Mittwoch, 5. August 2009

Christa und der Fisch

Es ist schon erstaunlich wie eng verbunden man sich einigen Personen innerhalb weniger Tage fühlen kann. Die Österreicherin Christa ist ein Paradebeispiel hierfür. Das erste Mal trafen wir uns bei dem Ausflug nach Kamakura vor wenigen Wochen ("Zu sechst nach Kamakura"), danach wanderten wir gemeinsam durch Odaiba ("Roboter und Technik in Odaiba") und schließlich picknickten wir am frühen Morgen zu zweit im Park von Soka ("Willkommen in den Philippinen!"). Es sind gerade einmal drei Treffen, bei denen wir uns kennengelernt haben, und schon sind wir zu dicken Freunden geworden. Immer wieder treffen wir uns kurz im Wohnheim, grüßen uns, wenn ich zu Milena gehe, und schicken uns gelegentlich E-Mails hin und her. Es ist wirklich erstaunlich wie ähnlich wir uns sind, wie ähnlich wir über viele Dinge denken, wie ähnlich unsere Lösungsansätze bei Problemen sind. Es gibt so viele Situationen, in denen wir uns anschauen und genau das Gleiche sagen, in denen wir uns beipflichten oder in denen wir ähnliche Bedenken haben. Und so genießen wir beide die Gegenwart des anderen, da wir wissen wie wir uns gegenseitig kleine Freuden machen können.
Zum Beispiel heute, als ich von Milena und Christa zum Essen eingeladen wurde. Nicht zu irgendeinem Essen in einem Restaurant, nein, zu einem selbstzubereitetem Abendessen in Milena und Christas Wohnung, also direkt nebenan.
"Wir waren gestern in aller Frühe auf dem Fischmarkt und haben ganz frischen Fisch geholt, den wir aufbrauchen müssen. Und da ich mir habe erklären lassen, wie man ihn zubereitet, bist du heute herzlich zu Milena und mir zum Fischessen eingeladen."
Natürlich sagte ich zu, nicht nur weil ich Zeit mit Milena und Christa verbringen konnte, oder weil ich gerne Fisch aß, sondern auch wegen eines Wunsches, den ich bereits seit Beginn meines Japanjahres gehegt hatte. Damals hatte ich mir vorgestellt, dass ich mich mit meinen Freunden öfters zum Kochen treffen, wir uns austauschen und voneinander lernen würden, also einfach einige gemeinsame Abende oder Mittage verbringen. Doch Katharina hatte immer nur gesagt, dass sie so gar nicht kochen könne, Lee wollte nicht kochen, weil sie der Überzeugung war, dass ihr Essen niemandem schmecken würde, und mein Mitbewohner Yosuke kochte nicht, sondern ging lieber aus. Und so traf ich mich nur gelegentlich mit Shinya, meinem japanischen Freund in den ersten Monaten hier in Japan, zum gegenseitigen Kochen und zum gegenseitigen Austausch ("Stipendien, Schmetterlinge und Sushi", "Meisterkoch", "See ya, Shinya"). Doch schließlich fuhr Shinya in die U.S.A. und so starb allmählich die Idee vom gemeinsamen Kochen und Essen und ich gewöhnte mich daran für mich alleine Essen zuzubereiten, mir selbst einiges beizubringen. Zumindest bis heute, als unerwartet die Einladung von Christa kam.
Es war ein gemütliches und amüsantes Beisammensein, als Christa, Milena und ich zu dritt zu Abend aßen. Der Fisch, den Christa nach Anleitung einer Japanerin selbst zubereitet hatte, war vorzüglich und gemeinsam mit einer Schüssel Reis, einer Bittergurke und Brot saßen wir da und pickten auch noch die letzten Fischreste mit unseren Stäbchen vom Teller.
"Es ist gar nicht so schwer den Fisch zuzubereiten. Ich brauche nur jemanden, der es mir einmal zeigt und erklärt. Dann kann ich es mir fortan auch alleine zubereiten."
Ich nickte Christa zustimmen zu.
"Das ist bei mir genauso. Ganz genauso."
"Ich versuche aus jedem Land, in das ich reise, mindestens ein neues Rezept mitzunehmen. Das notiere ich mir dann und bereite es mir in Österreich zu. Mittlerweile ist schon eine kleine Sammlung zusammengekommen."
"Das ist eine tolle Idee. Mir geht es so ähnlich. Vieles, was ich hier in Japan gelernt habe, möchte ich auch gerne in Deutschland zubereiten. Ich habe mich so sehr an meine Okonomiyaki, meine Sushi oder andere simple Gerichte gewöhnt ("Von Amanatsu bis Tenpura"), dass ich mir im Moment kaum vorstellen kann, ohne sie zu leben. Ich werde definitiv einiges Kulinarisches aus meinem Japanjahr mitnehmen."
Und so tauschten wir uns noch eine Weile lang aus, ehe wir schließlich zu viert mit Lee zu einem kleinen abendlichen Spaziergang aufbrachen, um den Tag würdig abzuschließen.


Bild1: Christas selbstzubereiteter Fisch, den sie frisch auf dem Fischmarkt gekauft hatte. Er war so lecker, dass ich in Deutschland auch versuchen werde solch einen Fisch zuzubereiten.


Bild2: Milena und Christa hatten den Tisch in ihrer Wohnung für das Abendessen schön zurecht gemacht.


Bild3: Es war das erste Mal, dass ich Bittergurke gegessen habe. Und sie machte ihrem Namen alle Ehre: Sie war unglaublich bitter. Ich habe sie dennoch gegessen, weil ich mir dachte, dass sie sicher sehr gesund sein muss.

2 Kommentare:

MLD hat gesagt…

Boah, der Fisch war echt super lecker! Das war ein schöner Abend :)

David Kraft hat gesagt…

Haha, und was ist mit der Bittergurke? ;)
Ja, der Fisch war wirklich lecker. Seit diesem Abend bin ich dazu inspiriert worden, selbst öfter zu kochen. Alles Dank Christa und ihrem Fisch. : )