Heute hatte ich das letzte Mal Unterricht bei Frau Takeda, der lebensfrohen, älteren Dame, die unserem Kurs immer so viel Freude bereitet und so viele Geschenke gemacht hat. Für den letzten Unterrichtstag hatte sie sich wieder einmal etwas Besonderes ausgedacht: Beladen mit Tüten und Taschen, stampfte sie in den Saal und breitete auf dem Tisch vor sich Unmengen von Süßigkeiten und Mandarinen aus. Dann packte sie aus ihrer Tasche einige Pappschüsseln, in die sie liebevoll für jeden Studenten die Leckereien packte. Und als wäre das nicht schon genug, holte sie zwei Kuchen hervor und eine ganze Tüte voller Trinkpäckchen. Und so saßen wir schließlich alle mit einem Teller Kuchen, einer Schüssel voller Süßigkeiten und mehreren Trinkpäckchen über den Lernmaterialien und schauten halbherzig in das Aufgabenbuch während wie uns unterhielten und aßen. Als wir dann vorzeitig den Raum verlassen durften, blieben Katharina und ich noch ein wenig länger, um uns für die vielen Geschenke, die uns Frau Takeda in diesem Semester gemacht hatte, revanchieren. Erst halfen wir ein wenig dabei all den Müll zu beseitigen und dann übergaben wir ihr unser Weihnachtsgeschenk: Einen kleinen Weihnachtsstollen, den mir meine Mutter aus Deutschland geschickt hatte. Frau Takeda war ganz begeistert und verbeugte sich aus Dankbarkeit so tief, dass es mir schon peinlich war. Lachend nahm sie den Stollen an und erkundigte sich interessiert, was ein Weihnachtsstollen denn genau sei, woraufhin Katharina und ich uns schulterzuckend ansahen und etwas von einem deutschen, trockenen Weihnachtskuchen stammelten.
Nachdem Katharina bereits nach Hause gegangen war, traf ich mich mit Lee, um zur Post zu gehen. Denn einerseits wollten Lee und ich wegen der kommenden Feiertage Postkarten an Freunde und Familie absenden, andererseits wollte ich ein Paket meiner Mutter abholen. Ich hatte alle meine Postkarten bereits adressiert und überreichte sie mit meinem zurechtgelegten Satz "Ich würde diese Postkarten gerne nach Deutschland senden" freundlich der Postangestellten. Nachdem ich bezahlt hatte, war mein Anliegen erledigt und ich wartete auf Lee, die noch auf jeden einzelnen ihrer Briefe den Absender schreiben musste. Und so saßen wir noch eine Weile lang auf dem Postamt und kritzelten die Adresse des Wohnheims auf die Umschläge, bis Lee selbstständig ihre Briefe in die U.S.A. abschickte. Ich glaube es war sogar ein kleines Erfolgserlebnis für sie, versucht sie doch sonst immer sich überall ohne ihr neuerlerntes Japanisch herumzuschlagen. Nachdem wir an einer anderen Poststelle das Paket meiner Mutter abgeholt hatten, das fast acht Wochen unterwegs war, liefen wir zum Wohnheim und bereiteten uns auf unseren Abend in Roppongi vor.
Bereits seit Tagen hatte ich mir vorgenommen die Weihnachtsdekoration in Tokyo anzusehen. Ich hatte schon viel von "deutschen" Weihnachtsmärkten, Weihnachtsbäumen und wahren Lichtermeeren gehört und wollte mir die einmalige Chance nicht nehmen lassen, all dies einmal mit eigenen Augen zu bestaunen. Darum hatte ich schon seit geraumer Zeit ein Treffen mit meiner Freundin Ninja im Tokyoter Stadtteil "Roppongi" geplant, der besonders bekannt für seine aufwendige Weihnachtsdekoration war. Gegen 17 Uhr wollten sich somit Katharina, Lee, Ninja und ich am Bahnhof von Roppongi treffen, um bewaffnet mit der Kamera durch das weihnachtliche Tokyo zu laufen. Nach fünfzig Minuten Fahrt in der U-Bahn trafen Lee, Katharina und ich pünktlich ein. Nach kurzem Warten stieß auch Ninja hinzu und gemeinsam liefen wir durch die beiden großen Bereiche "Roppongi Hills" und "Midtown Christmas" und fotografierten, als hinge unser Leben davon ab. Und da Worte ohnehin nicht beschreiben können wie wunderschön die Dekoration stellenweise war, lasse ich die Bilder sprechen:
Bilder von den "Roppongi Hills":

Bild1: Ein großer Platz war voller Bäume, die mit roten, orangenen und gelblichen Lämpchen geschmückt waren. Wunderschön.
Bild2: Über allem thronte eine gigantische Metallspinne.

Bild3: Es gab einen kleinen "deutschen" Weihnachtsmarkt mit Glühwein, Nussknackern, Holzfiguren und eben einer großen Weihnachtspyramide.
Bild4: An einer anderen Stele waren die Bäume voller weißer Lichter.
Bilder von "Midtown Christmas":

Bild5: Inmitten von geschmückten Bäumen und Bambus erhob sich ein riesiges Lichterspiel, das beständig die Farbe wechselte. Hier in weiß.
Bild6: An den Bäumen hingen leuchtende Stangen, die immer ein wenig blinkten, wodurch es so aussah als würden dort tropfende Eiszapfen hängen
Bild7: Ninja und die riesige blaue Säule.

Bild8: Ein Blick in eine Hütte, die Teil eines winzigen Weihnachtsmaktes war. Sieht noch uriger aus als in Deutschland.

Bild9: Jenseits eines Lichtermeeres sieht man einen Park voller geschmückter Bäume, durch den man wie durch einen Märchenwald spazieren konnte.

Bild10: Das Lichtermeer war gigantisch. Und auch wenn man es auf den Fotos nur als viele blaue Lichter sieht, war es doch sehr andächtig und verträumt.
Bild11: Immer wieder sind Sternenbilder und Muster auf dem Lichtermeer erschienen.
Bild12: Eine begehbare Weihnachtspyramide...
Bild13: ...mit einem faszinierenden Inneren.
Bild14: Ninja und eine Freundin von ihr, die wir zufällig in Roppongi trafen.
Bilder vom Inneren eines großen Kaufhauses, das zu "Midtown Christmas" gehört:
Bild15: Natürlich gab es auch ganz normale Weihnachtsbäume.
Bild16: Ein Gruppenbild von Katharina, Lee, Ninja und ihrer Freundin beim Gummibärchen essen.
Bild17: An fast jeder Ecke stand ein kleiner Weihnachtsbaum mit irgendwelchen Figuren. In diesem Fall silberne Hirsche.
Bild18: Weihnachten auf japanisch: Schneebedeckte Nadelbäume neben hochgewachsenem Bambus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen