sich erzählt und vieles immer den Beigeschmack von Lügengeschichten hat. Ich habe Gerüchte gehört, dass er in einem chinesischen Restaurant angestellt sein soll und einen Teil seines Lohn zu seiner armen Familie nach China schickt, aber ob dies wirklich stimmt, weiß niemand so recht.
(Eine gelungene Konversationsprüfung mit Ma: "Überraschungen")
(Ein paar Gerüchte und Fakten zu Ma: "Secret of Ma")
(Eine katastrophale Konversationsprüfung mit Ma: "Hören und Verstehen")
(Ein Beispiel für eine Konversation im Unterricht: "Hochzeit in China")

Marvin, das ist gemeinsam mit mir wohl der engagierteste und auch beste Kursteilnehmer. Er erscheint pünktlich zum Unterrichtsbeginn, schwänzt nur sehr selten und arbeitet eigentlich fast immer mit. Nicht nur weil er deutsch spricht verstehen wir uns ziemlich gut, wir liegen etwa auf der gleichen Längenwelle und im Gegensatz zu vielen anderen Kursteilnehmern kenne ich Marvin ein wenig besser. Einerseits ist er bekannt als Gastgeber und Teilnehmer ausschweifender Partys im Wohnheim, doch nebenbei bekomme ich auch ganz andere Facetten von ihm mit: Er hat eine feste japanische Freundin, um die er sich rührend zu kümmern scheint, er reist viel umher, schaut sich vieles interessiert an und hört in seiner Freizeit auch gerne mal klassische Musik. Wir können uns gut unterhalten, witzeln oft gemeinsam im Unterricht und ergänzen uns beim Lernen recht gut. Insgesamt ist er wohl der Kursteilnehmer, dem ich am meisten ähnele. Er verbringt viel Zeit mit Paul, aber auch den anderen Deutschen an der Universität wie Milena, meiner Nachbarin, oder Yosuke, meinem Mitbewohner. Oft laufe ich gemeinsam mit ihm und Paul über den Campus oder sitze im Klassenraum.
(Marvin hält seine Präsentation über schwarze Löcher: "Hier kommt die Maus")

Nikki, das ist das einzige Mädchen aus den Philippinen im Kurs, die sowohl Englisch als auch Tagalog, eine traditionelle Sprache der Philippinen, spricht. Oft unterhalten wir uns mit großem Interesse über unsere Heimatländer und Kulturen, aber auch über Lehrer und Lernmethoden, schließlich möchte sie irgendwann einmal Sprachlehrerin werden. Wir sind bei vielen Dingen auf der gleichen Wellenlänger und können uns hervorragend unterhalten. Manchmal verbringen wir in der Mittagspause oder nach der Uni gemeinsam ein wenig Zeit oder laufen gemeinsam durch Soka. Sie ist wohl meine beste Freundin aus dem Sprachkurs. Obwohl sie oft im Unterricht ist, macht sie gerne auch mal einen Nachmittag oder Vormittag blau, wenn sie keine Lust hat, dann schläft sie lang, liest Bücher oder spielt Computer. Cassy ist ihre beste Freundin im Kurs und gemeinsam verbringen sie viel Zeit, fahren nach Tokyo oder reisen durch Japan. Da sie außerhalb des Wohnheims wohnt, nimmt sie nur bedingt am Partyleben der anderen teil. Laut eigener Aussage verbringt sie lieber einen Abend zu Hause und liest ein gutes Buch.
(Nikki und ich tauschen uns über Lehrmethoden und die Philippinen aus: "Wenn Nikki lehrt und lernt")
(Ein spätabendliches Treffen mit Nikki, bei dem wir uns über unsere Heimatländer austauschten: "Kulturvergleiche")
(Nikki und ich reden Lehrmethoden und den Beruf des Sprachlehrers: "Die Kunst zu Lehren")

