Samstag, 21. Februar 2009

Rollen und Ballen

Als ich heute Abend, wie schon so oft, in den Supermarkt lief, um mir ein vergünstigtes Abendessen zu kaufen, blieb ich verwundert vor der Kühltheke stehen, denn wo sich ansonsten ein breites Sortiment an verschiedenen Sushi-Arten, Tenpura, Nudelgerichten und Spießen befand, lag nur eine gigantische Auswahl an Sushirollen. Und nichts anderes. Eine große Werbetafel direkt vor mir verriet mir auch gleich den Anlass: Heute war nämlich japanweit Makizushi-Tag.
Makizushi? Wieder so ein Begriff, mit dem viele nichts anzufangen wissen. Vor allzu langer Zeit hätte ich auch nur die Schultern gezuckt und nicht gewusst was das "maki" vor Sushi zu suchen hatte, doch mittlerweile bin ich eines Besseren belehrt worden und werde somit mein bescheidenes Wissen über die Kategorisierung von Japans wohl bekanntesten Gericht kundtun.
Die beiden häufigsten Arten von Sushi, die man in Japan findet und auch im Ausland kennt sind Makizushi und Nigirizushi. Neben diesen beiden findet man noch unzählige weitere Arten, die man aber im normalen Handel gar nicht oder nur selten antrifft, darum konzentriere ich mich auf jene beiden Arten, die man in der Kühltheke eines jedes Supermarktes in Japan findet. Eine grobe Übersicht über die Zubereitung und Zutaten von Sushi habe ich bereits im vorletzten Beitrag ("Von Amanatsu bis Tenpura") gegeben, weshalb ich mich diesmal eher auf die Unterschiede der beiden Unterarten konzentriere.
Das nigiri das den Nigirizushi vorangestellt ist, beschreibt wie man etwas ballt, also meist eine Hand zu einer Faust. Und so kann man sich nun sehr bildlich vorstellen, wie jemand einen Klumpen Sushireis in seiner Hand zu einem länglichen Ballen zusammenpresst. Auf diesen Reisballen legt man dann eine Zutat seiner Wahl und fertig ist ein Nigirizushi. In der Regel liegt auf solch einem Nigirizushi eine Scheibe Fisch, die je nach Fischsorte mit Soße beträufelt oder mit Zwiebeln, Lauch oder anderen Dingen verziert wird. Im Gegensatz dazu steht das maki das den Makizushi vorangestellt ist für eine rollende Bewegung. Hierbei belegt man ein Noriblatt, also eine Art Esspapier aus getrockneten Algen, mit Reis und platziert darauf dann alle Zutaten, die man gerne haben möchte. Dann rollt man dies zu einer Rolle zusammen, an der sich nun außen das Noriblatt und innen der Reis mit den Zutaten befinden. Im Gegensatz zu den Nigirizushi lassen sich hier viele verschiedene Zutaten gleichzeitig verwenden, wodurch der Durchmesser der Rolle zwischen zwei und acht Zentimetern variiert. Seltenen Fisch benutzt man bei dieser Art von Sushi oftmals nicht, da sich dieser optisch attraktiver auf Nigirizushi darbieten lässt.


Bild1: Wenn man sich ein Sushi-Set kauft, hat man oft sowohl die zylinderförmigen Makizushi (oben links) als auch die belegten Nigirizushi. Die Makizushi waren jeweils mit Thunfisch und Gurke gefüllt, die Nigirizushi waren mit verschiedenen Fisch- und Meerstierarten belegt, darunter Lachs, Thunfisch, Garnele und Kalmar.


Bild2: Hier ein weiters Sushi-Set, das ich mir gekauft habe. Die Nigirizushi sind mit Makrele und Frühlingszwiebeln belegt, die Makizushi sind wie im vorherigen Set jeweils mit Thunfisch und Gurke gefüllt.


Eben jene Makizushi fand ich an diesem Abend en masse im Supermarkt. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie etwas von diesem besonderen Tag gehört, an dem jeder Makizushi essen sollte, weshalb ich schon an der Kühltheke eine Werbestrategie der Sushiindustrie roch. Ich kenne es, dass zu gewissen Jahreszeiten oder Feiertagen bestimmte Gerichte bevorzugt werden, aber dass an einem Tag ein ganz spezielles Gericht beworben wurde, hatte ich so noch nicht erlebt. Dennoch nutzte ich die breite Auswahl und kaufte mir eine etwas überteuerte Box mit drei verschiedenen Sushisorten, die ich noch nie probiert hatte und ging somit der Sushiindustrie ins Netz. Als ich wieder zu Hause war, packte ich begeistert meine Box aus und aß mich durch drei verschiedene Sorten von Makizushi, von denen zwei sehr lecker und die dritte, nun ja, passabel war. Dennoch ließ mich das Phänomen des Makizushi-Tages nicht los und so befragte ich Ayano über diese ominöse Tradition. Und zu einem Erstaunen gab es tatsächlich die japanische Tradition Anfang Februar bevorzugt ganze Sushirollen zu essen. Allerdings war dies eine Tradition, die im Westen Japans beheimatet war und keinerlei Verbindung zum Großraum Tokyo hatte. "Warum gibt es dann dennoch einen Makizushi-Tag hier in Soka?", fragte ich Ayano, woraufhin sie ganz simpel antwortete: "Um Geld zu machen.".


Bild3: Das Makizushi-Set, das ich mir am Makizushi-Tag gekauft habe. Trotz bestehender Tradition ist dieser Tag nicht mehr als Geldmacherei der Sushiindustrie. Übrigens: Wenn man ganz akkurat sein möchte, nennt man die noch ungeschnittene Sushirolle ehoumaki, wohingegen erst die geschnittene Rolle als Makizushi bezeichnet wird.


Bild4: Die drei Sushi-Sorten, die in meinem Sushi-Set zu finden waren: Makizushi mit paniertem Fleisch und Salat (oben links), Maki-Sushi mit Thunfisch und Gurke (unten) und Maki-Sushi mit Gurke, Karotte, Ei, allerlei eingelegten Gemüse- und Pilzarten und einer Art rosa Zucker (oben rechts).

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