Samstag, 7. März 2009

Nachts sind alle Straßen grau

Nach einer recht ereignislosen Woche beschloss ich an meinem 161. Tag in Japan wieder einmal die nähere Umgebung Sokas zu erkunden. Diesmal allerdings nicht, wie all die Male zuvor, bei Tageslicht, sondern im Dunkel der Nacht. Also wartete ich geduldig bis die Nacht hereingebrochen war, was zu dieser Zeit des Jahres gegen sechs Uhr abends der Fall ist, bevor ich dick angezogen in die kühle Nachtluft eintauchte. Pläne hatte ich keine, dennoch hoffte ich insgeheim darauf irgendetwas Tolles zu entdecken, was mir tagsüber entgangen wäre. Leider muss ich nach meiner Erkundungstour eingestehen, dass mein nächtlicher Ausflug nicht sehr fruchtbar war, denn die kleinen Gassen in den Wohngebieten waren vollkommen ausgestorben. Außer Straßenlaternen und jeder Menge Grau gab es nämlich nichts zu sehen. Keine Lichtgestecke in den Gärten, keine hellerschienenen Fenster, durch die man im Vorbeigehen Familien beim Abendessen hätte sehen können, und auch kaum Autos oder Menschen, die zu solch später Stunde noch unterwegs waren. Und so hatte mein spätabendlicher Spaziergang durch die Straßen Sokas zwar etwas Besinnliches, allerdings wenig Interessantes, das mir im Gedächtnis blieb. Und so entstanden die meisten Bilder an diesem Abend entlang der Hauptstraße, wo sich Geschäft an Geschäft reiht.


Bild1: Ein Blick über das nächtliche Soka. Es war allerdings erst 18 Uhr.


Bild2: Nach der Dämmerung betreten die Katzen die nächtliche Bühne Sokas. Tagsüber habe ich sie bisher nur selten gesehen, aber im Dunkel der Nacht bemerkt man ständig graue Schatten mit leuchtenden Augen, die auf schnellen Füßen durch die Gegend huschen. Ich finde, dass Katzen in Japan viel weniger zutraulich sind, als in Deutschland, da sich die Katzen hier nicht streicheln lassen wollen und meist nicht näher als fünf Meter kommen, bevor sie panisch die Flucht ergreifen.


Bild3: Viele Geschäfte und Supermärkte haben meist bis spät in die Nacht geöffnet und so strahlen entlang den Einkaufsstraßen noch lange die hell erleuchtete Geschäfte, um Jenen ihre Waren anzubieten, die erst spät von der Arbeit kommen oder noch in den Abendstunden Einkäufe zu erledigen haben.


Bild4: Entlang der Hauptstraße stachen immer die knalligen Leuchtreklamen der Restaurants und Kneipen ins Auge. Wo einem tagsüber nur Autowerkstätten und triste Läden ins Auge fielen, offenbart sich erst in der Nacht ein buntes Angebot an Lokalen.


Bild5: Der Februar neigt sich bereits dem Ende zu, doch dieses Haus ist noch immer mit Lichterketten und anderer Dekoration geschmückt, wie man es eher zur Weihnachtszeit erwarten würde. Vermutlich handelt es sich hier aber nicht um einen Haushalt, in dem jemand vergessen hat die Weihnachtsdekoration abzunehmen, sondern um einen Blickfang für das gegenüberliegende Möbelhaus, denn ein genauerer Blick auf den Briefkasten offenbart, dass das Wohnhaus zu eben diesem gehört.


Bild6: Die nächtliche Kulisse entlang der Hauptverkehrsstraße ist sicherlich kein Vergleich zu den hell erleuchteten Straßen Shinjukus ("Downtown Medley - Harajuku, Shinjuku und zurück"), doch sieht man die vergleichsmäßig triste Kulisse am Tage, ist man doch ein wenig überrascht.


Bild7: Ein Blick in eine Straße in einer nächtlichen Wohngegend. Wie man sieht, sieht man nicht viel. Leere Straßen, verdunkelte Häuser und nur das Licht der Straßenlampen. Ansonsten nur Grau. Die einzigen Menschen, die ich in fast einer Dreiviertelstunde Fußmarsch durch diese Wohngegend traf, waren heimkehrende Geschäftsmänner, ein paar Frauen, die mit Einkaufstüten in den Körben zurück nach Hause geradelt kamen oder ein paar ältere Leute, die mich misstrauisch beäugelten und vermutlich für einen Einbrecher auf der Suche nach einem unbeobachteten Haus hielten. Verdenken kann ich es ihnen nicht, ich kam mir selbst vor wie ein Einbrecher auf Beutefang, als ich mit der Kamera im Anschlag ziellos durch die Straßen schlich und mich auf der Suche nach Fotomotiven ständig umschaute. 


Bild8: Das Einzige, was man in der Nacht schon immer aus hunderten von Metern Entfernung sehen konnte, sind die beleuchteten Verkaufsautomaten, deren große Anzahl mir an diesem Abend erst richtig bewusst wurde. An jeder dritten Ecke stand eine kleine Gruppe von Automaten, die meist Getränke anboten.


Bild9: Noch ein letztes Mal kam ich auf dem Rückweg an der Hauptstraße vorbei. Doch außer Leuchtreklame und Autos sah ich nichts mehr. Nur graue Straßen.

2 Kommentare:

H. hat gesagt…

Ich habe da mal eine Frage zu den unzähligen Verkaufsautomaten. Bei uns sind die Preise an solchen Automaten, z.B. an Bahnhöfen immer maßlos überteuert, weshalb es ja nicht viele solcher Automaten gibt.
Wie ist das denn in Japan, sind die Preise vergleichbar mit den Preisen in Supermärkten? Denn wenn es so viele Automaten gibt, muss ja schließlich die Nachfrage auch entsprechend hoch sein.

David Kraft hat gesagt…

Das Problem ist, dass es für die meisten Waren, die in den Verkaufsautomaten angeboten werden, keine Festpreise gibt. Darum variiert der Preis von Verkaufsautomat zu Verkaufsautomat und von Supermarkt zu Supermarkt. Insgesamt sind die Preise aber nicht so überteuert, wie bei den Automaten, die bei uns manchmal am Bahnhof stehen, obwohl es natürlich auch immer einige überteuerte Waren gibt.
Ich werde in Zukunft mal genauer schauen wie viel die Waren in den Verkaufsautomaten kosten und dir dann mehr berichten.