Das kennt man: Umarmungen, feuchte Augen, letzte Worte und ein Winken mit der Hand, in der man das Flugticket hält. Eine typische Verabschiedung am Flughafen, wenn jemand auf eine lange Reise aufbricht. Ein Moment, den alle Anwesenden gemein haben. Doch sobald der Abreisende winkend um die Ecke biegt, beginnt für jeden eine eigene Geschichte. Vielleicht die Geschichte wie jemand in den Zug steigt und ans Meer fährt. Vielleicht die Geschichte von jemandem, der zur Arbeit geht, wie jeden Tag. Vielleicht auch die Geschichte von jemandem, der sich verirrt, drei Stunden lang am Flughafen umherirrt und letztlich von der Polizei aufgegabelt wird.
Ich möchte dieses Blog meiner Familie und meinen Freunden widmen, um sie an meiner ganz persönlichen Geschichte teilhaben zu lassen, die in just jenem Moment begann, in dem ich am Flughafen um die Ecke bog:
Flug LH710 ab Frankfurt am Main, Deutschland, nach Narita, Japan. Abflug um 13:55. So steht es auf meinem Ticket. Als boarding time wird 13:10 angegeben. Da ich allerdings fast nie fliege, kann ich mit dem Begriff nicht wirklich viel anfangen. Mein letzter Flug liegt bereits einige Jahre zurück, Kursfahrt nach Malta in der Oberstufe. Da musste man aber nicht viel selbst denken, sondern konnte dem Tutor und den anderen aus dem Kurs hinterherlaufen. Fliegt man doch einmal vollkommen auf sich alleine gestellt, ist man viel verunsicherter. Man hat weder Routine, noch jemanden, den man mal schnell befragen kann. Ziemlich aufgeregt gehe ich um die Ecke und nähere mich der obligatorischen Durchsuchung. Eine lange Reihe von Menschen steht bereits dort und wartet. Und schon beginnt die Aufregung:
‚Das wird sicher 10 Minuten dauern! Aber dann ist ja schon 13:10 Uhr! Muss ich da denn nicht schon an Bord gehen?’
Das Warten in der Schlange scheint eine Ewigkeit zu dauern und als ich endlich dran bin, muss ich schnell den Gürtel ausziehen und meinen Laptop aus dem Handgepäck packen. Irgendwelche Bestimmungen. Obwohl es niemand ausspricht, merkt man doch, wie die Menschen hinter einem innerlich aufstöhnen: ‚Wieder jemand, der seinen Laptop noch nicht ausgepackt hat und jetzt so lange braucht.’ Hektisch lege ich alles in die Kisten zum Durchleuchten und trete durch das Tor: PIIIEP! Man steht unter Druck, die anderen Warten und dann so etwas. Solange ich warten muss, bis ich einzeln durchsucht werde, rückt meine Schlange nicht weiter voran. Ich spüre förmlich wie mich die Blicke derjenigen, die hinter mir stehen, durchbohren. Als ich dann in einer kleinen Kabine abgetastet werde, kann ich nicht erkennen, warum ausgerechnet ich aus der Schlange herausgezogen wurde. Meiner Einschätzung nach piepst das Werkzeug des Flughafenbeamten einfach die ganze Zeit vor sich hin. Dann wird er ganz angespannt als er den Anhänger meiner Halskette sieht: „Na der ist ja ganz schön spitz!“. In Gedanken verabschiede ich mich bereits von meinem Andenken an Malta als ich frage „Soll ich die Kette ablegen?“. Der Beamte sagt kein Wort und tastet mich ab. Irgendwann schiebt er mich einfach weiter. Kein Wort, ob die Untersuchung abgeschlossen ist oder ich noch warten soll. Da er aber offensichtlich kein Interesse mehr an mir hat, gehe ich schnell zu meinen Kisten, packe hektisch meinen Laptop in den Rucksack, stecke den Gürtel in meine Tüte und renne Richtung Gate B46.
