Freitag, 23. Januar 2009

Alles mal ein bisschen anders...

Silvester steht vor der Tür und ich habe noch keine Ahnung, was ich machen möchte. Die letzten Tage habe ich darauf gewartet, dass sich mir plötzlich offenbart wie ich den Jahreswechsel verbringen soll, oder jemand mich zu irgendetwas einlädt, aber nichts dergleichen ist geschehen. Also habe ich heute, einen Tag vor Silvester, beschlossen meinem Schicksal ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Ich wollte mich nicht wie an Weihnachten wieder selbst für alles verantwortlich fühlen, sondern einmal ein wenig genießen können und etwas erleben. Da Katharina und Lee selbst nichts geplant hatten und Silvester vermutlich auf ihren Zimmern verbringen wollten, hütete ich mich davor anzubieten selbst etwas auf die Beine zu stellen, sondern wendete mich gleich an jemand anderen: Nämlich meine Freunde Ninja und América aus Marburg, die an der Gaidai-Universität ihr Auslandsjahr verbrachten. Da Ninja sich noch unsicher war wie sie ihren Rutsch ins neue Jahr gestalten sollte, wendete ich mich zur Planung zunächst einmal an América, die erfreulicherweise die gleichen Vorstellungen wie ich hatte: Ein wenig japanische Kultur erleben, vielleicht ein Event besuchen, aber auf keinen Fall einsam auf dem Zimmer sitzen. Somit verbrachten wir den Tag mit Planungen für den Jahreswechsel, indem wir uns regelmäßig Internetlinks zu möglichen Optionen hin und herschickten und über eMail diskutierten was uns zusagte und wie wir den Abend gestalten könnten.
Am Nachmittag kam Michael aus Bremen vorbei, um wie angekündigt Yosukes Internetzugang zu nutzen, weshalb es recht lebhaft in der Wohnung zuging. Es war fast so als ob Yosuke da wäre, da Michael in seinem Zimmer am Schreibtisch saß und sich übers Internet unterhielt, wie ich es sonst von Yosuke gewohnt war. Ab und an liefen wir uns in der Küche über de Weg, da er sich neuen Kaffee machte, ganz wie Yosuke, und ich mein Abendessen zubereitete. Um ein paar Reste loszuwerden und das schwindende Jahr mit etwas besonderem zu verabschieden, bereitete ich mir aus den übrig geblieben Bohnen von Weihnachten, einigen älteren Kartoffeln und Eiern, die danach riefen aufgebraucht zu werden, ein traditionell deutsches Gericht zu, wie ich es von meiner Oma in Aschaffenburg gelernt hatte: Kartoffeln mit Spiegelei und Bohnen auf "Großmutter Art". Das ist für uns in Deutschland zwar etwas vollkommen Normales, verglichen mit meinem sonstigen Essen hier in Japan, aber doch einmal etwas Besonderes.
Am späten Abend, als Michael aus Bremen nach über sechs Stunden wieder gegangen war und mir schon einmal einen guten Rutsch gewünscht hatte, stand dann auch schließlich der Plan von América und mir fest: Wir wollten uns am Silvesterabend in Tokyo treffen und zu einem bekannten Tempel gehen und dort an einem Neujahrscountdown teilnehmen, um dann um Mitternacht Luftballons mit unseren Wünschen für das neue Jahr in den Nachthimmel steigen zu lassen. Für die ersten Stunden des neuen Jahres hatten wir dann allerdings noch nichts geplant und wollten uns dann zu gegebenem Zeitpunkt entscheiden. Da unsere Planung gut zu klingen schien, schlossen sich auch Ninja und ein Freund von América unserem Vorhaben an.
Als ich vor dem Einschlafen über den Jahreswechsel nachdachte, war ich gespannt wie der Jahreswechsel hier in Japan wohl verlaufen würde. Bisher war ich zu Silvester nie ausgegangen und hatte das neue Jahr immer in Gesellschaft meines Vaters, meines Bruders, meines Onkels und dessen Familie oder in Gegenwart meiner Freunde verbracht. Ich war sicherlich nicht wehmütig oder betrübt, einfach nur neugierig wie der Jahreswechsel hier wohl verlaufen würde, schließlich war es dieses Mal alles ein bisschen anders.

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