Sonntag, 29. März 2009

Der Zoo im Hochhaus

Es ist Tag 177 in Japan und heute war ich das erste Mal mit Dominic in Tokyo, genauer gesagt im Stadtteil Ikebukuro, der optisch und inhaltlich ein wenig an Shibuya, Akihabara oder Shinjuku erinnert. Mit anderen Worten: Es ist ziemlich überfüllt, laut und auf Kommerz ausgerichtet. Begleitet hat uns Katharina, zudem haben wir meine Freundin Ninja dort getroffen, die in wenigen Tagen mit Dominic und mir nach Kyoto reisen wird. Auf Wunsch von Katharina war geplant, dass wir uns ein Sunshine International Aquarium und ein Museum für Videospiele anschauen würden, doch da wir anfangs viel zu lange durch die überfüllten Straßen Ikebukuros bummelten und zu viel Zeit im Aquarium und dem angrenzenden Zoo verbrachten, hatten Katharina und Ninja keine Lust mehr sich am späten Nachmittag noch ein Museum anzuschauen. Also trennte sich unsere Gruppe nach dem Besuch des Aquariums und ich lief alleine mit Dominic zu dem Museum, von dem Katharina den ganzen Tag über geschwärmt hatte. Doch wie sich herausstellte, war es kein Museum, sondern ein vollkommen überteuerter, kleiner Vergnügungspark. Ein wenig erstaunt darüber, dass uns Katharina einen Vergnügungspark als Museum hatte verkaufen wollen, machten wir kehrt und liefen stattdessen zu einer nahliegenden Ausstellungen über altägyptische Kunst. Bedauerlicherweise hatte diese bereits geschlossen und so spazierten wir nur noch durch die abendlichen Straßen Ikebukuros, bevor wir erschöpft nach Hause fuhren.


Bild1: Irgendwo in Ikebukuro. Kaum kamen wir aus der Bahnstation heraus, standen wir mitten im Menschengedränge und mussten uns erst bis zu diesem Platz durchkämpfen, um in Ruhe ein paar Fotos zu machen.


Bild2: Ein Blick in die vollen Straßen Ikebukuros. Die Straßen sind mit Vergnügungsgeschäften gesäumt, größtenteils mehrstöckigen Spielhallen. Immer wenn ich dieses Foto betrachte, fällt mir auf wie aktuell die Farbe rosa zur Zeit in der japanischen Mode ist, nicht nur bei Mädchen.


Bild3: Begeistert erkundete Dominic eine der unzähligen Spielhallen, die alle ähnlich aufgebaut sind. Im Erdgeschoss befinden sich meist dutzende von den Greifarm-Automaten, die man auch von Jahrmärkten bei uns kennt. Mit großen Augen liefen Dominic und Katharina zwischen den Vitrinen mit Plüschtieren und Spielfiguren umher, während ich eher ein wenig gelangweilt hinterher trottete.


Bild4: In den oberen Stockwerken der Spielhallen wurde die Luft dann kontinuierlich stickiger. Kein Wunder, schließlich wurde geraucht und geschwitzt. Hier ist beispielsweise ein Trommelspiel, bei dem man im Takt zur Musik mittrommeln muss. Mitunter traf man hier wahre Artisten, die ohne Blick auf den Monitor und mit einstudierter Bewegungschoreographie trommelten. Ich fragte mich wie viele Wochen, vielleicht Monate, diese Leute zu diesem Zwecke in diesen stickigen Räumen verbracht hatten, um eine Münze nach der anderen in den Münzslot zu werfen, denn nichts ist hier umsonst.


Bild5: Auf dem Bild sieht man irgendeine Art riesige Murmelmaschine. Ich bin mir nicht ganz sicher was man genau zu machen hat, aber es saßen immer einige Leute an den Plätzen davor, tranken, rauchten und warfen Murmeln in irgendwelche Löcher im Pult vor sich, während sie aufmerksam die Laufbahnen von rollenden Kugeln vor sich beobachten. Anfangs konnte Dominic gar nicht verstehen, wie man von so etwas nicht fasziniert sein konnte. Doch als wir dann schon durch die zweite mehrstöckige Spielhalle hasteten und sich die ewig gleichen Automaten und Spiele wiederholten, verlor auch Dominic das Interesse.


