Es ist Tag 188 in Japan und es ist mittlerweile fast eine halbe Woche vergangen, seit ich mit Dominic aus Kyoto zurückgekehrt bin. Dass wir nach dieser anstrengenden Woche erst einmal ein wenig Ruhe brauchen würden, war mir klar gewesen, aber mittlerweile waren schon drei ganze Tage vergangen, in denen wir nicht viel mehr unternommen hatten, als in der Wohnung zu sitzen. Und somit drängte ich Dominic dazu etwas zu unternehmen, so lange er noch in Japan war. Der Haken an der Sache war allerdings, dass Dominic in den letzten Tagen seine Leidenschaft für meinen Nintendo DS entdeckt hatte, den ich mir zu Weihnachten geleistet hatte, und den Großteil seiner Zeit damit verbrachte mit der Spielekonsole in der Hand irgendwo zu sitzen und meine Spiele zu spielen. Natürlich ist nichts falsch daran einem Hobby zu folgen, doch wenn man schon einmal im Ausland ist, würde ich es doch bevorzugen die Zeit mit Dingen zu verbringen, die man nicht auch jeden Tag zu Hause machen könnte. Vorerst fiel meine Kritik auf taube Ohren, bis ich es schließlich schaffte Dominic mit einem Kniff aus den vier Wänden hervorzulocken: Ich bot ihm einfach an einen eigenen Nintendo DS in Akihabara, Tokyos Zentrum für Computerspiele, japanische Comics und Elektronikwaren, zu kaufen. Darauf sprang er dann auch an, legte meinen Nintendo DS zur Seite und gemeinsam fuhren wir nach einem frühen Mittagessen nach Akihabara.
Seitdem er meine Bilder von den überfüllten Straßen und farbenfrohen Geschäften gesehen hatte ("Mit Ninja durch Akihabara"), wollte sich Dominic, selbst ein begeisterter Computerfan, auch einmal durch die engen Geschäfte drängen, original Spielklassiker in den Händen halten und sich an dem großen Angebot an Produkten erfreuen. Und so stieg er voller Vorfreude mit mir in Akihabara aus, in der Hoffnung bald einen eigenen Nintendo DS in den Händen zu halten. Doch schon nach einem einzigen Geschäft verlor er das Interesse und wollte wieder nach Hause fahren. "Wir sind doch gerade erst angekommen und haben uns noch nicht einmal richtig umgesehen", fragte ich verwirrt nach, doch Dominic begann sich zu beklagen, dass es ihm zu voll und zu unübersichtlich sei. Da wir aber noch nicht einmal richtig angefangen hatten nach seinem Nintendo DS zu suchen, ignorierte ich vorerst sein Klagen und lief mit ihm durch Akihabara. Überall wo es so aussah, als könnte man günstige Spielkonsolen oder Spiele kaufen, betrat ich das Geschäft und schaute mich um, allerdings mit wenig Erfolg. Nachdem wir eine kleine Runde durch Akihabara gelaufen waren und Dominic keinen wirklichen Spass zu haben schien, entschied ich, dass es wohl wenig Sinn hatte noch länger umherzulaufen und so fuhren wir gerade einmal zwei Stunden nachdem wir in Akihabara angekommen waren wieder zurück.
Bild1: Unterwegs in einer der vielen Gassen von Akihabara, in denen wir nach einem Nintendo DS für Dominic gesucht haben.
Bild2: Ein Blick auf eines der unzähligen Hochhäuser in Akihabara, die meterhoch mit Werbeplakaten behängt waren.
Für den Nachmittag hatte ich in einem Café am Bahnhof von Soka ein Treffen mit Ayano arrangiert, damit Dominic einmal einige meiner Freunde aus Japan treffen konnte. Da wir nun aber schon so früh wieder da waren, hatten wir noch Zeit bis zu unserer Verabredung und somit liefen wir noch einmal zum Wohnheim. Immerhin konnte ich so gleich das Geschenk, das ich für Ayano in Nara gekauft hatte, mitnehmen. Am Nachmittag trafen wir uns dann schließlich mit ihr und nachdem ich für Dominic und mich einen Kaffee bestellt hatte, setzten wir uns gemeinsam an einen Tisch und begannen uns zu unterhalten. Und so erzählten wir ausführlich von unserer Fahrt nach Kyoto, was wir besichtigt, was wir erlebt hatten, während Ayano Dominic interessiert zu seinen Eindrücken über Japan befragte. Von meinem kleinen Dankeschön für ihre Mithilfe bei der Planung der Fahrt nach Kyoto war sie ganz gerührt und musste auch herzlich lachen, als sie den Namen "Hirschkot" der Süßigkeiten las. Eine ganze Weile saßen wir so beieinander, ehe sich unsere kleine Runde schließlich auflöste und wir noch gemeinsam ein Stück des Weges liefen, ehe sich unsere Wege trennten.
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