Sonntag, 1. März 2009

Alle Wege führen nach Kita-Senju

Nun, zumindest führt mich mein Weg mit dem Zug stets zum Bahnhof von Kita-Senju, wenn ich von Soka aus nach Tokyo fahre. Am Bahnhof von Kita-Senju wechselt nämlich die betreibende Bahngesellschaft, weshalb man immer ein neues Ticket kaufen muss. Und so habe ich in den letzten fünf Monate bei jeder Zugfahrt in die Innenstadt den Bahnhof von Kita-Senju gesehen und mich gefragt: Was ist das für eine Stadt, durch die ich immer fahre?
Und so kam es, dass ich heute, als ich nichts Besseres an diesem schönen, sonnigen Tag zu tun hatte, kurzerhand zum Bahnhof lief, in den nächsten Zug stieg und bis nach Kita-Senju fuhr. Das erste Mal verließ ich den Bahnhof, an dem ich sonst imer nur umgestiegen war, und warf einen Blick hinter die Ticketschranke, einen Blick in die Stadt, die ich bereits so oft gesehen und doch nie erlebt habe.


Bild1: Nachdem ich den Bahnhof von Kita-Senju verlassen hatte, stand ich erst einmal auf einer erhöhten Ebene, da der Bahnhof Ausgänge auf zwei Stockwerken hatte. Und so konnte ich einen Blick über das Geländer hinunter auf all die anderen Menschen werfen.


Bild2: Ich bin einfach drauf los gelaufen und hatte als Ziel im Hinterkopf nur einen Fluss, den ich von der Zugfahrt aus gesehen hatte. Karten von Kita-Senju hatte ich nirgends gefunden, dazu war diese Stadt einfach zu unbekannt. Sehenswürdigkeiten schien sie auch keine zu haben. Und so landete ich in einer Fußgängerzone, die ich entlang schlenderte.


Bild3: Irgendwann bestieg ich einen großen Deich, um von dort einen Blick auf Kita-Senju zu werfen. Auffällig ragen auf dem Foto die hohen Gebäude rings um den Bahnhof aus der Stadtkulisse hervor.


Bild4: Auf der anderen Seite des Deiches war das gesamte Ufer mit Sportplätzen gefüllt. Dort spielten japanische Mannschaften beispielsweise Baseball, wie auf diesem Bild. Im Vordergrund liegt ein junges Paar auf der Wiese und sonnt sich, nun ja, es war schließlich Valentinstag. Ohnehin war es eine sehr lebhafte Atmosphäre, mit jungen Paaren, die auf den Fluss schauten, Müttern, die mit ihren Kinder spielten, ältere Menschen, die mit ihren Hunden spazieren gingen, junge Leute, die ihr Musikinstrument übten oder enthusiastische Väter, die ihre Kinder auf dem Spielfeld anfeuerten.


Bild5: Immer wieder wechselte ich meinen Weg. Mal lief ich auf dem Deich, dann wieder an der Uferpromenade. Ständig fuhren Radfahrer an mir vorbei oder Jogger kamen mir entgegengerannt. Die Gegend um den Fluss schien mir einer jener Orte zu sein, an den man ging, um an einem freien Tag an der frischen Luft herumzutoben.


Bild6: Neben Joggern, Baseballspielern und Radsportlern, sah man jede Menge andere Amateure und professionelle Sportler trainieren. Beispielsweise Footballspieler...


Bild7: ...oder Fußballer...


Bild8: ...oder sogar Frisbeespieler, die in zwei Teams aufgeteilt unter Aufsicht eines Trainers trainierten.


Bild9: Nach einiger Zeit überquerte ich eine endlos scheinende Brücke, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen, der Kita-Senju teilte.


Bild10: Ein Blick auf das Ufer, das mich an das Norddeutsche Watt erinnerte. Auf den Holzpflöcken saßen sogar einige Möwen.


Bild11: Als ich dachte, bereits den Deich der anderen Flussseite erreicht zu haben, entpuppte sich dieser als ein dünner Inselstreifen, hinter dem sich noch ein weiterer Kanal erstreckte. Und so lief ich geradewegs auf eine große Autobahn zu.


Bild12: Ich hatte ein wenig Pech, da ich genau an der Hauptstraße entlanglief, an der es fast nichts zu sehen gab: Hin und wieder Innenhöfe von Betrieben, dann eine Industrieanlage und sonst nur Mauern zu meiner Seite. Über mir die mehrspurige Autobahn und neben mir eine andere Straße. Und so wurde ich fast eine halbe Stunde lang nur mit Abgasen vollgenebelt. Immerhin war es sonnig und warm und ich musste nicht einmal eine Jacke tragen.


Bild13: Entlang der Straße unter der Autobahn hatten Obdachlose eine kleine Siedlung errichtet. Jede der Planen stellt die Behausung eines anderen Obdachlosen dar.


Bild14: Auf einer Anhöhe entdeckte ich inmitten dieser eher unwirtlichen Gegend einen Park. Befürchtete ich erst, dass dieser von Obdachlosen bevölkert sein könnte, stellte er sich doch als sehr gepflegt und familienfreundlich heraus. Es gab Mütter, die mit ihren kleinen Töchtern verstecken spielten, alte Männer, die an einem Teich saßen und diskutierten, Hobbyfotografen, die Bäume ablichteten und jede Menge Leute, die einfach nur durch die Anlage spazierten. Oben sieht man einen Ausschnitt des erstaunlich weitläufigen Parks, der an einen traditionell, japanischen Garten angelehnt ist.


Bild15: Und mitten im Park gab wieder Trainingsplätze für Sportler, wie bereits an der Flusspromenade zum Beginn. Auf diesem Foto sieht man einen Tennisplatz, weiter hinten befand sich auch ein Basketballfeld.


Bild16: Ein Blick vom Ausgang des Parks hinunter auf die Treppe, die ich zu Beginn hinauf gestiegen war, um zu zeigen, wie hoch der Park gelegen war. Was für ein Gebäude sich unter dem Park befand, konnte ich nicht herausfinden. 


Bild17: Auf meiner Erkundungstour durch Kita-Senju fand ich einen Baum mit Zitrusfrüchten. Obwohl das Klima in Japan dem unseren recht ähnlich ist, bin ich immer wieder erstaunt darüber Zitrusfrüchte in den Gärten wachsen zu sehen. Natürlich sieht man im Spanien- oder Italienurlaub Ähnliches, doch man betrachtet solche Kleinigkeiten mit anderen Augen, wenn man in einem Land nicht als Urlauber, sondern als Bewohner ist.


Bild18: Irgendwann erreichte ich einen Bahnhof und warf einen Blick auf die Karte. Nach rund drei Stunden Spaziergang war ich gerade einmal an der Station direkt neben Kita-Senju angekommen. Und da diese nicht einmal eine Station war, die auf dem Weg nach Soka lag, warf ich einen Blick auf die am Bahnhof aufgehängte Stadtkarte und prägte mir den Rückweg zum Bahnhof von Kita-Senju ein. Auf dem Foto sieht man die Straße neben dem Bahnhof von Awase.


Bild19: Mit diesen bunten Plastikblumensträußen war die gesamte Straße geschmückt. Schon öfter waren mir diese dekorativen Sträuße aufgefallen, die oftmals an den Straßenlaternen angebracht wurden, wenn in der Nähe ein Stadtfest oder Vergleichbares stattfand.


Bild20: Auf dem Rückweg zum Fluss lief ich durch ein schönes Wohngebiet, in dem kleine japanische Gärten angelegt waren. Der kleine Bach führte entlang einiger Gebäude, herum um einen großen Kinderspielplatz und verschwand schließlich irgendwo zwischen den Häusern. Ich folgte ihm und sah sogar einige Fische darin schwimmen. An einer Stelle saßen Kinder am Ufer, fischten Algen aus dem Bach, bauten Schlammburgen und sprangen von einer Bachseite auf die andere. Ein wenig musste ich an meine Kindheit denken, als ich mit Freunden an einem Bach nahe unserem Heimatdorf gespielt habe.


Bild21: Als es zu dämmern begann, erreichte ich schließlich wieder den Fluss. Und so konnte ich einen schönen Blick auf die Stadtkulisse Kita-Senjus werfen, die sich gegen die Abendsonne abzeichnete.


Bild22: Entlang der Flussseite, auf der ich bis zur nächsten Brücke wanderte, wurde gerade ein Naturlernpfad errichtet. Er war zwar noch nicht fertig, aber bereits begehbar, weshalb ich mit Freude in der warmen Abendsonne zwischen dem Schilf umherspazierte und sogar bis ans Flussufer lief.


Bild23: Ein Blick auf Kita-Senju in der Abendsonne, durch das Schilf am Flussufer.


Bild24: Mit großen Steinen war eine Art Labyrinth in das Schilf am Flussufer gebaut worden. Es machte unheimlichen Spass von Stein zu Stein zu springen. Vorallem weil ich fast das gesamte Ufer nur für mich allein hatte.


Bild25: Auf dem Rückweg über eine Brücke wollte ich eigentlich nur ein Bild von der schönen Abendsonne machen. Herausgekommen ist das faszinierende Bild eine Sonne, die gleich einem flammenden Inferno auf Kita-Senju zurast.


Bild26: Schließlich erreichte ich wieder den Bahnhof von Kita-Senju. Hier ein letzter Blick von der oberen Ebene vor dem Bahnhof hinab in die belebte Innenstadt.

Keine Kommentare: