Montag, 20. April 2009

Tausendundein Tausch

"Wer könnte das denn jetzt sein?", denkt man sich manchmal, wenn es unerwartet an der Tür klopft oder klingelt. Doch hier in Japan denke ich das jedes Mal, wenn jemand sich an der Eingangstür bemerkbar macht, da ich schlichtweg niemanden erwarte. Und darum kann ich nie einschätzen, ob vor der Tür vielleicht Katharina steht, um sich selbst zum Abendessen einzuladen, ein Postbote, der ein Paket abliefert, oder ein bemitleidenswerter Werbevertreter, den ich ratlos anblicke bis er geht, weil ich nicht verstehe, was er mir andrehen möchte. Somit ist es immer ein kleines Abenteuer die Tür zu öffnen und sich von Jenen überraschen zu lassen, die auf der anderen Seite warten. So zum Beispiel heute, als ich morgens zur Tür schlurfte und insgeheim erwartete ein Paket zu erhalten. Doch vor der Tür stand kein Postbote, sondern eine Mitarbeiterin des Zentrums für internationale Angelegenheiten der Dokkyo-Universität.
Das muss wohl etwas Wichtiges sein, dachte ich mir und versuchte möglichst gefasst auszusehen, obwohl ich barfuss, halb im Jogginganzug, halb im Schlafanzug, in der Wohnungstür stand und mir vom Duschen noch Wassertropfen von den Haaren perlen. Ich kann nicht sagen, dass ich mich wohl fühlte, denn ich fand einerseits, dass ich ein lächerliches Bild abgab, andererseits mochte ich es so gar nicht vollkommen unerwartet auf Japanisch reden zu müssen. Und so lauschte ich verunsichert dem Redeschwall der Mitarbeiterin und verstand kein Wort. Leider endete ihr Monolog mit einem fragenden Blick, weshalb ich das Gefühl nicht los wurde irgendetwas antworten zu müssen. Und so stotterte ich unerwartet den erstbesten Satz zusammen, der mir in den Kopf kam: "Ich habe das...nämlich...ein bisschen...äh...nicht verstanden.". Eigentor. Der Monolog ging von Neuem los, diesmal langsamer und auf das Wesentliche reduziert, was nicht viel an meinem Nicht-Verstehen änderte. Also wiederholte ich ein beliebiges, unbekanntes Wort aus ihrem Dialog und versuchte mit geneigten Kopf, zusammengekniffenen Augen, der richtigen Intonation und einem symbolischen Kratzen am Hinterkopf mein Unwissen auszudrücken, ohne noch ein weiteres Mal nachfragen zu müssen. Und dann erzählte die Mitarbeiterin irgendetwas vom Schlafen und ich nickte fleißig, ohne wirklich zu verstehen worum es ging. Als nach ihrem dritten Monolog erneut eine peinliche Pause entstand, begann sie ihren Monolog auf einzelne Substantive zu reduzieren und ich wußte, dass ich nur noch eine Stufe davon entfernt war, dass sie beginnen würde in gebrochenem Englisch zu reden, also lauschte ich krampfhaft ihren Worten, um endlich zu begreifen, dass sie gekommen war, um meinen Futon und meine Bettdecke auszutauschen, schließlich stand das nächste Semester vor der Tür. Überdeutlich signalisierte ich mein Verstehen und bat um einen Moment, um meinen Futon zu holen. Natürlich ging ich aber nicht einfach nur weg um meinen Futon zu holen, nein, ich musste ihn erst einmal abziehen, abklopfen und notdürftig zusammenfalten, während Dominic verwirrt im Zimmer stand und sich wunderte, warum ich plötzlich mein Bettzeug auseinander riss. "Bleib hier stehen und sag nichts!", fuhr ich ihn leise an, schließlich hatte ich irgendwo gehört, dass eigentlich niemand Fremdes im Wohnheim übernachten durfte.
Um zu überspielen, dass ich nicht genau wusste, was ich bei der Übergabe des Bettzeuges zu sagen hatte, trug ich den Futon begleitet von geschauspieltem Schnaufen und einem langgezogenen "Ja" zur Eingangstür und lieferte kurze Zeit darauf mit einem ebenso grandiosen Schauspiel meine Decken ab. Und als ich schon beginnen wollte wie im Lernbuch das Ende der nicht vorhandenen Konversation einzuläuten, fragte die Mitarbeiterin des Zentrums für internationale Angelegenheiten nach Yosuke. "Yosuke? Der ist zur Zeit in Okinawa.", antwortete ich nun bereits etwas sicherer in der japanischen Sprache. Yosukes Bettzeug benötige sie aber auch, gab die junge Frau kund und schielte neugierig in Richtung Yosukes Zimmer. Ich folgte ihrem Blick und wägte für einen Moment ab, was Yosuke wohl lieber sein würde: Eine unbekannte Frau, die unerlaubt sein Zimmer betreten würde, oder sein Mitbewohner, der unerlaubt sein Zimmer betreten würde. Vermutlich wäre es ihm lieber, wenn ich schnell seine Bettsachen nähme, dachte ich mir und entschuldigte mich ein weiteres Mal für einen kurzen Moment bei der Mitarbeiterin, während ich scheinbar eilig in sein Zimmer hastete. Seine Decken waren schnell gefunden und abgezogen, doch sein Futon lag nicht auf dem Bett, wie man erwarten könnte. Ein matratzengroßer Futon kann ja nicht so schwer zu finden sein, dachte ich mir und versuchte einerseits nach einem Futon Ausschau zu halten, andererseits möglichst nichts direkt anzusehen, um Yosukes Privatsphäre zu achten. Doch so sehr ich auch versuchte ohne hinzuschauen zu suchen, sein Futon blieb unauffindbar. Und so lief ich mitsamt der Decken aber ohne Futon zu der Mitarbeiterin zurück und schilderte in knappen Sätzen mein Problem. "Kann ich kurz einen Blick in Yosukes Zimmer werfen?", fragte sie kurz und signalisierte mit ihrem Tonfall und ihrer Gestik, dass dies keinesfalls eine Frage, sondern eine als Frage verpackte Ankündigung war. Also nickte ich knapp, eilte voraus und schloss auf dem Weg in Yosukes Zimmer scheinbar beiläufig meine Zimmertür, hinter der Dominic immer noch vollkommen verwirrt herumstand und nicht wusste, was denn nun eigentlich los war. Die Frau betrat ohne Umschweife Yosukes Zimmer und begann scheinbar zielstrebig überall dort zu suchen, wo ich zuvor ohne irgendetwas speziell zu betrachten schon einmal hingeschaut hatte. Ein wenig dreist fand ich es dann doch, als sie begann Yosukes Schranktüren aufzureißen und in seiner Wäsche herumzuwühlen, um zu sehen, ob der Futon möglicherweise unter einem T-Shirt versteckt oder einer Unterhose eingewickelt sei. Nach einigen Augenblicken stand sie suchend im Zimmer und kam zu dem gleichen Schluss wie ich: Der Futon war nicht da. Schnellen Schrittes eilte sie zur Tür und begann wieder hektisch irgendetwas zu sagen. Ich glaube ich soll Yosuke mitteilen, dass er sich bei der Universität melden soll, wenn er wieder da ist, reimte ich mir aus einigen Worten und der Situation zusammen und brachte nicht viel mehr heraus als ein "Ja" und ein "Ich habe verstanden.". Die Frau rief einen Mann herbei, der mir ein handlich zurecht geschnürtes