Sonntag, 12. April 2009

Die Hirsche von Nara

Vor der Reise nach Kyoto hatte ich mir auf einem Zettel Orte und Sehenswürdigkeiten notiert, die sich Dominic, Ninja und ich während des Urlaubs gerne anschauen würden. So standen dort beispielsweise der Fushimi-Inari-Schrein und Gion für Ninja oder das Nationalmuseum Kyotos, der Silberpavillion und der Ryouan-Tempel für Dominic. Was hatte ich aber für mich notiert? Nun, es waren eigentlich nur zwei Sachen: Der Kaiserpalast von Kyoto und Nara. Zum Kaiserpalast hatten wir es leider nicht geschafft und nun, am Sonntag, hatte er ohnehin geschlossen, also blieb nur noch ein Ausflugsziel übrig: Nara, die alte Hauptstadt Japans, die eine kurze Zugfahrt von Kyoto entfernt liegt. Und da das Wetter schön war und wir bis zur Abfahrt unseres Nachtbusses noch den Tag verbringen mussten, setzte ich mich durch und entschied den letzten Tag unserer Reise in Nara zu verbringen.
Bevor es aber losgehen konnte, musste erst einmal das Gepäck gepackt werden. Ein wenig bedauerte ich, dass ich dies bereits am Vorabend erledigt hatte, da ich den Vormittag wieder einmal tatenlos herumsaß und auf die anderen warten musste. Aber immerhin hatte ich so genug Zeit ein paar Erinnerungsfotos von unserem Zimmer zu schießen und im Reiseführer den Abschnitt über Nara zu lesen. Schon am Vorabend hatte ich dem älteren Herren, der unsere Gaststätte leitet, höflich gefragt, ob wir unser Gepäck den Tag über noch unterstellen könnten, weshalb wir am späten Vormittag unsere Rucksäcke und Koffer bequem in die Eingangshalle stellten und nur mit dem Nötigsten zum Bahnhof von Kyoto liefen, um nach Nara zu fahren.


Bild1: Ein Blick aus dem Fenster unseres Zimmers. Folgt man der breiten Straße, kommt man in wenigen Minuten direkt zum Bahnhof von Kyoto. 


Bild2: Ein Blick in unser Zimmer. Da es so klein war erkannt man nur recht wenig, obwohl ich von der anderen Ecke des Zimmers aus fotografierte. Links sieht man die Tür zu unserem kleinen Bad, rechts das Fenster, durch das ich nach draußen fotografiert habe. Hinter den Fensterläden, die mit Plastik verkleidet sind, befindet sich übrigens noch ein Fenster mit Glasscheibe.


Bild3: Ein Blick von der anderen Seite des Zimmers aus. Man sieht unsere Garderobe, darunter ein Fernseher, den wir kein einziges Mal benutzt haben, einen kleinen Tisch, an dem wir Abend gegessen haben und unseren Kühlschrank. Noch weiter Rechts befände sich die Eingangstür.


Bild4: Der Straßeneingang unserer Unterkunft. Die Eingangstür schien zu jeder Tages- und Nachtzeit geöffnet zu sein. Gleich im Eingangsbereich zog man seine Schuhe aus und lief im gesamten Gebäude nur mit Strümpfen herum.


Die Fahrt mit dem Zug bis nach Nara verlief problemlos, schließlich war ich das Zugfahren bereits aus Tokyo zur Genüge gewohnt. Einmal mussten wir umsteigen, was Ninja und Dominic sofort nutzten, um sich an einer Bahnhofsbäckerei Proviant zu kaufen. Dadurch verschob sich unsere Weiterfahrt um insgesamt eine halbe Stunde, was dazu führte, dass wir letztlich erst mittags in Nara ankamen. Viel Zeit hatten wir somit nicht mehr, um uns etwas anzuschauen, weshalb wir unsere Zeit eher in einige sehr ausgedehnte Spaziergänge investierten und uns letztlich nur eine einzige Sehenswürdigkeit komplett anschauten. Was nun doch recht mager klingt, wurde aber durch eine ganz andere Attraktion in Nara wieder aufgewogen: Die Hirsche. Überall in Nara wimmelte es von ihnen. Große und Kleine, Dicke und Dünne. Auf den Wiesen, bei den Parks, in den Anlagen der Tempel, in den Wäldern, auf den Wegen, einfach überall. Und da viele findige Japaner aus dieser Attraktion Profit schlagen wollten, standen rund alle hundert Meter Stände, an denen Kekse für die Hirsche verkauft wurden. Davon wussten wiederum die Hirsche und standen somit ganz zahm in der Nähe dieser Stände, um im geeigneten Moment auf einen Käufer zuzustürmen und ihm möglichst viele Kekse aus der Hand zu schnappen. Und so hatten alle ihren Vorteil: Die Verkäufer verdienten Geld, die Hirsche wurden gefüttert und die Touristen hatten Spass und konnten Unmengen von Fotos schießen. Dem habe ich mich auch angeschlossen, weshalb ich meinen Tag in Nara gerne in Bildern dokumentieren möchte:  


Bild5: Gleich nachdem wir in Nara ankamen und einige Meter gelaufen waren, trafen wir auf unseren ersten Hirsch. Da wir noch nicht wussten, was auf uns zukomme würde, ist dieser Hirsch wohl das am häufigsten fotografierte Motiv meines Japanaufenthalts. Fast eine Viertelstunde standen wir bei dem Hirsch, streichelten ihn und machten Fotos. Die Geweihe sind übrigens bei allen Hirschen abgeschnitten, vermutlich wegen Verletzungsgefahr.


Bild6: Dies ist eine Pagode des Koufuku-Tempels, an dem wir vorbeikamen. Da zur Zeit Renovierungsarbeiten stattfanden, konnte man ihn nicht betreten. Viel gefragter als der Tempel, schien auch der angrenzende Platz zu sein, auf dem sich Japaner, Touristen und Hirsche tummelten. Im Vordergrund kann man einige Menschen sehen, die sich in der Sonne niedergelassen haben und das schöne Wetter genießen.


Bild7: Ein Gebäude, das möglicherweise auch zum Toufuku-Tempel gehört, ganz sicher bin ich mir aber nicht. Interessant sind die vielen alten Leute, die alle mit identischen T-Shirts in großen Gruppen herumliefen. Ob sie wohl zu einer Reisegruppe gehörten?


Bild8: Die Hirsche waren die Stars bei Jung und Alt. Vor allem junge Paare hatten Spass beim Füttern, doch oft waren es auch ganze Familien, wie auf diesem Bild.


Bild9: Auch Ninja wurde von Hirsche umzingelt, nachdem sie eine Portion Kekse gekauft hatte.



Film1: Ninja verfüttert ihre Kekse an die Hirsche.


Bild10: Ein Blick in den Alleeartigen Fußgängerweg neben der Hauptstraße. All die Parkflächen, Bäume und Hirsche ließen mich fast vergessen, dass ich mitten in einer Stadt war. Hier sprachen uns auch zwei ältere Damen an, um gemeinsam mit uns ein Foto zu machen. Ein wenig seltsam war es schon mit zwei Omas auf einem Bild zu posieren, schließlich wird man sonst doch eher von jungen Japanerinnen um eine Gruppenaufnahme gebeten.


Bild11: Ein Bild von den zahlreichen Hirschen, die in den angrenzenden Parkanlagen lebten und sich die Sonne auf den Pelz schienen ließen. Im Vordergrund sind einige jüngere Hirsche, die darauf warteten gefüttert zu werden.


Bild12: Ein kleines Mädchen füttert eine Hirschkuh, die mitten auf dem Gehweg Platz genommen hat. Wie oben bereits gesagt: Die Hirsche waren die Stars bei jung und alt.


Bild13: Der Aufweg zum Toudai-Tempel, der eine der wohl bekanntesten Attraktionen Japans beherbergt. Wegen des schönen Wetters ist es nicht verwunderlich, dass die Gehwege überfüllt waren. Das Tor im Hintergrund ist zwar der offizielle Eingang zum Tempel, dennoch betrat man das Gelände durch ein unscheinbares Nebengebäude.


Bild14: Die Haupthalle des riesigen Toudai-Tempels in Nara. Sie ist das größte, rein aus Holz errichtete, Gebäude der Welt.


Bild15: Eine schaurige Holzfigur vor dem Toudai-Tempel, die von den passierenden Japanern mit den Händen berührt wurde, wie man auf den Foto erkennen kann.


Bild16: Bilder, die man bereits kennt: Japaner die auf dem Tempelgelände Räucherstäbchen anzünden. Diesmal direkt vor dem großen Tor der Haupthalle, weswegen dauernd Rauch in die Hallen geweht wurde und alles ein wenig nach Räucherstäbchen roch.


Bild17: Der große Buddha von Nara thronte in der Haupthalle des Toudai-Tempels. Ich glaube er ist die größte Buddhastatue der Welt. Um seinen Kopf sieht man weitere Buddhastatuen kreisen.


Bild18: Ein Blick von der Seite zeigt viel deutlicher wie groß der große Buddha tatsächlich war. Mitsamt dem Podest, auf dem er saß, war er rund dreißig Meter hoch.


Bild19: Ich kann meine Begeisterung für die kleinen Dinge nicht verbergen, wie beispielsweise diesen metallenen Schmetterling an den Säulen des Tempels


Bild20: Ein Bild von der metallenen Statue, die zur Rechten des großen Buddha von Nara sitzt.



Bild21: Es gab noch mehrere riesige Statuen in den Hallen des Toudai-Tempels, wie beispielsweise diese Statue...


Bild21: ...oder diese Statue.


Bild22: Dies ist die metallene Statue, die zur Linken des großen Buddha von Nara sitzt.



Bild23: In einem angrenzenden Park gingen wir nach dem Besuch des Großen Buddha spazieren. Und wie in jedem Park gab es auch hier wieder Hirsche.



Bild24: Für die Hilfe bei den Reisevorbereitungen wollte ich mich bei Ayano bedanken, darum kaufte ich ihr in Nara diese Bällchen mit Schokoladenfüllung. Der Name lautet, wie das Bild bereits erahnen lässt, Hirschkot. 


Bild25: Nach einem längeren Spaziergang wollten Dominic und Ninja eine Essenspause einlegen und setzen sich in der Innenstadt auf eine Bank. Während sie aßen, beobachtete ich einige junge Musiker, die auf der Straße Werbung für ihre neue CD machten. 



Bild26: Auf dem Weg zum Kasuga-Schrein, sahen wir diese Schildkröten, die in einem kleinen See gemütlich auf einem Baumstumpf in der Sonne saßen.


Bild27: Durch diesen Wald voller Hirsche liefen wir auf dem Weg zum Kasuga-Schrein. Ich musste mir immer wieder vor Augen halten, dass dies noch mitten in der Stadt war.



Film2: Im Wald unterhielt ich mich mit einem jungen Hirsch. Wer genau hinhört, kann das Fiepen des Hirsches zwischen meinem Pfeifen  hören


Bild28: Unter einem blühenden Kirschbaum grast ein kleine Gruppe Hirsche.


Bild29: Der Aufweg zum Kasuga-Schrein war von steinernen, moosbewachsenen Laternen gesäumt.


Bild30: Da wir natürlich viel zu spät am Schrein ankamen, war der Innenhof bereits geschlossen und so begnügten wir uns mit einem Foto von Dominic und mir unter dem Vordach des Schreins.


Bild31: Die Sonne war bereits am Untergehen und es wurde merklich kühler, als ich dieses Bild von einer der vielen Steinlaternen machte, die von den letzten Sonnenstrahlen angestrahlt wurde. Frierend machten wir uns auf den Rückweg zur Bahnstation.



Bild32: In dieser Einkaufspassage direkt vor unserer Bahnstation kauften Dominic, Ninja und ich Proviant für die Fahrt nach Kyoto und die anschließende Fahrt im Nachtbus. Es war bereits dunkel, als wir einen letzten Blick in die Straßen Naras warfen, die Stufen zu unserer Bahnstation hinabstiegen, unsere Tickets lösten und in den nächsten Zug nach Kyoto einstiegen.

2 Kommentare:

michi hat gesagt…

Oh, die sind ja schoen weich und plueschig :) Und der, mit dem du geredet hast, hatte coole Ohren.
Werden die eigentlich nicht zu dick, wenn die einfach jeder mit Keksen vollstopfen darf? Oder sind das ernaehrungsmaessig ausgewogene vollkorn-kekse mit integrierter zahnreinigungs-funktion?
ahoj

David Kraft hat gesagt…

Ahoi!

Ich denke es sind ernährungsmäßig ausgewogene Vollkornkekse, denn sonst müssten die Hirsche ja alle fett und träge sein, bei den Mengen an Keksen, die sie bekommen. Eine Zahnreinigungsfunktion haben die Kekse wahrscheinlich nicht, dafür kann man das Papier, in das sie eingewickelt sind, mitessen.
Ach ja, ich vermisse die plüschigen Hirsche. Ich hätte mir als Andenken so einen Miniatur-Plüschhirsch kaufen sollen...