Mein Wochenende verlief relativ unspektakulär. Ich habe viel gelernt und einiges vor- oder nachbereitet. Zwischendrin verbrachte ich meine Zeit mit Übersetzen, am Laptop spielend oder einfach auf meinem Bett und der Musik von meinem Laptop lauschend. Ging es mir im Großen und Ganzen sehr gut, so vermisste ich doch das Kochen und eigenständige Zubereiten von Speisen. Schließlich lebte ich größtenteils von Fertiggerichten, Mensamahlzeiten, Sushi aus dem Supermarkt oder Reis mit irgendeiner Soße. Zwar hatte ich eine Küche in meiner Wohnung, aber irgendwie wußte ich nie so recht, was ich über der Gasflamme zubereiten sollte. Eigentlich fehlte mir fast alles für ein Normales westliches Mahl: Kartoffeln und Nudeln waren viel zu teuer, Fisch bekam man meist nur als Ganzes mit Flossen und Kopf und einige unserer häufigen Gemüsesorten waren entweder nicht im Sortiment oder nur als exotische Raritäten zu haben. Mein Versuch Tofe einzulegen und zu braten scheiterte kläglich, da der japanische Tofu einerseits viel zu weich war und sich anderseits weigerte gebraten zu werden. Zwar bekam man günstig Eier, doch war Spiegelei ohne Kartoffel-, Spinat- oder Brotbeilage kaum als vollwertige Mahlzeit zu werten. Irgendwie wollte ich mich an das japanische Sortiment der hiesigen Supermärkte anpassen, doch ich wußte nicht so recht wie. Wegen eben dieser Problematik hatte ich zwei Tage zuvor Tomomi angesprochen, die mir rat doch einfach Okonomiyaki zuzubereiten. Das würde jeder Essen und wäre auch nicht teuer. Und außerdem habe sie dieses Gericht bereits gemeinsam mit Katharina und Lee zubereitet, diese müssten also wissen, wie es geht. Am Wochenende sah ich dann meine Chance gekommen und sprach Katharina und Lee auf das Okonomiyakirezept an, doch leider wußten beide nicht so recht, wie Tomomi das Essen zubereitet hatte. Würde ich es aber herausbekommen, würden sie gerne mit mir gemeinsam Kochen und Essen. Also machte ich mich mit Katharina auf den Weg in die Bibliothek und suchte aus dem Internet ein beliebiges Rezept für Okonomiyaki. Und dann erfuhr ich erst, was Okonomiyaki eigentlich ist: Eine Art japanische Pizza zum Selbstbelegen. Man brät in einer Pfanne einen Grundteig, den man mit allem, was man gerne isst, belegt. Das hörte sich gut an und so kaufte ich mit Katharina im naheliegenden Supermarkt alle nötigen Zutaten und am Abend bereiteten wir gemeinsam mit Lee Okonomiyaki zu.

Bild1: Vorbereitungen für unsere ersten Okonomiyaki
Und so gehts: Einfach ein Glas Mehl mit einem Glas Wasser und drei Eiern mischen und ein wenig Kohl in dünne Streifen schneiden und untermischen. Das ist der Grundteig. Dieser wird in eine Pfanne gegeben und sofort mit beliebigen Zusätzen versehen. In unserem Fall waren das Tomaten, Lauch, Sojasprossen, Käse und Thunfisch. Diese Zutaten verteilt man auf der Oberseite und drückt sie in den Teig hinein. Nach einiger Zeit kommt der schwierige Teil, denn dann muss alles auf die andere Seite gedreht werden, um weiterzubraten. Nach einiger Zeit nimmt man dann das fertige Okonomiyaki aus der Pfanne und kann ein wenig Soße darübergeben, in unserem Fall Tonkatsusoße. Das Ergebnis sieht dann etwa so aus:

Bild2: Unser erstes selbstgemachtes Okonomiyaki. Hier hatten wir allerdings das Okonomiyaki nicht in der Pfanne umgedreht, normalerweise müsste es oben angebraten sein.
Auf dem Weg in die Universität hatte ich übrigens noch eine seltsame Begegnung. Als ich die Tür meiner Wohnung verließ, standen dort ein schmieriger Japaner und eine Japanerin in schickem Kostüm. Wie gewohnt nickte ich ihnen kurz zu, grüßte und wollte gehen, als der Mann mich fragte, ob ich Englisch spreche. Als ich bejahte, begann er sogleich ein paar Werbeprospekte auszupacken und mich zu fragen, ob ich denn bereits den Weg zu Gott gefunden hätte. Viele Menschen wären nämlich vom richtigen Weg abgekommen und gerade die Jugend...(blabla)...
Als ich sagte, dass ich es eilig hätte, drückte er mir mit einem schmierigen Grinsen zwei Prospekte von den Zeugen Jehovas in die Hand und ging zu meinem Nachbar weiter. Diese Begegnung hat mich vollkommen überrumpelt, da ich nie gedacht hätte in Japan auf Zeugen Jehovas zu treffen, ist doch Japan durch Buddhismus und Shintoismus geprägt und die Rate der Christen liegt gerade einmal bei etwa einem Prozent. Aber offensichtlich ist man auch in Japan vor solcherlei Hausbesuchen nicht sicher.

Bild3: Werbung, die ich von den Zeugen Jehovas erhalten habe.
Am Sonntag wurde es dann merklich kühler. Die anfängliche Hitzewelle war spätestens nach dem schweren Gewitter vorrüber und seitdem sank die Temperatur beständig. So zog ich am Sonntag das erste Mal eine Pullover an und ließ die Balkontür den größten Teil des Tages geschlossen. Zum Mittagessen briet ich mir aus den Resten vom Vortag noch ein paar Okonomiyaki. Vielleicht lag es am Wetter, aber jeder war müde und lustlos. Und so strich ich meine für das Wochenende angesetzte Erkundungstour und blieb den Tag über in meiner Wohnung.
2 Kommentare:
TsTs, ich hab dir doch auch schon mal von Okonomiyaki berichtet und wollte das auch mal mit dir zusammen machen q.q
Naja, bin jez in Japan. Melde er sich mal - dat Ninsch
Endlich bist du in Japan Ninja!
Wenn ich dieses Wochenende nicht mit Arbeit und Exkursionen überhäuft worden wäre, hätte ich dich ja gleich besucht. So dauert es aber wohl noch eine Woche bis wir uns sehen.
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