Paket, bestehend aus einem frischem Futon und frischen Decken, in die Hand drückte, während sie auf einer Liste meinen Namen suchte. "Kraft, David, nicht wahr?", fragte sie, während sie mit einem Stift über die Liste fuhr. Ich brachte ein halb ersticktes "Genau" hervor, während ich noch nach einem Platz suchte, um das Paket mit dem Futon und den Decken abzustellen. Und dann war der Spuk auch schon vorbei: Die Frau hakte meinen Namen auf der Liste ab, verabschiedete sich und ehe ich etwas sagen konnte, verschwand sie schon und die Tür fiel langsam zu. "Vielen Dank.", rief ich noch hinterher, obwohl ich nicht genau wußte, ob es das war, was man in solch einer Situation sagen sollte. Mit dem Paket lief ich in mein Zimmer und erklärte Dominic, was in den vergangen Minuten passiert war, während wir den neuen Futon auspackten. Und als ich in knappen Worten einen Überblick gegeben hatte und mich innerlich noch schämte, dass ich so vollkommen überrumpelt von dem Gespräch auf Japanisch gewesen war und kaum einen anständigen Satz hervorgebracht hatte, schaute mich Dominic anerkennend an und sagte: "Und du hast das alles auf Japanisch gemacht? Man bist du gut. Ich kann es ja nicht bewerten, weil ich kein Japanisch spreche, aber es hat sich echt professionell angehört, was du gesagt hast.". "Wenn du wüsstest.", dachte ich mir und rollte den neuen Futon auf der Matratze aus. Und dabei bemerkte ich gar nicht, dass ich schon die ganze Zeit auf Dominics Bett, Yosukes Futon, stand.
Nur kurze Zeit später machten sich Dominic und ich auf den Weg durch Soka zu einem Elektrogeschäft, da Dominic sich noch immer nach einem neuen Nintendo DS sehnte, da wir am Vortag in Akihabara nicht fündig geworden waren. Eine ganze Weile lang standen wir in dem Geschäft vor der Vitrine mit den gebrauchten Konsolen, da Dominic sich zwar entschieden hatte welches Modell er kaufen wollte, aber nicht sicher war, welche Farbe ihm wohl am ehesten lag. Und als er dann schließlich einen Entschluss gefasst hatte, hatte er sich nicht nur für eine Farbe, sondern auch gleich für ein ganz anderes Modell entschieden, nämlich den neuen Nintendo DSi, der sich nicht nur durch ein kleines "i" von seinem Vorgänger entschied, sondern auch durch eine integrierte Kamera, ein stylischeres Design und verschiedene andere Funktionen. Und weil dieses Nachfolgemodell in Deutschland noch nicht erschienen war, witterte Dominic ein Schnäppchen und konnte nicht widerstehen. Zwar hatte ich Bedenken, dass er die Wahl einer Konsole nach so langer Planung nun doch ganz unerwartet in eine ganz andere Richtung lenkte, aber ich dachte mir, dass es seine Konsole sei, und so stellte ich mich für Dominic an die Kasse und bat den Angestellten um den Nintendo DSi in der Glasvitrine. Ohne Probleme übersetzte ich alles, was der Angestellte sagte, für Dominic und hatte das Gefühl mein verletztes Ego nach dem Japanisch-Desaster vom Morgen ein wenig zu heilen. Und so lief ich schließlich mit einem überglücklichen Dominic, der in seiner Hand unentwegt die Tüte mit seiner neuen Spielkonsole herumschwenkte, wieder in Richtung des Wohnheims.
Als wir uns der Dokkyo-Universität näherten, fiel mir irgendwann die ständig steigende Zahl von jungen Japanern in Anzügen und traditionellen Kleidern auf. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei, zu beschäftigt war ich mich gemeinsam mit Dominic zu freuen, doch als wir am Eingang des Campus der Dokkyo-Universität ankamen, war es offensichtlich, dass irgendetwas Wichtiges stattfand, denn der gesamte Campus war gefüllt mit jungen Japanern in Feiertagskleidung, die meist von ihren Familien begleitet wurden und unermüdlich Fotos schossen. Im Vorbeilaufen las ich einige Schilder und stellte so fest, dass dies die Abschlusszeremonie für alle Graduierten des vergangenen Semesters war. "Dann sind dort bestimmt auch irgendwo Tak und Nobuko.", dachte ich laut und warf einen Blick auf die Menschenmenge, darauf hoffend, dass jeden Moment jemand mit wedelnden Armen auf mich zugelaufen käme, doch natürlich kam niemand. "Ich will jetzt nach Hause und spielen.", entgegnete Dominic, während ich noch immer Ausschau nach einem bekannten Gesicht hielt, "Aber die Abschlusszeremonie ist nur heute.", begann ich und sah schon wie Dominic die Mundwinkel nach unten zog und die Tüte mit seiner neuen Spielkonsole träge in Richtung Boden hing. "Naja, so interessant ist es bestimmt nicht.", sagte ich schließlich und warf schweren Herzens einen letzten Blick auf den Campus voller herausgeputzter Graduierter, bevor ich mich umdrehte und zurück zum Wohnheim lief, während mich Dominic mit wedelnder Tüte begleitete.
"Ich glaube man kann den Nintendo DSi nicht auf Englisch umstellen.", stellte ich fest, nachdem ich einige Minuten an Dominics neuer Errungenschaft gesessen und daraufhin ein wenig im Internet recherchiert hatte. "Das ist ja dumm.", stellte Dominic sachlich fest, "Bei deinem geht es doch auch.". "Ja, ich habe aber auch ein anderes Modell", entgegnete ich und fügte gedanklich hinzu, dass es das Modell war, dass Dominic auch hätte kaufen wollen, wenn er sich nicht im letzten Moment umentschieden hätte. "Mit dem Nintendo DSi habe ich noch nie etwas zu tun gehabt, ich wußte nicht, dass alles auf Japanisch ist.". Mit grimmiger Miene saß Dominic da und schaute argwöhnisch auf seine Spielkonsole, über die er vor wenigen Minuten noch hocherfreut gewesen war. "Dann will ich den nicht. Tausch den um.", urteilte er binnen Sekunden und hielt mir die Spielkonsole unter die Nase. "Hast du denn überhaupt getestet, ob es dich beim Spielen stört, wenn die Konsole auf Japanisch ist? Die Spiele müssten doch nach wie vor auf Deutsch sein, oder?" Fast schon angewidert legte Dominic ein Spiel ein und begann zu spielen. Und als ich einige Minuten später immer noch keine Antwort auf meine Frage erhalten hatte, hakte ich nochmals nach. "Jetzt nicht!", fuhr mich Dominic an, "Das Spiel ist gerade so interessant. Ich will spielen!". "Das Japanisch der Konsole stört als nicht?", hakte ich nochmals nach, in der Hoffnung diesmal eine klare Antwort zu bekommen. "Ach quatsch.", antwortete er abwesend, während er nach wie vor auf den kleinen Tasten herumdrückte, "Bei den Spielen stört das doch eh nicht. Und die paar Begriffe, die man im Menü benötigt, kannst du mir aufschreiben. Soviel Japanisch lerne ich doch mit Links.". Und so war das Problem gelöst. Zumindest dachte ich das, bis Dominic knapp zwei Stunden später mit einem ernsten Gesicht ankam und feierlich postulierte, dass er nun doch keinen Nintendo DSi mehr haben wolle, sondern einen Nintendo DS. Gründe für seinen erneuten Meinungsumschwung gab er nicht an, nur dass er reichlich nachgedacht hätte. Da ich mir mittlerweile aber unsicher war, ob dies nun wirklich seine finale Entscheidung sei, ignorierte ich seinen Entschluss erst einmal und versprach ihm den Nintendo DSi am Nachmittag umzutauschen, wenn er dann immer noch zu dieser Entscheidung stehen würde.