Den Schildern ist leicht zu folgen, doch mein Gate scheint immer weiter nach hinten zu rücken. Ich haste den Gang entlang, bis ich nach einigen Minuten die Passkontrolle sehe. Es muss bereits 13:20 sein und ich stehe am Ende einer endlos langen Schlange von Menschen, die alle ins europäische Ausland reisen wollen. Während ich anstehe und gezwungen bin ruhig zu warten, achte ich bereits auf die Durchsage, die mir mitteilen könnte, dass ich mich dringend zu Gate B46 begeben soll, doch keine Durchsage kommt. Als ich endlich durch die Kontrolle bin, haste ich den Gang weiter...
...und weiter...
...und weiter...
Und dann am Ende, ja wirklich am Ende, ist Gate 46. Ohne Scherz das allerletzte Gate. Und endlich setzt Erleichterung ein, da noch eine kleine Schlange darauf wartet in den Warteraum zu dürfen. Ich stelle mich an, ziehe mir möglichst unauffällig auch meinen Gürtel wieder an, damit sich meine Hose nicht noch weiter herabsenkt und warte wieder einmal. Nachdem ich nochmals mein Ticket und meinen Pass vorgezeigt habe, stehe ich in der Wartehalle für meinen Flug. Um mich herum sitzen und stehen unzählige Japaner, größtenteils Geschäftsleute, die darauf warten an Bord gehen zu dürfen. Die Aufregung und der Stress der letzten Tage, ja Wochen, fällt ab und ich stelle mich ans Glasfenster und beobachte die Flugzeuge. Man denkt noch mal über so vieles nach bevor man letztlich an Bord geht: Man denkt an Japan, an so viel Neues, man denkt aber auch an alles, was man nun zurücklässt.
Und dann geht es los. Man wird von den Menschenmassen mit ins Flugzeug geschoben, quetscht sich in seinen Sitz und schaut auf den Flughafen. Mit 15 Minuten Verspätung hebt das Flugzeug dann ab. Man merkt wie die Räder den heimischen Boden verlassen und blickt solange aus dem Fenster bis man Deutschland durch die Wolken nicht mehr sehen kann.
Auf Wiedersehen Deutschland.
Die folgenden 11 Stunden werden zu den unangenehmsten meines Lebens. Es ist nicht so, dass der Service schlecht wäre, oder man einen unangenehmen Sitznachbarn hätte, aber Flugzeuge scheinen einfach nicht für große Menschen mit langen Beinen gemacht worden zu sein. Schon nach wenigen Minuten wird meine Sitzposition unbequem und ich winde mich in meinem Sitz hin und her. Doch es wird und wird nicht besser. Und so kann ich im Gegensatz zu den meisten Japanern nicht einfach einschlafen, sondern hänge zusammengefaltet am Fenster und schaue erst die Chroniken von Narnia (der Neue) und dann irgendeinen Steinzeitfilm. Zwischendurch blättere ich durch den Reiseführer und beobachte die anderen Passagiere. Etwa 80 % von ihnen sind Japaner. Viele von ihnen spielen Nintendo DS, einige auch Playstation Portable. Einige reden leise auf Japanisch, doch verstehen kann ich fast nichts. Da ich vegetarisch bestellt habe, bekomme ich mein Essen immer zuerst ausgeteilt und habe mehr als doppelt so viel Zeit für mein Brötchen, meine Früchte, meine Nudeln und meine Miniflasche Mineralwasser als alle anderen. Die Flugroute geht über die Ostsee, Russland, China. Irgendwann geht die Sonne in Osteuropa unter, um dann wenige Stunden später über China wieder aufzugehen. Und dann sieht man wie sich das Flugzeug endlich von Norden her den japanischen Hauptinseln nähert. Noch ist es bewölkt, doch plötzlich reißt die Wolkendecke auf und ich kann meinen ersten Blick auf Japan werfen. Und mir schießt durch den Kopf: Das sieht aus wie Deutschland. Wälder und Felder. Straßen, die sich von Dorf zu Dorf winden. Kleine Seen und einzelne Gebäude. Selbst beim Landeanflug auf Narita kommt mir alles sehr vertraut vor. Keine wilden Urwälder, keine dicht besiedelten Wohnflächen.
Und dann steige ich aus und bin in Japan.
Willkommen in Japan!
Zuerst bemerke ich, dass es heiß und schwül ist. Aber ansonsten sieht alles aus wie in Frankfurt. Nur die Schilder sind nun auf Japanisch beschriftet; Darunter prangt Chinesisch und Koreanisch und schließlich Englisch. Ich folge einfach der Masse und komme wieder zur Passkontrolle. Und hier findet meine erste Begegnung mit einer fremden Kultur statt: Der ordnungsverliebte japanische Flughafenbeamte. Mit spärlichem Englisch dirigiert er jeden Ausländer an einen Schalter: „ Sebentiiin. You two go to....schikks. And you....eee...twallf.“ Die Ausländer belächeln ihn, doch jeder merkt, dass man eine Respektsperson vor sich hat und so lässt sich jeder bereitwillig zu einem Schalter dirigieren statt selbst zu einem freien zu gehen. Neben der Passkontrolle muss ich gleich noch Fingerabdrücke und ein Foto machen. Neue Bestimmungen seit Beginn des letzten Jahres. Dann steige ich eine Treppe herab und bin bei der Kofferausgabe. Dank meines Kofferbandes kann ich meinen Koffer schnell identifizieren und verlasse die Ankunftshalle. Ein wenig enttäuscht bin ich schon, dass niemand mit einem „David Kraft“-Schild auf mich wartet, sondern ich auf eigene Faust nach Soka zu meinem Wohnheim fahren muss. Es ist bereits 9.00 und ich muss noch Izumi anrufen, die Japanerin, die mich in Soka empfangen soll. Ich weiß, dass mein Bus gegen 9.15 abfahren soll, also plane ich schnell anzurufen und dann den Bus zu nehmen. Doch es gibt ein Hindernis, dass ich nicht bedacht habe: Telefonieren in Japan. Leider hat sich wohl niemand die Mühe gemacht die Erklärungen an den Telefonen zu übersetzen und so stehe ich minutenlang vor einem öffentlichen Telefon und versuche jemanden anzurufen. Schließlich nehme ich meinen Mut zusammen und spreche mit einigen vorbereiteten japanischen Sätzen eine Dame an, die in der Nähe steht. Und zu meiner Überraschung ist sie überaus hilfsbereit, spricht sogar auf Englisch, damit ich alles besser verstehen kann. Nachdem auch sie Probleme mit dem Telefon hat, gelingt es uns schließlich gemeinsam einen Anruf zu tätigen. So rufe ich Dominic in Marburg an, um zu berichten, dass ich gut angekommen bin. Wegen der 7 Stunden Zeitverschiebung ist es dort erst 2 Uhr morgens. Danach kaufe ich am Schalter Tickets für den Bus, der mich nach Soka bringt, rufe Izumi an (ich traue mich nur auf Englisch zu sprechen) und trete schließlich durch den Flughafenausgang ins Freie. Und erst jetzt als mir die warme Luft ins Gesicht schlägt und die Sonne auf mich strahlt, wird mir bewusst, dass ich in Japan angekommen bin.
Während ich auf meinen Bus warte (ich musste den Nächsten nehmen, da ich zu lange am Telefon gebraucht habe) atme ich tief durch und versuche so viele Eindrücke wie nur möglich aufzusammeln. Die Busse, die ankommen und abfahren. Die Jugendlichen in den grauen Uniformen, die beim Gepäck umladen helfen. Die Reisenden, die warten. Die Durchsagen, die den kommenden Bus ankündigen. Ich sauge es alles auf wie ein Schwamm und versuche es in meinen ersten Fotos festzuhalten. Und dann kommt bereits der Bus. Lächelnd gebe ich dem Jugendlichen in der grauen Uniform mein Gepäck, steige ein, setze mich an die Scheibe und blicke glücklich aus dem Fenster heraus.
Ich bin in Japan.
Ich bin endlich in Japan.
Ich möchte dieses Blog meiner Familie und meinen Freunden widmen, um sie an meiner ganz persönlichen Geschichte teilhaben zu lassen, die in just jenem Moment begann, in dem ich am Flughafen um die Ecke bog:
Flug LH710 ab Frankfurt am Main, Deutschland, nach Narita, Japan. Abflug um 13:55. So steht es auf meinem Ticket. Als boarding time wird 13:10 angegeben. Da ich allerdings fast nie fliege, kann ich mit dem Begriff nicht wirklich viel anfangen. Mein letzter Flug liegt bereits einige Jahre zurück, Kursfahrt nach Malta in der Oberstufe. Da musste man aber nicht viel selbst denken, sondern konnte dem Tutor und den anderen aus dem Kurs hinterherlaufen. Fliegt man doch einmal vollkommen auf sich alleine gestellt, ist man viel verunsicherter. Man hat weder Routine, noch jemanden, den man mal schnell befragen kann. Ziemlich aufgeregt gehe ich um die Ecke und nähere mich der obligatorischen Durchsuchung. Eine lange Reihe von Menschen steht bereits dort und wartet. Und schon beginnt die Aufregung:
‚Das wird sicher 10 Minuten dauern! Aber dann ist ja schon 13:10 Uhr! Muss ich da denn nicht schon an Bord gehen?’
Das Warten in der Schlange scheint eine Ewigkeit zu dauern und als ich endlich dran bin, muss ich schnell den Gürtel ausziehen und meinen Laptop aus dem Handgepäck packen. Irgendwelche Bestimmungen. Obwohl es niemand ausspricht, merkt man doch, wie die Menschen hinter einem innerlich aufstöhnen: ‚Wieder jemand, der seinen Laptop noch nicht ausgepackt hat und jetzt so lange braucht.’ Hektisch lege ich alles in die Kisten zum Durchleuchten und trete durch das Tor: PIIIEP! Man steht unter Druck, die anderen Warten und dann so etwas. Solange ich warten muss, bis ich einzeln durchsucht werde, rückt meine Schlange nicht weiter voran. Ich spüre förmlich wie mich die Blicke derjenigen, die hinter mir stehen, durchbohren. Als ich dann in einer kleinen Kabine abgetastet werde, kann ich nicht erkennen, warum ausgerechnet ich aus der Schlange herausgezogen wurde. Meiner Einschätzung nach piepst das Werkzeug des Flughafenbeamten einfach die ganze Zeit vor sich hin. Dann wird er ganz angespannt als er den Anhänger meiner Halskette sieht: „Na der ist ja ganz schön spitz!“. In Gedanken verabschiede ich mich bereits von meinem Andenken an Malta als ich frage „Soll ich die Kette ablegen?“. Der Beamte sagt kein Wort und tastet mich ab. Irgendwann schiebt er mich einfach weiter. Kein Wort, ob die Untersuchung abgeschlossen ist oder ich noch warten soll. Da er aber offensichtlich kein Interesse mehr an mir hat, gehe ich schnell zu meinen Kisten, packe hektisch meinen Laptop in den Rucksack, stecke den Gürtel in meine Tüte und renne Richtung Gate B46.
Den Schildern ist leicht zu folgen, doch mein Gate scheint immer weiter nach hinten zu rücken. Ich haste den Gang entlang, bis ich nach einigen Minuten die Passkontrolle sehe. Es muss bereits 13:20 sein und ich stehe am Ende einer endlos langen Schlange von Menschen, die alle ins europäische Ausland reisen wollen. Während ich anstehe und gezwungen bin ruhig zu warten, achte ich bereits auf die Durchsage, die mir mitteilen könnte, dass ich mich dringend zu Gate B46 begeben soll, doch keine Durchsage kommt. Als ich endlich durch die Kontrolle bin, haste ich den Gang weiter...
...und weiter...
