Dienstag, 21. Oktober 2008

Mit Ninja durch Akihabara

In meiner Zeit in Marburg habe ich viele gute Freunde gewonnen. Einer von ihnen ist Ninja, meine Kommilitonin aus den Japanwissenschaften, mit der ich nicht nur mein Studium, sondern auch viele Interessen und Erinnerungen teile. Ich war erleichtert, dass ich trotz der räumlichen Trennung von vielen meiner Freunde wenigstens Ninja in meiner Nähe habe, denn sie ist zur Zeit auch in Japan, wenn auch an einer anderen Universität. Nachdem wir über den gesamten Samstag hinweg ein Treffen planten, war es dann schließlich so weit: Wir entschlossen uns am nächsten Tag gemeinsam mit America, einer unserer Kommilitoninnen, in Akihabara treffen.
Am Sonntag fuhr ich dann das erste Mal vollkommen alleine Bahn. Obwohl eigentlich nichts schief gehen konnte, war ich doch ziemlich nervös. So stand ich fast 10 Minuten in Soka am Bahnhof und überprüfte über zwanzig Mal an der Abbildung des Liniennetzes mit welcher Linie ich wohin fahren musste. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen, stellte mich an einen der vielen Verkaufsautomaten und wollte mein Ticket kaufen. Doch als ich nach fast einer Minute immer noch hilflos vor dem Bildschirm stand, gab ich fürs Erste auf und machte Platz für die Japaner, die hinter mir anstanden. Aus sicherem Abstand versuchte ich einen Blick auf die Kaufstrategien der Japaner zu erhaschen und war erleichtert, dass viel ältere Japaner fast genauso hilflos wie ich vor den Verkaufsautomaten standen. Als dann der Ansturm abgeebbt war, stellte ich mich wieder aufgeregt und mit schwitzigen Händen vor den Ticketautomaten und kaufte doch recht flott das Ticket für meine kommende Bahnfahrt. Während der Zugfahrt versuchte ich mich den vielen gelangweilten Japanern anzupassen und starrte stumm vor mich hin. Obwohl ich wert darauf legte so zu wirken, als würde ich jeden Tag fünfmal mit dieser Linie fahren, war ich innerlich doch immer noch ziemlich aufgekratzt und horchte jedes Mal auf, wenn die nächste Haltestelle durchgesagt wurde. Wie zu erwarten kam ich aber doch vollkommen unbeschadet und sogar pünktlich am Bahnhof des Tokyoter Stadtteils Akihabara an. Wie ich bereits in einem älteren Beitrag beschrieben habe, treffen in Akihabara die zwei Bahnlinien aufeinander, die ganz Tokyo durchziehen. Während ich an einem Bahnhof der Tokyo-Metro ausstieg, kamen Ninja und America am Bahnhof der Toei-Subway an. Wer nun denkt, dass ein simpler Marsch zum anderen Bahnhof genügen würde, um sich zu treffen, kalkuliert nicht die Weitläufigkeit der japanischen Bahnstationen ein, die sich unterirdisch über mehrere Hektar erstrecken und es ermöglichen an fast jeder Straßenecke Tokyos ans Tageslicht zu treten. Um ein verzweifeltes Suchen zu vermeiden, hatte ich in weiser Voraussicht Ninja und America angewiesen einfach an ihrem Ausgang stehen zu bleiben. Und nachdem ich fast 20 Minuten durch die Straßen und die Unterführungen Akihabaras geeilt war und alle ober- und unterirdischen Ausgänge abgeklappert hatte, traf ich schließlich Ninja und America.


Bild1: Ninja, America und ich auf einem Gruppenfoto.


Bild2: Und noch ein Gruppenfoto.

Scherzend und Anekdoten austauschend zogen wir durch die Straßen und Geschäfte Akihabaras und fotographierten alles, was uns vor die Linse kam. Wir liefen durch Menschenmassen, vorbei an abertausenden Mangabänden, wühlten in Figurenregalen, durchforsteten CD-Geschäfte und standen begeistert vor dem Angebot von Videospielen. Zwischendurch wurde es uns dann zu hektisch und wir setzten uns mit ein paar günstigen Süßigkeiten in eine ruhige Ecke, aßen, tranken, redeten und fotographierten uns gegenseitig. Obgleich ich in Japan doch viele nette Leute kennengelernt habe und über das Internet oft mit meinen Freunden und meiner Familie kommunizieren kann, so hat mir dieses Treffen mit Ninja sehr gut getan. Einen wirklich guten Freund in seiner Nähe zu haben, ist doch einfach unersetzlich.




Bild3: Nach einer anstrengenden Anreise und mehren Stunden Fußmarsch machen wir eine kleine Pause in einer ruhigen Ecke. 


Bild4: Erlesene Spezialitäten aus dem Hause KitKat.


Bild5: America bevorzugt die Sorte "Exotic Tokyo - White". Interessant, wozu sich der gute alte KitKat-Riegel in Japan entwickelt hat.


Bild6: Ninja und ich testen coole Sonnenbrillen in einem der vielen Kitschläden.


Bild7: Nur ein winziger Blick auf das riesige Sortiment an Videospielen. Hier ein Blick auf die Spieleauswahl der Konsole "Wonderswan", die meines Wissens nie in Europa erschienen ist.


Bild8: Auf mehrfachen Wunsch habe ich Bilder von Akihabara geschossen. Hier die vollen Fußgängerwege vor den vielen kleinen Läden.


Bild9: Eines der vielen Einkaufshäuser auf denen je nach Stockwerk verschiedene Manga, Videospiele, Figurinen oder Kostüme angeboten werden.


Bild10: Einfach nur ein schönes Bild von Akihabara bei Nacht (es war eigentlich erst 17:30 Uhr)


Bild11: Ein größeres Einkaufshaus etwas außerhalb von Akihabara. Auf dem Vorplatz sind auch bedeutend weniger Menschen zu sehen.

1 Kommentar:

N.I.N.J.A. hat gesagt…

Ach, da wird einem ja ganz warm ums Herz *-*
Ich hab übrigens einen neuen Plan fürs Wochenende, der mich und meine Geldbörse entlasten und eine niedere Lebensform in deine Schlafgemächer einschleusen wird...
Interesse?