Am Mittag klopfte es dann wieder an die Tür, diesmal war es Katharina, die ihrem Ärger über eine Mitarbeiterin des Zentrums für Internationale Angelegenheiten der Dokkyo-Universität Luft machen musste, die offensichtlich in ihrer Abwesenheit ihr Zimmer nach ihrem Futon und ihrer Decke durchsucht hatte. "Oh, die kenne ich.", antwortete ich und dachte an die Ereignisse vom Morgen zurück. Ich bat Katharina herein und während ich für uns und Dominic kochte, schilderte Katharina davon wie sie nach ihrem Praktikum nach Hause gekommen war und ein durchwühltes Zimmer sowie eine Notiz bezüglich ihres fehlenden Futon gefunden hatte. Und dann rückte sie allmählich auch mit dem eigentlichen Grund ihres Besuches heraus: "Du David, du hast doch noch meinen Futon.". "Habe ich?", fragte ich erstaunt nach und versuchte mich daran zu erinnern, ob ich jemals Katharinas Futon ausgeliehen hätte. "Kann sein, dass ich ihn vor fast einem halben Jahr einmal ausgeliehen hatte, als Ninja hier übernachtet hat. ("Ein Tag unter Freunden")", dachte ich laut nach, "Aber ich müsste ihn eigentlich am nächsten Morgen zurückgebracht haben.". "Nein, den hast du immer noch.", statuierte Katharina, "Sonst wäre er ja schließlich in meinem Zimmer." Und zur Untermauerung ihrer Behauptung deutete sie auf Yosukes Futon in meinem Zimmer. "Oh, das ist Yosukes Futon.", begann ich und wollte gerade von meinem Erlebnis am Morgen erzählen, als ich jäh von Katharina unterbrochen wurde, da sie erneut statuierte, dass dies ihr Futon sei und Yosuke seinen verschlampt hätte. "Nun gut", versuchte ich die Wogen zu glätten, "Ich kann ihn dir ja nachher hochtragen.". Und damit war das Thema vorerst gegessen.
Einige Zeit später lief ich samt Futon ein Stockwerk nach oben, um Katharina den Futon zu überreichen, der meiner Meinung nach Yosuke gehörte. Dabei malte ich mir schon aus, wie Yosuke mich um seinen Futon bitte würde, während ich versuchen würde zu erklären, warum ich ihn Katharina gegeben hatte. Die nahm ihren Futon einige Augenblicke glücklich in Empfang und überlegte wo sie ihn vorerst deponieren sollte, da sie ohne Futon auf ihrer Matratze schlief. "Leg ihn einfach unten in den Schrank.", wies sie mich an und ich blieb für einen Moment mitten im Raum stehen und wartete darauf, dass Katharina feststellen würde, dass ich mit beiden Händen ihren Futon trug und unmöglich eine Tür öffnen konnte. "Naja, ich mach mal den Schrank auf.", stellte sie nach einigen Momenten der Stille der fest, öffnete schließlich selbst die Türen und begann ein wenig nervös zu lachen: "Die durchsuchen meine ganze Wohnung und finden den Futon nicht. Sowas aber auch. Die sind ja dumm.". Erst verstand ich gar nicht worum es ging, bis ich einen Blick in den Schrank warf und dort Katharinas Futon liegen sah. Wenn das ihr Futon ist, dann ist der Futon, den ich trage, doch Yosukes, dachte ich mir stumm, sagte aber nichts. Und während Katharina noch eifrig damit beschäftigt war der Mitarbeiterin vom Morgen die Schuld an allem und jedem zu geben, lief ich mit dem Futon, der für kurze Zeit in Katharinas Besitz gewechselt war, wieder in meine Wohnung hinab.