Bild6: "Sunshine City" nennt sich der graue Wolkenkratzer, der inmitten Ikebukuros in den Himmel ragt, ironischerweise. Wer würde denken, dass sich hinter dieser Fassade ein weitläufiges Einkaufszentrum, Kunstgalerien, ein riesiges Aquarium und sogar ein Planetarium verbergen?


Bild7: Ein Blick auf Ikebukuro. Links neben mir erhebt sich der riesige Wolkenkratzer "Sunshine City". Ich stehe auf einer großen Treppe im Freien, die sich direkt neben dem Gebäude befindet und die unteren Stockwerke miteinander verbindet.


Bild8: Mitten im Einkaufszentrum spielte eine scheinbar bekannte japanische Popband für die Passanten auf einer Bühne, die man von mehreren Stockwerken aus sehen konnte. Gemessen an der Anzahl der Zuschauer und -hörer, sowie den zahlreichen Fans, die für ein Autogramm anstanden, war die Band sehr populär.


Bild9: Nachdem wir eine Weile durch das weitläufige Einkaufszentrum gelaufen waren, trafen wir schließlich Ninja vor dem Sunshine International Aquarium im zehnten Stockwerk, dem höchstgelegenen Aquarium der Welt. Und wie der Zufall es wollte, kamen wir gerade rechtzeitig zu einer Freiluftvorführung mit Seelöwen. Also nahmen wir vier Platz und schauten zu, wie die Seelöwen Bälle und Stangen balancierten oder Ringe fingen. Vor allem die Kinder hatten Spass, da sie den Seelöwen Bälle zuwerfen durften, die diese dann fingen und eine Weile lang balancierten, bevor sie sie dem Trainer zurückwarfen.


Bild10: Ein kleines Aussengehege mit einer Kolonie von Pinguinen war die Attraktion schlechthin. Unzählige Menschen standen dort und fotografierten wie verrückt. Es war für mich das erste Mal Pinguine aus solch unmittelbarer Entfernung zu sehen.


Bild11: Früher hatte ich mir nie so viel aus Pinguinen gemacht, aber ich muss nach diesem Besuch eingestehen, dass sie wirklich schön anzusehen sind. Man kann auf dem Foto erahnen wie nah man an die Pinguine herankam.



Film1: Für eine Vorführung der Pinguin wurden diese einmal durch den Park geführt und dabei gefüttert. Die Kinder waren ganz begeistert und die Aufsichtsleute mussten mehrmals die Kinder auffordern ihre Hände nicht über die Absperrung zu strecken, um die Pingine zu streicheln. Die Vorführung sahen wir uns nicht an, zu viele Leute waren bereits da und es war draußen doch ziemlich frisch.


Bild12: In einem angrenzenden Tropenhaus gab es noch einige exotische Tiere zu bestaunen. Dazu musste man in kleinen Gruppen durch eine Luftschleuse, damit kein kalter Zug durch das Haus zog. Auf diesem Bild sieht man einen Nasenbären, denke ich.



Film2: Was ist das für ein Tier? Ein Problem war, dass ich viele japanische Tiernamen nicht lesen kontte. Und auch wenn ich sie entziffert hatte, waren es oft nur Umschriften für die lateinischen Bezeichnungen, mit denen ich dann ebenso wenig anfangen konnte.


Bild13: Ein Fennek und zwei Gürteltiere schlummerten in ihrem Gehege. Es gab noch viel mehr Tiere, wie beispielsweise verschiedene Aras oder Affen. Sogar Meerschweinchen konnte man sich anschauen, die ja in Japan nicht als Haustiere gehalten werden und somit ein sehr exotisches Tier darstellen.


