Montag, 12. Januar 2009

Weihnachtsvorbereitungen

Von zwei Prüfungen Anfang Januar abgesehen, war heute der letzte Unterrichtstag dieses Semesters. Da es bereits der Tag vor Heiligabend war, herrschte eine allgemeine Vorfreude und Ferienstimmung und jeder war gedanklich bereits mitten in den Feiertagen. Zumindest fast alle, denn Frau Fukuda, die gestrenge Sprachlehrerin, zog mit unerbitterlicher Härte den Lernstoff durch, was sich nicht unbedingt als sehr leicht gestaltete, da einerseits die Studenten nicht sehr kooperativ waren, andererseits auch nicht alle Sprachlehrer in der letzten Woche unbedingt all das im Unterricht bearbeitet hatten, was sie hätten bearbeiten sollen. Und so zog Frau Fukuda für die letzte Unterrichtsstunde das Tempo noch einmal so sehr an, dass mir noch einmal hören und sehen verging, bevor ich endlich in die Winterpause entlassen wurde.
Die ersten Stunden freier Zeit in den Winterferien verbrachte ich mit dem Durchstöbern verschiedener Läden und Geschäfte, um all jene Weihnachtsgeschenke zu kaufen, die ich mir in den letzten Tagen und Wochen überlegt hatte. Viele und vor allem große Geschenke wollte ich nicht holen, aber doch ein paar kleine Aufmerksamkeiten für einige jener Freunde, die ich hier in den letzten Monaten gefunden hatte. Am schnellsten fand ich das Geschenk für Tak, weil ich bereits vor rund zwei Wochen entschieden hatte ihm ein Lernbuch für die deutsche Sprache zu holen. Dabei dachte ich weniger an ein trockenes Lernbuch wie ich es aus meinem Sprachunterricht kannte, sondern viel mehr an ein Buch, das auf Land und Kultur eingeht und nebenbei die grundlegenden Bausteine der Deutschen Sprache, sowie einige feste Ausdrücke wie Begrüßungen oder Dankesfloskeln erklärt. Im uniinternen Buchladen durchstöberte ich über eine Stunde lang die große Sammlung an Lernmaterialien für die Deutsche Sprache und war überwältigt von der vielfältigen Auswahl. Letztlich fand ich ein Lernbuch, das mir zusagte und machte mich in Richtung des Supermarktes auf, um mein Geschenk für Katharina zu kaufen. Da ich schon des Öfteren davon berichtet hatte wie müde sie manchmal morgens zu sein pflegte, hatte ich mir gedacht ihr eine extra große Packung Kaffee zu holen, der ihr einen ordentlichen Koffeinschub für den Start in den Tag bieten sollte. In einem nahegelegenen Buchladen suchte ich schließlich noch nach meinem Geschenk für Lee: Ein japanisches Kinderbuch. Da wir schon so viel zusammen unternommen hatten und sie immer sagte, dass sie von sich selbst sagen würde keine Freunde zu haben, wollte ich ihr ein Kinderbuch kaufen, das in einfachem japanisch das Thema "Freundschaft" behandelte. Und nach einer schier unendlichen Suche wurde ich fündig: Ein Buch für Kinder, das in simplem Japanisch die Freundschaft zwischen einem Küken und einem Entlein beschrieb. Zu guter Letzt machte ich mich noch zum 100-Yen-Shop auf, wo ich für Katharina und Lee noch jeweils einen Kalender fürs kommende Jahr suchte. Ich fand einen Kalender mit Bildern von Hunden für Katharina und einen Kalender mit Fotografien von Blüten für Lee, welche ich zusammen mit Geschenkpapier und Tesafilm kaufte.
Zu Hause angekommen fand ich in meinem Posteingang Weihnachtspost aus Deutschland von Michael, Helene und Dominic, die mich vollends auf die Weihnachtszeit einstimmte. Mit der Post und meinen Einkäufen beladen lief ich in meine Wohnung, wo ich alles ablud, bevor ich ein Stockwerk höher zu Lee und Katharina lief, um unsere Aktivitäten für die Weihnachtsfeiertage zu planen. Wir einigten uns auf zwei Feiern: Zunächst am Abend des Vierundzwanzigsten, da Katharina und ich jenen als typische Zeit für die Geschenkübergabe gewohnt waren, sowie den Abend des Fünfundzwanzigsten, der für Lee weitaus mehr Bedeutung hatte. Um nicht alleine zu feiern, wurde jeder angehalten ein paar Freude einzuladen, weshalb ich Tak, Nobuko und Ayano und Lee ihre Freundinnen Tomomi und Hiroko gefragt hatte. Tak und Ayano hatten für den Fünfundzwanzigsten zugesagt, während Tomomi bereits am Abend des Vierundzwanzigsten vorbeikommen wollte. Nach einigem hin und her beschlossen wir am Vierundzwanzigsten gemeinsam einzukaufen, Sushi zuzubereiten und zu basteln und am Fünfundzwanzigsten ein kleines Buffet zu machen.


Bild1: Weihnachtspost von meinen Freunden aus Deutschland: Schokolade, ein Weihnachtsgeschenk und eine selbstgebastelte Grußkarte.

Am Abend verabschiedete ich dann Yosuke, der über Weihnachten und Neujahr eine Freundin in Osaka besuchen wollte und mir die Wohnung für die nächsten zwei Wochen anvertraute. Einerseits war ich ein wenig glücklich die Wohnung ganz alleine für mich zu haben, doch größtenteils fürchtete ich mich davor fast zwei Wochen lang alleine hier zu sitzen, insbesondere weil die Feiertage vor der Tür standen, die ich für gewöhnlich mit meiner Familie und meinen Freunden verbrachte. Dennoch verabschiedete ich Yosuke mit einem Lächeln und wünschte ihm schon einmal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Und dann war ich alleine in der Wohnung. Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir allerdings nicht, da ich den Abend und fast die gesamte Nacht damit beschäftigt war an meiner Weihnachtsüberraschung für meine Freunde und meine Familie weiterzuarbeiten. Irgendwann gegen zwei Uhr morgens war ich dann zu müde, um noch länger vor dem Computer zu sitzen und schlief ein, mit der Hoffnung in den kommenden Tagen schöne Weihnachtsfeiertage hier in Japan zu verbringen.

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