Mein langes kulturelles Wochenende fand am Montag mit dem Besuch des Stadtfestes seinen Abschluss. Wegen des Dokkyo-Festivals hatte ich sowohl am Montag, als auch am folgenden Dienstag keinen Unterricht und so konnte ich das Stadtfest am Montag Abend in vollen Zügen genießen.
Gegen Nachmittag brach ich mit Lee zur Flusspromenade auf, die wir erst zwei Tage zuvor besucht hatten, und schon von weitem sah man die Menschen aus allen Richtungen zusammenströmen. Die angrenzenden Straßen waren abgesperrt, dennoch liefen wir pflichtbewusst mit den anderen Japanern auf dem Bürgersteig. Neben unserer Straße waren entlang der langen Flusspromenade unzähligen kleinen Buden aneinander gereiht, zwischen denen sich jung und alt tummelten. Umringt war all dies von den zahlreichen roten Lampions, die uns bereits zwei Tage zuvor aufgefallen waren. Eine Weile schauten ich auf das rege Treiben hinüber, bis ich mit Lee schließlich selbst in die Menschenmasse eintauchte. Zwischen Familien mit Kindern, jungen Pärchen, Alten und glücklichen Ehepaaren schoben wir uns von Stand zu Stand und sogen alles auf, was um uns herum geschah: Kinder, die mit großen Augen vor Bergen von Zuckerwatte standen, ältere Paare, die gemächlich mit vollen Tüten durch die Menge schritten, junge Mütter, die ihre Babys in den Armen schaukelnd die Preisliste für eine warme Mahlzeit durchlasen und frischverliebte Jugendliche, die dicht aneinander gedrängt in ruhigen Ecken standen, in ihren Händen eine Tüte voller gerösteter Nüsse hielten und die Wellen des Flusses betrachteten. Doch trotz der scheinbaren Hektik und des Gedrängels war es sehr friedlich. In der Luft hing der Geruch all der Speisen, die in den verschiedenen Buden frisch zubereitet und verkauft wurden. Mal wehte der Duft von Zuckerwatte und Süßigkeiten vorbei, dann wiederum stieg einem der Geruch von Frischgebratenem in die Nase. Und schon einige Schritte später duftete es nach exotischen Gewürzen, nach erlesenen Teesorten oder nach gebackenen Kartoffeln. Um uns herum wurden von unzähligen Ständen frische Okonomiyaki, Tintenfischbällchen, Würstchen und vielerlei Kuriositäten angeboten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, aber auch Stände mit Spielzeugen, Luftballons oder Schmuck und Accessoires waren häufig anzutreffen.
Bild1: Mein erster Blick auf die Flusspromenade, die durch die zahlreichen Lampions umrahmt wird.
Bild2: Die lange Flusspromenade ist mit den vielen Ständen und Menschen kaum wieder zu erkennen.
Bild3: Die Flusspromenade ist gefüllt mit den verschiedensten Menschen.
Bild4: Einer der vielen Stände, an denen Leckereien angeboten wurden.
Bild5: Ein Stand mit Banane, die mit Schokoguss überzogen wurden.
Bild6: Ein Blick auf die Flusspromenade.
Nach einiger Zeit verließ ich mit Lee die Flusspromenade und wir gingen zum Kern des Stadtfestes, wo auf einer weitläufigen Wiese eine große Bühne aufgebaut war, um die sich eine große Anzahl von Ständen und Buden angesammelt hatte. Es dämmerte bereits und viele der Verkäufer waren bereits mit dem Abbau beschäftigt. So liefen Lee und ich entlang der Stände und Buden, die sich langsam auflösten und blieben letztlich an der großen Hauptbühne stehen, vor der sich eine ganze Schar von Menschen versammelt hatten. Und offensichtlich war dies die richtige Entscheidung gewesen, denn kaum waren wir angekommen und warfen einen Blick auf die Bühne, startete dort eine Aufführung. Zu lauter Musik tanzten viele Kinder, einige Jugendliche und eine Hand voller Erwachsener und sangen gemeinsam ein Lied, das ihrer Heimatstadt Soka gewidmet war. Obwohl ich nicht alles verstand, war doch unüberhörbar, dass man in Soka vor allem auf die Produktion des Soka-Senbei, also den ureigenen Reiscracker aus Soka, stolz war. Als die Festveranstaltung nach einigen Minuten vorüber war und die Akteure dankend von der Bühne verschwanden, machten auch Lee und ich uns wieder auf den Weg zur Flusspromenade, um wieder in das bunte Treiben einzutauchen.
Bild7: Ein Blick auf die weitläufige Wiese mit den vielen Buden und Ständen.
Bild8: Auf diesem Bild ist besser zu sehen wie viele Menschen sich noch auf der Rasenfläche herumtrieben, trotz der einsetzenden Dämmerung.
Bild9: In einem Zelt gab es eine kleine Vorführung von einem Roboter-Teddy, der umherlief, Kunststücke vollführte und sich verneigte. Das Publikum (inklusive Lee und mir) war sehr angetan.
Bild10: Die Bühnenshow ist in vollem Gange.
Video1: Der komplette Auftritt auf der Bühne des Soka-Festivals. Als die Reiscracker erwähnt wurden, musste ich lachen und das Bild verwackelte für kurze Zeit.
Mittlerweile war es ganz dunkel geworden und die Promenade war in das warme Licht der vielen Stände und der zahlreichen Lampions getaucht. Fast schon andächtig lief ich zwischen all den anderen Menschen über die Promenade und kam mir wie ein kleines Kind vor, dass das erste Mal einen Weihnachtsmarkt besucht und all die vielen wundersamen Dinge bestaunt. Und irgendwann gehörten Lee und ich einfach dazu. Wir waren nicht länger zwei Ausländer, die sich ein Stadtfest ansahen, sondern zwei von vielen, die sich mit kindlicher Freude zwischen Zuckerwatte und Backkartoffeln ihren Weg bahnten. Mit einer überbackenen Banane in der Hand liefen wir überglücklich umher, bis wir am Ende der Promenade angekommen waren. Doch wir liefen weiter, über die Brücke und auf der anderen Seite des Flusses entlang. Scherzend und lachend kamen wir wieder auf der großen Wiese an, in deren Mitte sich, wie in einem Märchen, ein großer erleuchteter Baum erhob. Und plötzlich fühlte ich etwas, das ich in Deutschland schon lange nicht mehr in dieser Intensität gespürt hatte: Weihnachtsstimmung. Und obwohl es November war und ich bei kühlem Wind auf einer weiten Wiese mitten in Japan stand, schaute ich den Baum durch die Augen eines Vierjährigen an, der am Heiligabend mit seinem Bruder endlich in das Zimmer darf, in dem die Eltern gerade erst die Geschenke unter den Baum gelegt hatten. Und so stand ich eine Weile vor dem Baum, bevor ich mit Lee glücklich ein letztes Mal über die Flusspromenade lief. Vorbei an Kindern, die mit großen Augen vor Bergen von Zuckerwatte standen, an älteren Paaren, die gemächlich mit vollen Tüten durch die Menge schritten, an jungen Müttern, die ihre Babys in den Armen schaukelnd die Preisliste für eine warme Mahlzeit durchlasen und an frischverliebten Jugendlichen, die dicht aneinander gedrängt in ruhigen Ecken standen, in ihren Händen eine Tüte voller gerösteter Nüsse hielten und die tanzenden Lichter auf dem Fluss betrachteten.
Bild11: Die Flusspromenade am Abend.
Bild12: Eine der Bananen, die ich mit Lee gekauft habe.
Bild13: Als auf der anderen Seite des Flusses ein Gruppenfoto von einigen Mitwirkenden geschossen wurde, habe ich mich einfach dazugestellt und auch abgedrückt.
Bild14: Ein Foto von der anderen Seite des Flusses.
Video2: Ein abendlicher Blick auf die Flusspromenade von der anderen Seite des Flusses.
Bild15: Wie in einem Märchen erhob sich in der Dunkelheit ein riesiger, erleuchteter Baum.
2 Kommentare:
Ich musste auch direkt an einen Weihnachtsmarkt denken, als ich deine Beschreibung gelesen habe. Das ist ja der Wahnsinn, wie viel Essen die da anbieten. Im übrigen hätte ich das Gebilde auf dem Foto nie im Leben als Banane identifizieren können. Sieht aber sehr lecker aus :-)
Dieser erleuchtete Baum ist total toll!! Das muss ja ewig gedauert haben, diese Millionen von Lichtern dort anzubringen. Wie groß schätzt du war der Baum denn? Der sieht total riesig aus...aber dann hätten die ja einen Kran gebraucht um den zu schmücken.
Ja, das war echt der Wahnsinn wie viele verschiedene Speisen dort angeboten wurden. Ich bedauere ein wenig, dass ich nicht das Geld habe, um einfach alles einmal zu kosten.
Und die Banane war sehr lecker.
Wie groß der Baum war kann ich schlecht schätze, in so etwas bin ich ganz schlecht. Aber vielleicht 10 Meter? Könnte das hinkommen? Naja es war ja nur ein riesiges Plastikgestell mit Lichterketten dran, aber dennoch sehr reizvoll.
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