Sonntag, 7. Dezember 2008

Der unsichtbare Mitbewohner

Obwohl wir in der gleichen Wohnung wohnen, ist es doch immer wieder amüsant zu beobachten, wie Yosuke und ich aneinander vorbei leben. So haben wir es geschafft uns das gesamte Wochenende in der Wohnung nicht ein einziges Mal zu begegnen, obwohl wir beide die ganze Zeit über hier waren. Dabei ist es nicht so, dass wir uns beide mit Absicht aus dem Weg gehen würden. Es ergibt sich schlichtweg nie, dass wir beide aufeinandertreffen, da wir komplett unterschiedliche Tagesrhythmen haben. Gehe ich morgens duschen oder mache mich in unserer Badenische fertig, schläft Yosuke meist noch, hört in seinem Zimmer Musik oder schaut fern. Mache ich mittags mein Essen, ist Yosuke in seinem Zimmer mit Lernen beschäftigt. Wenn ich dann schließlich auf meinem Zimmer esse, eMails checke und Blogeinträge schreibe, höre ich Yosuke das Haus verlassen, um sich Mittagessen zu kaufen. Wenn ich dann aber wiederum spät am Abend mein Abendbrot zubereite, ist Yosuke meist mit telefonieren beschäftigt. Und sobald er aufhört zu telefonieren und in der Küche tätig wird, sitze ich schon wieder längst in meinem Zimmer am Laptop, telefoniere oder schreibe für mein Blog.
Dennoch gab es Anlässe zu denen wir uns hätten begegnen können: Zum Beispiel als es am Samstag an der Tür klingelte: Aus reiner Gewohnheit blieb ich aber auf meinem Zimmer sitzen und Yosuke öffnete die Tür für den Postbeamten, der ein Paket für ich ablieferte. Yosuke nahm es an, legte es auf den Tisch und verschwand wieder in seinem Zimmer. Oder als Michael aus Bremen an die Tür klingelte und bei Yosuke ans Internet wollte. Aber Yosuke war gerade weggegangen, um sich Essen einzukaufen, weshalb ich Michael gestattete meinen Internetzugang zu benutzen. Und erst als Michael schon längst wieder verschwunden war und ich in meinem Zimmer saß und den Abend genoss, kam Yosuke wieder vom Einkaufen zurück. Oder als Yosuke am Samstagabend mit einer unbekannten Japanerin nach Hause kam, einige Zeit mit ihr am Küchentisch saß und redete. Doch ich wollte nicht stören und ging erst dann in die Küche, als er schon längst mit ihr in seinem Zimmer verschwunden war.
Und so begegneten wir uns das ganze Wochenende über nicht, obwohl wir uns doch eine Wohnung teilen. Man weiß zwar, dass jemand mit einem hier wohnt, aber irgendwie doch wieder nicht. Es ist schon seltsam, weder traurig, noch lustig, einfach so als wohne man mit einem Unsichtbaren zusammen.


Bild1: Am Samstag ist ein Paket meiner Mutter angekommen. Yosuke hat es netterweise entgegengenommen

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dieses Bild von dem Paket erinnert mich an ein identisches Päkchen voller Esskram, das ich vor zwei Jahren von meiner Mutter bekommen habe: Knorr-Püree und Tütensuppen. Weil man als Student ja lernen muss und keine Zeit fürs Kochen hat :-)

Anonym hat gesagt…

Haha, ich habe pfanni-Püree von meiner Mutter bekommen.
Da ich selbst immer koche, hamstere ich die Fertigsachen und setze sie den Japaner vor, die sind immer total begeistert ; )