Mittwoch, 1. Oktober 2008

Meine Flasche, mein Unterricht, mein Curryreis

Wenn man einen langen Tag hat, ist es wichtig Essen und Trinken zu haben. Bei meinen langen Unitagen kann ich zwar mittags in der Mensa essen, mit dem Trinken ist es aber nicht so leicht. Zwar wird kostenloses Leitungswasser in der Mensa angeboten, allerings ist dieses dermaßen verchlort, dass man das Gefühl hat man würde einen Becher Wasser aus dem Nichtschwimmerbecken hinunterkippen. Dem musste natürlich Abhilfe geschafft werden, weshalb ich seit Freitag, meinem vierzehnten Tag in Japan, immer mit einer kleinen PET-Flasche unterwegs bin, die ich auf der Begrüßungsfeier für die ausländischen Studierenden in weiser Vorraussicht eingesteckt habe. Nachdem ich sie morgens mit Sirup und Wasser fülle, begleitet sie mich durch den Unitag. Jeden Abend wird sie dann sorgfältig gereinigt und für ihren nächsten großen Auftritt bereit gestellt.


Bild1: Eine Auswahl meiner japanischen Getränke: Pepsi, Energy Drink, Tee mit Milch und Fanta (hintere Reihe) sowie Apfelsaft, Mangosirup und Traubensirup (vordere Reihe). Die Qoo-Flasche im Vordergrund ist meine Unterrichtsflasche.


Am Freitag ging ich mit meiner neuen Trinkflasche bewaffnet in den Unterricht von Frau Takeda. Frau Takeda ist eine ältere, kräftige Dame, die sehr energiegeladen und lustig ist. Hat sie uns anfangs mit ihrem Redeschwall noch eingeschüchtert, wurde bald jedem klar mit welch einer liebenswerten Person wir es zu tun haben. So schafft sie es mit ihrem heiteren Gemüt und ihrer guten Laune jeden anzustecken und zum Mitarbeiten zu bringen. Sie bezeichnte sich selbst als Quasselstrippe und wurde nicht müde sich selbst in ihrem Redefluss zu bremsen. Oft erzählte sie über verschiedene Dinge der japanischen Kultur, die weit über den Horizont des Lehrbuches hinausgingen und denen ich immer begeistert gelauscht habe. Dabei hat sie auch oft reges Interesse an ausländischer Kultur und fremden Sprachen gezeigt. So waren ihre deutschen Lieblingswörter Wassermelone und Ameise. Oft musste man lachen, da sie schwere Wörter sehr anschaulich erklärte. So sprang sie bei der Erklärung des Wortes "verstecken" hinter ihren Lehrertisch und lugte vorsichtig hervor. Bei der Erklärung des japanischen Spieles "Janken" (das Pendant zu unserem "Schere, Stein, Papier"), ließ sie ihre linke Hand gegen ihre rechte Hand antreten und freute sich, wenn eine der beiden Hände gewann, was ja immer der Fall war. In Erinnerung ist mir auch geblieben, wie sie transitive und intransitive Verben erklärte. Diese Verben unterscheiden, ob eine Handlung von alleine geschieht, oder durch Einwirkung einer äußeren Macht. Ein Beispiel wäre somit eine Tür, die von alleine zugeht, im Gegensatz zu einer Tür, die jemand schließt. Um den Unterschied kenntlich zu machen, stellte sie die Kassette mit den Hörübungen auf ihren Tisch und wackelte so lange an dem Tisch, bis die Kassette umfiel (intransitiv). Dann stellte sie die Kassette wieder auf, holte aus und schlug die Kassette lärmend um (transitiv). Mit einem unschuldigen Blick in den Raum fragte sie, ob der Unterschied nun klar wäre. Insgesamt war der Unterricht bei Frau Takeda sehr angenehm, auch wenn einer der Chinesen wieder einmal die ganze Stunde störte. Mittlerweile sind wir bereits in Lektion 2 angekommen. Man sieht als in welchem Tempo wir durch die Lernunterlagen rasen.

In der Mensa hatte ich bisher nicht wirklich viel Auswahl, da zu meiner Enttäuschung fast nur Gerichte mit Fleisch angeboten wurden. Ich war sehr erstaunt, dass es kaum Gerichte mit Fisch gab, hätte man doch annehmen können, dass im Inselstaat Japan, der Heimat von Sushi, gerade das Fischangebot viel höher ist, als bei uns in Deutschland. Am Freitag entdeckte ich dann aber mein Lieblingsgericht für mich: Curryreis. Das ist eigentlich nicht viel mehr als ein Teller voll Reis mit einer Schöpfkelle Currysauce oben drauf. Zwar schwimmen in dem Curry neben Karotten und Kartoffelstücken auch eine Fleischbröckchen, doch machen sich diese kaum bemerkbar und stören den Essgenuss nicht. Und so freue ich mich nun schon auf den nächsten Mensabesuch, da ich weiß, dass ein Teller leckerer Curryreis auf mich wartet.

Bild2: Ein ganz normaler Teller Curryreis. Was das Rote ist, weiß ich nicht genau.

Am Abend unterhielt ich mich noch mit Lee über ihre vergangene Woche. Da sie noch gar kein Japanisch konnte, begann sie ihren Sprachkurs bei null. Doch bereits in den ersten drei Tagen musste sie sowohl die beiden japanischen Silbenalphabete Hiragana und Katakana, sowie ihre ersten Schriftzeichen lernen. Das ist ein unvorstellbares Tempo, weshalb es mich auch nicht verwunderte, dass Lee vollkommen überfordert war. Sie freute sich zwar endlich Japanisch zu lernen, um endlich mit ihrer Umwelt in Kontakt treten zu können, doch bedauerte sie, dass sie wohl ihre gesamte Freizeit mit Lernen verbringen würde und kaum Zeit für Aktivitäten habe. Da war ich dann doch ganz froh, dass mich mein Kurs im Moment noch unterforderte, denn so hatte ich wenigstens Zeit für eigene Interessen und längere Ausflüge.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

yeah! its much better,

N.I.N.J.A. hat gesagt…

Wuäh, ich hab mir auch Tee mit Milch gekauft, find ihn aber viel zu süß...
Naja, wenn ich heute einen günstigen Wasserkocher finde, kann ich endlich selbst Tee machen. Dafür hab ich immerhin Geschirr (kostenlos) finden können xD

Anonym hat gesagt…

Du hattest einen anderen Tee als ich, meiner war bestimmt viel besser...naja er war eigentlich auch ziemlich süß...
Ich glaube ich habe noch einen zweiten Wasserkocher hier, aber es dauert sicher noch, bis wir uns treffen. Ich schaue immer auf deinem Blog vorbei, du machst ja ganz ähnliche Erfahrungen wie ich, nur auf einem Friedhof war ich noch nicht.

michi hat gesagt…

Das freut mich dass es so tolle Lehrer gibt. Ist es durchgaengig so ein Theater oder nur ab und zu?

Na dann hat deine Mensaodyssee ja nun ein Ende. Konnte man das rote denn wenigstens essen?

Anonym hat gesagt…

Eigentlich ist ihr ganzer Unterricht wie ein unterhaltsames Abendprogramm. Man hat immer ein wenig das Gefühl in einer Mischung aus Gameshow, Kabarett und Discovery Channel zu sitzen.
Und das Rote mache ich mir immer selbst auf mein Essen drauf. Irgendwie hat es keinen richtigen Geschmack, aber es sieht einfach hübscher aus. Das Auge isst ja auch mit...