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Und dann am Ende, ja wirklich am Ende, ist Gate 46. Ohne Scherz das allerletzte Gate. Und endlich setzt Erleichterung ein, da noch eine kleine Schlange darauf wartet in den Warteraum zu dürfen. Ich stelle mich an, ziehe mir möglichst unauffällig auch meinen Gürtel wieder an, damit sich meine Hose nicht noch weiter herabsenkt und warte wieder einmal. Nachdem ich nochmals mein Ticket und meinen Pass vorgezeigt habe, stehe ich in der Wartehalle für meinen Flug. Um mich herum sitzen und stehen unzählige Japaner, größtenteils Geschäftsleute, die darauf warten an Bord gehen zu dürfen. Die Aufregung und der Stress der letzten Tage, ja Wochen, fällt ab und ich stelle mich ans Glasfenster und beobachte die Flugzeuge. Man denkt noch mal über so vieles nach bevor man letztlich an Bord geht: Man denkt an Japan, an so viel Neues, man denkt aber auch an alles, was man nun zurücklässt.
Und dann geht es los. Man wird von den Menschenmassen mit ins Flugzeug geschoben, quetscht sich in seinen Sitz und schaut auf den Flughafen. Mit 15 Minuten Verspätung hebt das Flugzeug dann ab. Man merkt wie die Räder den heimischen Boden verlassen und blickt solange aus dem Fenster bis man Deutschland durch die Wolken nicht mehr sehen kann.
Auf Wiedersehen Deutschland.
Die folgenden 11 Stunden werden zu den unangenehmsten meines Lebens. Es ist nicht so, dass der Service schlecht wäre, oder man einen unangenehmen Sitznachbarn hätte, aber Flugzeuge scheinen einfach nicht für große Menschen mit langen Beinen gemacht worden zu sein. Schon nach wenigen Minuten wird meine Sitzposition unbequem und ich winde mich in meinem Sitz hin und her. Doch es wird und wird nicht besser. Und so kann ich im Gegensatz zu den meisten Japanern nicht einfach einschlafen, sondern hänge zusammengefaltet am Fenster und schaue erst die Chroniken von Narnia (der Neue) und dann irgendeinen Steinzeitfilm. Zwischendurch blättere ich durch den Reiseführer und beobachte die anderen Passagiere. Etwa 80 % von ihnen sind Japaner. Viele von ihnen spielen Nintendo DS, einige auch Playstation Portable. Einige reden leise auf Japanisch, doch verstehen kann ich fast nichts. Da ich vegetarisch bestellt habe, bekomme ich mein Essen immer zuerst ausgeteilt und habe mehr als doppelt so viel Zeit für mein Brötchen, meine Früchte, meine Nudeln und meine Miniflasche Mineralwasser als alle anderen. Die Flugroute geht über die Ostsee, Russland, China. Irgendwann geht die Sonne in Osteuropa unter, um dann wenige Stunden später über China wieder aufzugehen. Und dann sieht man wie sich das Flugzeug endlich von Norden her den japanischen Hauptinseln nähert. Noch ist es bewölkt, doch plötzlich reißt die Wolkendecke auf und ich kann meinen ersten Blick auf Japan werfen. Und mir schießt durch den Kopf: Das sieht aus wie Deutschland. Wälder und Felder. Straßen, die sich von Dorf zu Dorf winden. Kleine Seen und einzelne Gebäude. Selbst beim Landeanflug auf Narita kommt mir alles sehr vertraut vor. Keine wilden Urwälder, keine dicht besiedelten Wohnflächen.
Und dann steige ich aus und bin in Japan.
Willkommen in Japan!