Bild14: Nachdem man endlich den Hauptteil des Aquariums betreten hatte, wurde man zunächst mit einem großen Becken begrüßt, in dem ein großer Fischschwarm umher schwamm. Ich glaube ich starrte fast eine Minute lang hypnotisiert auf die Fische, die immer und immer wieder im Kreis schwammen, ehe ich mich endlich von dem Anblick lösen konnte. Auf eine unbeschreibliche Weise, war es sehr faszinierend, genauso wie das Betrachten einer Flamme.


Bild15: In den großen Becken fand man allerlei Tiere, beispielsweise diese Riesenkrabben, vor denen ich allerdings ein wenig Angst hatte. Sie wirken auf dem Foto gar nicht so groß, aber allein der Rückenpanzer war so groß wie zwei gespreizte Handflächen.


Bild16: Kalmare und, wer hätte ihn ohne diesen Hinweis entdeckt, ein Seestern.



Film3: Überaus begeistert war ich von den Quallen, denen ein eigener abgedunkelter Bereich gewidmet war. Einige Arten wurden ein wenig angestrahlt, damit man sie gut erkennen konnte, aber andere leuchteten auch von sich aus, nicht nur in einem schwachen Grün, nein, in ständig pulsierenden Regenbogenfarben, so wie eine blinkende Lichterkette. Übrigens sind alle hellen Bereiche in dem Video Quallen, auch die winzig kleinen Punkte, die man für Verunreinigungen halten könnte.


Bild17: Auf dem Bild sieht man einen Axolotl, der bewegungslos in seinem Becken verharrte. (Vielen Dank an Phil für die Information.)



Film4: Meine Mutter sagte früher immer: "In ein Aquarium zu schauen, ist wie Fernsehen.". Und so saß ich mit Dominic mitunter minutenlang vor den Glasscheiben und entdeckte immer wieder etwas Neues. Genauso ist es mit den Videos, die ich gemacht habe, ich schaue sie mir immer und immer wieder an, da man stets Neues entdecken kann.



Film5: Die Vielfalt an Farben und Formen von Fischen ist beeindruckend. Wer den Film "Findet Nemo" gesehen hat, wird in diesem Video "Dori" wieder sehen können.



Film6: Eine Garnele und einige Seeanemonen.



Film7: Sind das Seeschlangen? Ich weiß es nicht genau. Zumindest kann man ein ganzes Nest von ihnen sehen.



Film8: Immer wieder schön anzusehen: Der Fisch, der im Boden wohnt.


Bild18: Nachdem wir das Sunshine International Aquarium verlassen hatten, trennten sich unsere Wege und Dominic und ich liefen noch eine Weile lang durch das abendliche Ikebukuro. Der Anblick erinnert doch schon sehr an das nächtliche Shinjuku ("Downtown Medley - Harajuku, Shinjuku und zurück").


Bild19: Ein letzter Blick in die Straßen Ikebukuros mit den typischen Hochhäusern und der Leuchtreklame, bevor Dominic und ich mit der Bahn zurück nach Soka fuhren.

2 Kommentare:

Phil hat gesagt…

Bild 17 zeigt einen Axolotl.

http://ja.wikipedia.org/wiki/%E3%83%A1%E3%82%AD%E3%82%B7%E3%82%B3%E3%82%B5%E3%83%A9%E3%83%9E%E3%83%B3%E3%83%80%E3%83%BC

Lass' dich vom unpassenden Bild nicht täuschen, der auf deinem Foto ist leukistisch. Haben einige besondere Fähigkeiten, z.B. Regeneration ganzer Gliedmassen oder Teilen des Gehirns/Herzens.

Hier ein etwas ähnlicheres Bild:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/df/Axolotl.jpg

David Kraft hat gesagt…

Wow, vielen Dank für die Informationen und die Bilder!
Es war also ein Axolotl. Ich denke das werde ich gleich mal in meinem Eintrag umändern.
Ich finde es wirklich toll, wenn jemand hilft die kleinen Lücken zu füllen. Vorallem, wenn es so hilfreiche Informationen sind. Und es macht Spass zu sehen, dass auch die alten Beiträge nicht in Vergessenheit geraten. Es ist doch immer wieder schön selbst einmal zurück zu blättern und ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen.