Samstag, 30. Mai 2009

Golden Week

Eine Goldene Woche? Das hört sich schon einmal sehr gut an. Und tatsächlich ist die golden week in Japan ein überaus freudiges Ereignis, denn es ist eine Woche, die von der Regierung mit so vielen Feiertagen zugepflastert worden ist, dass es praktisch eine ganze Woche Ferien für jedermann ist. Auch ich als Student wurde so mitten im Semester für fast eine ganze Woche vom Unterricht befreit und hatte mir darum bereits im Vorhinein in den buntesten Farben ausgemalt, wie ich diese Zeit verbringen wollte, wo ich plante hinzureisen und was ich mir ansehen wollte. Doch als schließlich der heiß erwartete freie Montag kam, fiel meine Planung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser, denn es regnete. Und das die gesamte golden week über.
Am Montag wollte ich eigentlich mit Lee und einigen Bekannten, die sie aus den sonntäglichen Gottesdiensten kannte, eine Tagesausflug unternehmen. Ein wenig Bauchschmerzen hatte ich im Vorhinein, wusste ich nach meinen Erfahrungen in Kyoto nur zu gut, in welch einem Desaster so etwas enden konnte. Der Ausflug würde ordentlich kosten und es störte mich bereits, dass alle erst recht spät losfahren wollten. Bei geschätzten zwei Stunden Zugfahrt und kurzen Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten, sah ich bereits ein zweites Kyoto auf mich zukommen und überlegte angesichts meines recht bescheidenen Budget schon den gesamten Sonntagabend, ob es wirklich ein kluger Zug wäre sich der Gruppe anzuschließen. Letztlich wurde mir die Entscheidung fast abgenommen, als ich in der Wettervorhersage von rund Achtzig Prozent Regenwahrscheinlichkeit hörte, denn Geld und Zeit zu investieren, um zu einem Ort zu fahren, an dem es voraussichtlich den ganzen Tag regnen würde, schrie geradezu nach einem Rückzieher. Und so teilte ich Lee rechtzeitig von meiner Absage mit und verbrachte den Montag in meinem Zimmer, während sich draußen der Himmel im Laufe des Vormittags immer weiter zuzog, bis es schließlich regnete. Ehrlich gesagt genoss ich den Tag dennoch: Ich las, kochte ohne Zeitdruck, hörte Musik, spielte an meinem Laptop und telefonierte mit meinen Freunden und meiner Familie.
Doch am Dienstag regnete es immer noch. Fast den ganzen Tag. Und wenn es einmal nicht regnete, war der Himmel so bewölkt und düster, dass man jeden Moment einen Wolkenbruch erwartete, der dann auch nie lange auf sich warten ließ. Das gleiche Bild leider auch am Mittwoch und zu meinem Bedauern auch am Donnerstag. Und dann war meine Ferienwoche auch bereits vorbei und ich hatte die Zeit mit nichts anderem verbracht, als mit dem Hocken in der Wohnung. Wenigstens hatte ich so mehr als genug Zeit mich mit meinem Mitbewohner Yosuke zu unterhalten, der ähnlich geknickt in seinem Zimmer saß und den Himmel anstarrte. Und so verlief meine so sehnlich herbeigewünschte golden week im Sand und ich war mit nichts wirklich zu Rande gekommen. Der Regen hatte nicht nur meine Planungen mit sich gerissen, sondern auch gleich noch meine Motivation und meinen Elan mit sich hinfortgespült, was dazu führte, dass ich mich weder aufraffen konnte, um meine anstehende Präsentation vorzubereiten, noch um für den Test in der kommende Woche zu lernen. Meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt und den Großteil meiner Zeit lag ich tatenlos auf dem Bett und döste vor mich hin. Als ich am Donnerstagabend dann meinen Rucksack für den morgigen Unitag packte, wurde mir bewusst, dass ich fast eine gesamte Woche tatenlos verschwendet hatte und das machte mich nur noch wütender auf mich selbst. Und zu allem Überfluss sollte ab Freitag, dem Tag an dem ich wieder Unterricht hatte, auch wieder die Sonne scheinen.


Bild1: Ein Blick von meinem Balkon. So habe ich mir die golden week nicht vorgestellt.


Bild2: Wenn es einmal nicht regnete, dann sah der Himmel stets wie auf diesem Bild aus. Ich glaube es ist verständlich, warum ich davon absah nach draußen zu gehen.


Bild3: Doch immerhin bot mir die Zeit in der Wohnung jede Menge Spielraum für das liebevolle Gestalten meiner täglichen Mahlzeiten. Hier habe ich mir beispielsweise ein donburi aus einer Schüssel voller Reis, Salat mit Soße und gebratenen Hähnchenstückchen zubereitet.


Bild4: Und hier noch einmal ein ähnliches donburi, dieses Mal allerdings mit einer Thunfisch-Zwiebel-Mayonnaise-Paste, statt den Hähnchenstückchen. Schließlich hatte ich ja ausreichend Zeit mir kreative Gerichte zu basteln.

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