Dienstag, 11. November 2008

Dokkyo-Symphonie

Schon lange vorher wurde es mit großen Schildern und Durchsagen angekündigt: Das zweitägige Dokkyo-Festival, bei dem sich alle Clubs und Zirkel auf die eine oder andere Weise präsentieren sollten. Schon seit Wochen wartete ich gespannt auf den Auftritt der Tänzer. Und erst eine Woche zuvor hatte Shinya berichtet, dass er auf dem Schulfestival kochen würde. Nun war der Tag, dem ich voller Neugierde entgegengeblickt hatte, endlich da und so traf ich mich am Vormittag gegen elf Uhr mit Lee vor dem Wohnheim, um dem viel gepriesenen Dokkyo-Festival einen Besuch abzustatten.
Als wir am Eingang zum Campus ankamen, wirkte alles noch sehr leer. Abgesehen von einigen wenigen Leuten, die ein wenig orientierungslos herumschlenderten, standen nur zwei kleine unscheinbare Buden am Rand, die an interessierte Passanten Flugblätter und Broschüren verteilten. Erst als wir ins Zentrum des Campus aufbrachen, offenbarten sich uns die wahren Ausmaße des Festivals. Die Wege und Straßen waren vollgepflastert mit Buden, an denen Getränke und Speisen angeboten wurden. Zwischen Ihnen liefen unzählige, kleine Gruppen von japanischen Studenten umher, die auf die eine oder andere Weise für ihre Clubs, Festivalsveranstaltungen oder Lebensmittel warben. Recht schnell musste ich einsehen, dass ich als großgewachsener Ausländer wie ein Fels aus den anderen Besuchern herausragte, und wurde so zu einem wollkommenen Ziel für alle Werbeträger. Während ich fast alle 20 Meter ein Angebot für Gebratene Nudeln, Würstchen, Eiscreme oder überbackene Bananen höflich abschlagen musste, lief Lee vollkommen unerkannt neben mir und wurde im Verlauf des Tages nur ein einziges Mal angesprochen. So dauerte es einige Zeit bis wir schließlich an der ersten Bühne ankamen, an der eine Tanzgruppe traditionell spanische Tänze aufführte. Eine geraume Zeit standen Lee und ich in einer kleinen Menschentraube uns folgten dem Schauspiel, bis wir weiterzogen. Zwischen Buden und Werbeträgern liefen wir unsere Runde zu Ende und kamen an der zweiten großen Bühne an, auf der eine junge Band ihre Lieder zum Besten gab. Da die Musik überraschend gut war, verweilten wir auch hier einen Moment, bis wir wieder am Anfang unserer Runde standen. Ein wenig enttäuscht darüber, dass das so groß angekündigte Dokyß-Festival doch recht klein und überschaubar zu sei schien, waren wir schon. Doch dann entdeckten wir, dass auch die Gebäude offen standen und die Clubs mit allerlei Veranstaltungen warben. So liefen wir dann staunend durch eine sehr professionell wirkende Fotoausstellung, kamen an einem Raum mit einer Diashow vorbei und überlegten kurzzeitig ernsthaft, ob wir uns in ein Jazzkonzert setzten sollten. Letztlich gingen wir aber doch wieder nach draußen und stellten fest, dass mittlerweile, es war schon etwa 13.00 Uhr, die Besucherzahlen drastisch zugenommen hatten. Ohne Schubsen und Schieben war zwischen den vielen Buden, an denen die Studenten mittlerweile auf Hochtouren Mahlzeiten kochten und brieten, kein Durchkommen mehr möglich. Und so blieben wir einfach eine Zeit lang vor der nächsten Bühne stehen und beobachteten eine Zeit lang eine Gruppe von Cheerleadern, die ihre Kunststücke vorführten. Nach einer Weile verloren wir allerdings das Interesse an den ewig lächelnden Mädchen und schlenderten zwischen den Buden in Richtung Ausgang.


Bild1: Die Wege sind gesäumt von Buden, an denen die verschiedensten Mahlzeiten angeboten werden.


Bild2: Die spanische Tanzgruppe.


Bild3: Eine Studentin, die mit umgeschnalltem Bauchladen durch die Gegend läuft und für einen Essenstand Werbung macht, bzw. direkt Essen verkauft.


Bild4: Diese Studenten haben sich ein Kuh- und ein Tigerkostüm angezogen, um aufzufallen. Mich hätte interessiert, ob die Verkaufsstrategie funktioniert hat.


Bild5: Zwischen den vielen Buden war es oft dicht gedrängt.


Bild6: Die Aufschrift auf seinem Pullover gab uns Gewissheit: Shinya kocht an diesem Stand für die Besucher.


Bild7: Ein kleiner Blick auf die Fotoausstellung. Natürlich war fotografieren verboten. In einer abgelegenen Ecke hat Lee dennoch ein Foto gemacht.


Bild8: Die Cheerleader-Gruppe beim performen und animieren.


Bild9: Die Cheerleader-Gruppe bei Kunststücken.


Bild10: Im Hintergrund stehen die Hip-Hopper für ihre anstehenden Auftritte bereit.


Am Eingang nahmen wir uns viel zu spät eine kostenlose Broschüre für das Dokkyo-Festival. Als wir kurz vor Verlassen des Campus einen Blick hineinwarfen, fanden wir einen Zeitplan, der uns gerade noch rechtzeitig mitteilte, dass in zehn Minuten die Hip-Hop-Performance beginnen würde. Da wir schon angenommen hatten, dass das unser persönliches Highlight erst am nächsten Tag aufgeführt werden würde, waren wir hellauf begeistert, liefen zurück zur größten der insgesamt vier Bühnen und schauten uns das Ende der Aufführung der Cheerleadergruppe an. Und dann kamen sie endlich: Die Hip-Hopper, die ich schon seit Wochen auf dem Campus trainieren sah. Aufgeteilt in viele kleine Gruppen boten sie in verschiedenen Stilen ihre Performances dar. Lee und ich filmten mit unseren Kameras, bis die Batterien leer waren, damit auch die Daheimgebliebenen an der Aufführung der so oft beschriebenen Tänzern teilhaben können. Die ersten Auftritte waren noch Mittelmaß, gegen Ende wurde es dann aber immer besser. Hier Lee und meine Videos:



Video1: Die erste Gruppe von Möchtegern-Hip-Hoppern, die nur aus Jungen bestand. Es waren einige interessante Dinge dabei, aber größtenteils fand ich sie nicht sehr gut und man merkte, dass auch vieles nicht ganz klappte.



Video2: Die zweite Gruppe war besser, aber auch nur Mittelmaß. Es war eine Mädchengruppe, in der aber auch zwei Jungen mittanzten. Lee musste die ganze Zeit über die englischen Schimpfwörter lachen, die in den Liedern vorkamen.




Video3: Die vierte Gruppe hatte die erste richtig gute Performance. Größtenteils haben die Mädchen getanzt, aber Highlight war das Wechselspiel zwischen der Jungengruppe und der Mädchengruppe.



Video4: Die fünfte Gruppe war sehr amüsant und machte viel Spass beim Zusehen. Zudem war die witzige Performance eine willkommene Abwechslung. Abgesehen von einem einzelnen Jungen war es eine reine Mädchengruppe.



Video5: Mein Video zur fünften Gruppe. Es ist kürzer und der Ton ist schlechter, dafür stand ich näher an den Tänzern.



Video6: Die sechste Gruppe war wieder eine reine Mädchengruppe. Die Tanzperformance war ganz gut, aber nicht wirklich herausragend.



Video7: Die siebte und letzte Gruppe war das Highlight des Tages. Die Gruppe bestand nur aus Jungen und lieferte eine sehr gute Show ab.


Nachdem die letzte Tanzgruppe die Bühne verlassen hatte, machte ich mich mit Lee auf den Rückweg. Dabei blieben wir an der Bühne mit der Livemusik hängen und verweilten dort eine Zeit lang. Wir waren hinterher beide der Meinung, dass die Band nicht an die Livemusik heranreichte, die wir am Vormittag gehört hatten, dennoch war es ein Erlebnis einer echten Band live zuzuhören. Nach einer Viertelstunde machten wir uns dann aber endgültig auf den Rückweg.


Bild11: Die Band, der wir lauschten, obwohl sie nicht so gut war. Der rechte Sänger kam erst nach einigen Liedern dazu.


Bild12: Später spielte der Leadsänger selbst Gitarre und überließ das Singen größtenteils dem anderen Jungen.

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