Zuerst bemerke ich, dass es heiß und schwül ist. Aber ansonsten sieht alles aus wie in Frankfurt. Nur die Schilder sind nun auf Japanisch beschriftet; Darunter prangt Chinesisch und Koreanisch und schließlich Englisch. Ich folge einfach der Masse und komme wieder zur Passkontrolle. Und hier findet meine erste Begegnung mit einer fremden Kultur statt: Der ordnungsverliebte japanische Flughafenbeamte. Mit spärlichem Englisch dirigiert er jeden Ausländer an einen Schalter: „ Sebentiiin. You two go to....schikks. And you....eee...twallf.“ Die Ausländer belächeln ihn, doch jeder merkt, dass man eine Respektsperson vor sich hat und so lässt sich jeder bereitwillig zu einem Schalter dirigieren statt selbst zu einem freien zu gehen. Neben der Passkontrolle muss ich gleich noch Fingerabdrücke und ein Foto machen. Neue Bestimmungen seit Beginn des letzten Jahres. Dann steige ich eine Treppe herab und bin bei der Kofferausgabe. Dank meines Kofferbandes kann ich meinen Koffer schnell identifizieren und verlasse die Ankunftshalle. Ein wenig enttäuscht bin ich schon, dass niemand mit einem „David Kraft“-Schild auf mich wartet, sondern ich auf eigene Faust nach Soka zu meinem Wohnheim fahren muss. Es ist bereits 9.00 und ich muss noch Izumi anrufen, die Japanerin, die mich in Soka empfangen soll. Ich weiß, dass mein Bus gegen 9.15 abfahren soll, also plane ich schnell anzurufen und dann den Bus zu nehmen. Doch es gibt ein Hindernis, dass ich nicht bedacht habe: Telefonieren in Japan. Leider hat sich wohl niemand die Mühe gemacht die Erklärungen an den Telefonen zu übersetzen und so stehe ich minutenlang vor einem öffentlichen Telefon und versuche jemanden anzurufen. Schließlich nehme ich meinen Mut zusammen und spreche mit einigen vorbereiteten japanischen Sätzen eine Dame an, die in der Nähe steht. Und zu meiner Überraschung ist sie überaus hilfsbereit, spricht sogar auf Englisch, damit ich alles besser verstehen kann. Nachdem auch sie Probleme mit dem Telefon hat, gelingt es uns schließlich gemeinsam einen Anruf zu tätigen. So rufe ich Dominic in Marburg an, um zu berichten, dass ich gut angekommen bin. Wegen der 7 Stunden Zeitverschiebung ist es dort erst 2 Uhr morgens. Danach kaufe ich am Schalter Tickets für den Bus, der mich nach Soka bringt, rufe Izumi an (ich traue mich nur auf Englisch zu sprechen) und trete schließlich durch den Flughafenausgang ins Freie. Und erst jetzt als mir die warme Luft ins Gesicht schlägt und die Sonne auf mich strahlt, wird mir bewusst, dass ich in Japan angekommen bin.
Während ich auf meinen Bus warte (ich musste den Nächsten nehmen, da ich zu lange am Telefon gebraucht habe) atme ich tief durch und versuche so viele Eindrücke wie nur möglich aufzusammeln. Die Busse, die ankommen und abfahren. Die Jugendlichen in den grauen Uniformen, die beim Gepäck umladen helfen. Die Reisenden, die warten. Die Durchsagen, die den kommenden Bus ankündigen. Ich sauge es alles auf wie ein Schwamm und versuche es in meinen ersten Fotos festzuhalten. Und dann kommt bereits der Bus. Lächelnd gebe ich dem Jugendlichen in der grauen Uniform mein Gepäck, steige ein, setze mich an die Scheibe und blicke glücklich aus dem Fenster heraus.
Ich bin in Japan.
Ich bin endlich in Japan.
2 Kommentare:
Tach auch,
hab deinen Blog über die Ort-Tags von Blogger gefunden.
War letzten Sommer für 3 Wochen in Japan, davon u.A. für 6 Nächte in Saitama bei Chris Borman. Vielleicht kennst du ihn ja :)
Werde mir in den nächsten Wochen mal die History hier durchlesen :D
viel glück weiterhin,
Phil
Hallo Phil,
Ich hoffe du findest Spass an meinen Artikeln. Es sind im Laufe der letzten Monate doch einige zusammengekommen. : )
Vielleicht erkennst du ja auch den einen oder anderen Ort aus deinem eigenen Japanaufenthalt wieder.
Wenn du Fragen oder Anmerkungen hast, bist du gerne eingeladen Kommentare zu schreiben. Ich antworte immer, auch wenn es manchmal einige Tage dauert.
Viele Grüße aus Japan und auch dir viel Erfolg für alles, was du gerade machst.
David
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