Paul, das ist neben Marvin und mir der dritten Deutsche im Kurs. Oftmals sieht man ihm im Zweierpack mit Marvin, weil die beiden stets zusammenkleben und sich auch eine Wohnung im Wohnheim teilen. Dennoch sind die beiden grundverschieden, wenn man sie erst einmal ein wenig kennengelernt hat. Paul ist viel fauler als Marvin, sagt gerne überdeutlich seine Meinung und neigt dazu sich gerne aufzuregen, mal mehr, mal weniger berechtigt. Man könnte fast sagen, dass er ein Mann wie aus dem Bilderbuch ist: Er feiert gerne, redet ständig über Frauen und Sex und verbringt viel Zeit in Kraftraum zum Muskeltraining. Im Gegensatz zu Marvin, der eine feste Freundin hat, redet Paul gerne ausschweifend über seine Eroberungen der letzten Nacht und hält sich mit pikanten Details nicht zurück, selbst wenn ein Lehrer neben ihm steht. Die verstehen doch eh alle kein Deutsch, würde er wohl laut sagen. Er kommt gerne zu spät zum Unterricht, schwänzt aber fast nie. Auch wenn er insbesondere bei seinen Präsentationen recht faul ist und nur das Minimum macht, ist er doch fleißiger als viele andere Kursteilnehmer und hat oft gute bis sehr gute Noten. Manchmal erscheint er mir politisch sehr rechts orientiert, fast schon radikal zu sein, wenn er sehr geschmacklose Bemerkungen über Juden, den Holocaust oder Massenvernichtung macht, wobei ich nur selten einschätzen kann, ob er das Gesagte ernst meint oder einfach nur einen schlechten Witz reißt.
(Paul recyclet seine Präsentation von letzten Semester: "Paul, das Plagiat und die Petze")

Riku, das ist einer der sechs Chinesen und wohl der schlechteste Kursteilnehmer. Er kommt notorisch zu spät, ist eigentlich immer unvorbereitet, hat manchmal nicht einmal die Lehrbücher dabei und weiß nie wo wir uns im Text befinden. Er kann nur schlecht Japanisch reden und insbesondere seine Lesequalitäten lassen zu wünschen übrig. Während man Ma schlecht versteht, weil er die Texte ohne Punkt und Komma vor sich hin nuschelt, schläft man bei Riku eher ein, weil er an jedem Schriftzeichen hängenbleibt und über die Lesung nachgrübelt. Selbst die geduldigsten Lehrer schlagen die Hände über dem Kopf zusammen und fragen sich wohl regelmäßig, wie Riku es in den Oberkurs geschafft hat. Während des Unterrichts schläft er oft auf seinem Platz oder spielt mit seinem Mobiltelefon, aufpassen tut er nie. Die Lehrer sagen ihm regelmäßig, dass er dringend lernen muss, aber er zeigt so gar kein Interesse und schwänzt lieber den Unterricht. Er gehört auch zu jenen Teilnehmern, die gerne ihren Müll einfach in die Ecke werfen oder auf dem Tisch liegen lassen und sich nicht weiter darum kümmern. In den Pausen verschwindet er stets zum Rauchen irgendwo und scheint nichts anderes zu machen als auf chinesisch zu telefonieren und Kurznachrichten zu tippen. Er redet mit allen chinesischen Kursteilnehmern rege auf Chinesisch, doch am meisten wohl mit Cassy, Ryou und Ma. Ehrlich gesagt habe ich gar nichts mit ihm zu tun, nur gelegentlich werden wir zur Gruppenarbeit in eine Gruppe gesteckt.
(Gruppenarbeit mit Riku und Ma: "Einer für alle, alle für sich!")

Ryou, das ist der dritte chinesische Junge, neben Ma und Riku. Er ist recht faul, schläft gerne im Unterricht oder spielt wie Riku mit seinem Mobiltelefon. Im Gegensatz zu Ma und Riku ist Ryou allerdings recht geschwätzig im Unterricht, meldet sich gerne und erzählt aus seinem Leben. Sein Japanisch ist nicht sonderlich gut, was ihn jedoch nicht daran hindert immer und immer wieder auf Japanisch zu reden, was wegen Satzdreher und falsch benutzter Worte oft zu unbeabsichtigter Komik führt. Ryou nimmt es aber stets mit einem Lachen und plappert munter weiter, weshalb ihn die Lehrer manchmal in seinem Enthusiasmus ein wenig bremsen müssen. Er ist insbesondere beim Lesen ziemlich schlecht und wird oft von den Lehrern gescholten, ist aber dennoch ein liebenswerter Zeitgenosse, der gerne auf Menschen zugeht und irgendetwas fragt oder redet. Obwohl er wie viele andere Kursteilnehmer im gleichen Wohnheim wohnt und meines Wissens fast nie auf die Partys der anderen geht, macht er gerne blau oder kommt zu spät. Lieber ist er in seiner Wohnung, schläft, isst und spielt Computerspiele. Er ist ein regelrechter Computerfreak, interessiert sich für Technik und neue Errungenschaften und kann stundenlang über Videospiele, Mobiltelefone oder ähnliches reden, dennoch haben wir nicht wirklich viel miteinander zu tun.
(Ryou schläft im Unterricht: "Der schlafende Chinese")
(Ryou läd mich ein mit ihm Computerspiele zu spielen: "Yoko sagt, es wird nicht regnen")