Als im am Nachmittag Dominic noch einmal zu seinem Nintendo DSi befragte, beharrte er immer noch auf seinem Umtausch und darum liefen wir samt Quittung noch einmal zu dem Elektrogeschäft. "Noch einmal tausche ich deine Spielkonsole aber nicht um.", warnte ich ihn auf dem Weg, "Also sei dir sicher mit dem, was du haben willst.". Und so verbrachte Dominic wieder einmal einige Zeit vor der Glasvitrine, bis er mir schließlich grünes Licht gab. Also begann ich vor dem Verkäufer einen kurzen Monolog zum Besten zu geben, den ich mir unterwegs zurecht gelegt hatte: Was mein Anliegen sei, warum ich den Nintendo DSi zurückgeben und ihn gegen einen gewöhnlichen Nintendo DS umtauschen wolle und dass ich ja bereits am Morgen da gewesen sei. Und all dies begleitet von zahlreichen Entschuldigungen für die Umstände, die ich bereiten würde. Typisch japanisch entschuldigte sich der Verkäufer dafür, dass Dominic sich eine falsche Spielkonsole ausgesucht hatte, was von einem logischen Standpunkt aus betrachtet gar keinen Sinn machte, aber dennoch sehr höflich war, und nahm den DSi, der gerade einmal ein paar Stunden in Dominics Besitz gewesen war, an sich und überprüfte den Inhalt. Dann schritt er zur Vitrine und fragte welchen Nintendo DS ich gerne hätte, was ich für Dominic übersetzte, der ein wenig nachdenklich dastand. "Ist das weiss oder silbern?", fragte Dominic nachdenklich und deutete auf einen Nintendo DS. "Das ist ein silberner DS.", antworte ich verwirrt, doch Dominic reagierte gar nicht wirklich darauf. "Nein, nein, du sollst den Verkäufer fragen.". Nun war ich verwirrt. Warum sollte ich diese Frage noch einmal an den Verkäufer richten? Aber ich lies mich gar nicht erst auf eine Diskussion ein, sondern übersetzte die offensichtliche Frage. Und ohne große Überraschung erfuhren wir, dass es sich um einen silberfarbenen Nintendo DS handelte, woraufhin Dominic beipflichtend nickte. Ob ich diese Spielkonsole haben wollte, fragte der Verkäufer etwas verwirrt, was ich wiederum an Dominic weitergab. Der nickte noch immer und sagte schließlich: "Nein, ich will den roten Nintendo DS.". Und den kauften wir dann schließlich auch.
Auf dem Rückweg fragte ich Dominic dann verwirrt, was die Frage nach der Farbe sollte, woraufhin er selbstsicher antwortete, dass ihm der Verkäufer ein wenig Leid getan habe, weil wir ihm mit dem Umtausch so viele Probleme bereitet hätten. Darum hätte er ihm etwas Gutes tun wollen. "Verstehe ich nicht.", antwortete ich kurz. "Na, da habe ich ihn etwas gefragt, so als Entschädigung.". "Achso.", antwortete ich und dachte einen Moment nach, "Verstehe ich immer noch nicht.". Und so lief ich ratlos, aber glücklich darüber, dass der Umtausch so gut geklappt hatte, nach Hause und verbrachte den Abend mit dem Spielen meines Nintendo DS, während Dominic neben mir saß und sich überglücklich mit seiner eigenen Spielkonsole vergnügte.

3 Kommentare:

H. hat gesagt…

Hihi, das war ja ein doppeltes Verwirrspiel. Aber zum Glück ist ja alles gut ausgegangen. Der fehlende Futon und die richtige Farbe + Modell des Nintendos wurden gefunden :-)

David Kraft hat gesagt…

Dominic hat bis heute noch nicht preisgegeben, was es denn nun wirklich mit seinen verwirrenden Fragen beim Kauf des Nintendo DS auf sich hatte. Mittlerweile hat er es wahrscheinlich auch vergessen. Aber interessant zu wissen, wäre es ja doch gewesen...

Anonym hat gesagt…

Hallo.
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