Nicht nur meine Freunde und meine Familie in Übersee freuen sich immer über meine Einträge, nein, auch einige Freunde hier in Japan blättern gerne durch mein Blog. Der Anlass ist allerdings weniger das interessierte Durchlesen meiner Artikel, sondern eher das Anschauen von Bildern und Videos, in denen sie sich vollkommen begeistert selbst entdecken. Dass die Texte uninteressant sind, ist verständlich, schließlich beherrscht kaum jemand hier Deutsch. Und so wird mein Blog regelmäßig zum Klauen von Bildern oder zum Lachen über Videos genutzt.
Als ich diesen Samstagabend wieder einmal einen Link zu meinem neusten Artikel an Tak schickte, erwartete ich wie immer Kommentare zu den Bildern und ein paar lustige Anekdoten zu meinem Video, schließlich handelte es sich um jenen Artikel, der über Nobuko, Cassy, Katharina, Tak und mein gemeinsames Abendessen berichtete (Gast und Gastgeber). Um so erstaunter war ich, als Tak anstelle von Kommentaren wie "Haha, du hast ja sogar den Nachtisch fotografiert.", "Ich grinse ja so doof auf dem Bild." oder "Schöne Erinnerungen an den Abend hast du da..." mir die Frage "Wer ist H.?" schrieb. "H."? Das ist der Spitzname meiner Freundin Helene aus Deutschland, der irgendwann zu Schulzeiten einmal entstanden ist und seitdem fast schon häufiger in Benutzung ist, als ihr wirklicher Name. Aber woher kannte Tak diesen Spitznamen? Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, schrieb er bereits die Antwort: "Er hat einen Kommentar zu deinem Artikel geschrieben und da kommt mein Name vor. Was hat er da geschrieben?". Verwundert musste ich selbst erst einmal zu besagtem Artikel blättern und tatsächlich: In dem Kommentar meiner Freundin stand Taks Name.
"Du liest die Artikel?"
"Na, ich schaue immer mal durch und entdecke hin und wieder meinen Namen und frage mich was da über mich geschrieben steht. Ich bin halt neugierig."
"Du schaust die Artikel durch, obwohl du kein Wort Deutsch kannst?"
"Naja, ein wenig drüberschauen schadet ja nicht. Eigentlich schade, dass ich das nicht lesen kann. Würde mich interessieren, was du so alles schreibst. Ich hätte gar nicht so viel zu erzählen."
Natürlich übersetzte ich den Kommentar für Tak und gab ihm eine kurzen Abriss über den Artikel, was seine Neugierde befriedigte. Doch auch als einige Zeit später unser Gespräch schon längst beendet war und ich bereits halb eingedöst in meinem Bett lag, ließ mich eine Bemerkung nicht los: "Eigentlich schade, dass ich das nicht lesen kann.".
Die Bemerkung ließ mich auch am nächsten Morgen nicht los, dabei war mir klar, dass ich nicht einfach mein gesamtes Blog auf Englisch oder gar Japanisch umschreiben könnte. Schließlich fehlte mir einerseits die Sprachpraxis, andererseits schlichtweg die Zeit. Irgendeine Möglichkeit musste es aber geben, dachte ich mir, schließlich war es doch das Ziel meines Blogs meine Bekannten und Verwandten an meinem Jahr in Japan teilhaben zu lassen, ganz gleich ob es deutsch- oder anderssprachige Freunde waren. Und während ich darüber nachgrübelte, fiel mir ein, dass man im Internet kostenlos ganze Homepages übersetzen lassen konnte. Dies geschah zwar nur anhand von Übersetzungsprogrammen, die eher schlecht als recht arbeiteten, aber immerhin. Für eine grobe Übersicht über den Inhalt meinee Blogs sollte es doch eigentlich reichen. Also ließ ich mein gesamtes Blog maschinell ins Englische übersetzen und las mir einige Artikel testweise durch. Auch wenn die Sätze mitunter sehr verdreht waren und vor allem idiomatische Wendungen nie als solche erkannt worden, so war es doch ein halbwegs passables Ergebnis. Zur Überprüfung schickte ich mein nun englischsprachiges Blog Lee zu, die ein Auge darauf werfen sollte, um als Muttersprachler einschätzen zu können, ob der Inhalt halbwegs verständlich war. Zwar meinte sie, dass es Unmengen an grammatischen Fehlern gäbe und immer wieder Wörter auftauchten, die gar nicht oder falsch übersetzt worden wären, doch im Großen und Ganzen ließe sich doch erschließen, was ich ausdrücken wollte.
Und somit haben seitdem Interessierte die Möglichkeit mein Blog in schlechtem Englisch oder auch schlechtem Japanisch zu lesen. Natürlich lädt dies nicht zum stundenlangen Lesen ein, aber doch immerhin dazu bei interessanten Bildern hängen zu bleiben und ein wenig den Kontext zu verstehen. Tak war zumindest dankbar, auch wenn ich nicht weiß, ob er wirklich großen Gebrauch von dieser Möglichkeit machen wird. Schließlich ist es doch bequemer sich alles vom Autor persönlich übersetzen zu lassen.
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