Tei, das ist die letzte Kursteilnehmerin, von der ich eigentlich fast nichts weiß. Sie ist nie sonderlich aufgefallen, hat anfänglich viel im Unterricht geschlafen, arbeitet mittlerweile aber oft recht motiviert mit und hat eine erstaunlich gute Präsentation gehalten. In der Pause sitzt sie oft mit mir alleine im Klassenraum, isst ihr Mittagessen und döst vor sich hin. Außer dass sie nicht bei mir im Wohnheim wohnt und heute Vormittag einen Japaner geheiratet hat, weiß ich nichts von ihr.
(Tei fällt mir das erste Mal auf, als sie eine überraschend gute Präsentation hält: "Im Halbschlaf")

5 Kommentare:

michi hat gesagt…

Du hast jetzt aber nur über elf Leute geschrieben und im Kurs gibts doch zwölf, oder? ;) Wär lustig wenn du mal über den zwölften schreiben würdest, aber im selben Stil wie über die elf :) Passt auch gut zum vorherigen Rollen-Artikel.

David Kraft hat gesagt…

Nur für dich, aus der Sicht eines imaginären Kursteilnehmers, der mittelmäßig gut beobachtet und analysiert:

David, das ist mit Marvin und Paul einer der drei Deutschen im Kurs. Er erzählt nicht viel von sich selbst und auf Partys habe ich ihn noch nie getroffen. Klingt eigentlich recht langweilig, dennoch bin ich immer wieder ein wenig überrascht, dass man ihn schwer in ein bestehendes Muster einordnen kann. So dachte ich anfangs, dass er ziemlich faul und bequem ist, denn sein Japanisch ist nicht sonderlich gut, er macht viele Fehler und kann kaum frei Sprechen, schreibt dann aber vollkommen unerwartet immer die besten Noten in den Tests und hält astreine Präsentationen. Oder er wirkt immer wie ein Einzelgänger, jemand der sich vollkommen abkapselt, dann sieht man ihn aber plötzlich mit einer Gruppe von Japanern oder anderen Ausländern durch die Gegend ziehen, sprechen und scherzen. Er ist einer der wenigen Teilnehmer, die regelmäßig im Unterricht mitarbeiten. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht daran erinnern, dass er jemals zu spät gekommen wäre oder den Unterricht geschwänzt hätte. Oft hängt er mit den anderen Deutschen rum und sie unterhalten sich auf deutsch, manchmal redet er aber auch mit Nikki. Auch wenn ich kaum etwas mit ihm zu tun habe und wir nicht sehr viele Gemeinsamkeiten zu haben scheinen, ist er doch ganz freundlich und man kann sich zwischendurch gut mit ihm unterhalten. Außerdem erledigt er immer die Gruppenarbeiten, das ist echt nett.

michi hat gesagt…

:D toll
Ein kleines Highlight in diesem Blog. Und es bleibt auf ewig unter den Kommentaren versteckt und vlt. bemerkt es nie jemand.

michi hat gesagt…

aber das passt gut in mein bild, dass die kleinen dinge immer die wichtigen dinge sind und sie zwar fuer jeden sichtbar waeren, aber nur die sie sehen, die hinschauen. (was nicht implizieren soll, dass ich gut im details sehen oder hinschauen waere ;))

David Kraft hat gesagt…

Ich glaube du gehörst zu den Menschen, die sehr auf Details und Kleinigkeiten achten und einen Blick für eben diese haben. Lass dir das nicht ausreden.

Und vielleicht hast du recht und außer dir wird nie jemand den Zusatz entdecken. Wer weiss...
Betrachte es also als einen Miniartikel speziell für dich. ;)