Freitag, 27. März 2009

Westwärts

Bald schon bekomme ich Besuch aus Deutschland, weshalb ich bereits seit einiger Zeit an einem mannigfaltigen Programm bastele, um möglichst viele Facetten Japans zu präsentieren. Schon zu Beginn meines Japanjahres hatte ich mir vorgenommen mindestens einen längeren Ausflug zu unternehmen, um einmal aus dem Großraum Tokyo herauszukommen und andere Teile Japans zu sehen, wozu sich der Besuch meines Freundes hervorragend anbot. Und so entschied ich schon vor Wochen gemeinsam mit meiner Freundin Ninja, die auch hier in Tokyo studiert, und meinem Freund Dominic aus Deutschland Urlaub im Westen Japans, genauer in Kyoto, zu machen. Die Idee des Ausfluges erfreute sich bei uns Dreien großer Beliebtheit, schließlich ist Kyoto überaus bekannt für seine vielen Tempel und Schreine und bietet sich hervorragend an Japan aus einer kultureller und etwas traditioneller Sicht zu sehen. Doch leider ging es in en letzten Wochen selten über die Vorfreude hinaus und die Idee von einem Ausflug in die Kulturhauptstadt drohte an mangelnder Planung zu scheitern, weshalb ich die Zügel in die Hand nahm und den in nur knapp zehn Tagen geplanten Ausflug begann zu realisieren. Und so verging viel Freizeit damit sich bei Freunden über Kyoto zu erkundigen: Wie man anreisen könnte, was man sich ansehen sollte, wo man unterkommen könnte und wie lange man bleiben sollte. Insbesondere mit Ayano verbrachte ich in diesen Tagen viel Zeit über das Internet, da sie mir zahlreiche Tipps gab und Hilfestellung bei den zahlreichen japanischsprachigen Internetseiten bot. Und so formte sich allmählich das Bild eines Urlaubes in Kyoto für Mitte März.
An Tag 167 in Japan erhielt ich aber erst einmal ganz andere Kunde aus dem Westen, denn es kam ein Paket meiner Mutter an, das eigentlich für meinen Geburtstag gedacht war, der nun schon über einen Monat zurücklag. Bereits seit Mitte Januar hatte ich täglich auf das Paket gewartet und nach knapp sechs Wochen Versand resigniert angenommen, dass das Paket wohl verloren gegangen wäre, bis es heute vollkommen unerwartet doch noch ankam, nach über acht Wochen. Und als wäre dies nicht schon genug Grund zur Freude kam am gleichen Tag auch noch ein Brief aus Deutschland an. Und so hatte ich gleich doppelten Grund zur Freude: Einerseits über die (verspäteten) Geburtstagsgrüße, andererseits über herzliche Worte zu meinem Blog.


Bild1: Das Geburtstagspaket meiner Mutter ist nach acht Wochen Versand endlich angekommen.


Während ich am Abend dann wieder vertieft in meine Internetrecherche zu günstigen Anreisemöglichkeiten für Kyoto war, klingelte es und Florian aus Bremen stand unerwartet vor der Tür. Wie sich herausstellte war auch er im Begriff in den Westen zu ziehen. Allerdings nicht für einen Urlaub, sondern für eine Praktikumsstelle in Kyoto. Und so half ich wo ich nur konnte, indem ich ihm für den Abend meinen Internetzugang zur Verfügung stellte und mich bereit erklärte am nächsten Tag auf sein Gepäck aufzupassen, während er nach seinem Auszug noch einiges mit der Wohnungsagentur regeln musste. Und während Florian spät abends in der Küche an seinem Laptop saß und übers Internet letzte Vorbereitungen für seinen Umzug nach Kyoto traf, saß ich in meinem Zimmer und wälzte meinen Reiseführer. Doch eigentlich waren meine Gedanken ganz woanders: Wer würde nächstes Semester überhaupt noch im Sprachkurs sein? Viele meiner deutschen Freunde kehrten entweder zurück nach Deutschland, beispielsweise Katharina, oder zogen für ein Praktikum um, wie Florian oder Michael aus Bremen. Von den Ergebnissen des Abschlusstestes hatte ich bis dato noch nichts gehört, weshalb ich nicht einschätzen konnte, ob alle übrigen den Sprachkurs bestanden hatten und mit mir nächstes Semester vom Mittel- in den Oberkurs wechseln würden.


Bild2: Florian aus Bremen an seinem letzten Abend in Soka, bevor er am nächsten Tag nach Kyoto umziehen wird.


Bevor Florian spät abends in seine Wohnung zurückkehrte, nutzte ich die Gelegenheit, um ihn noch einmal ausgiebig zu Kyoto zu befragen, schließlich war er bereits mehrfach dort gewesen und hatte sich für seinen Umzug ausgiebig über Anreise- und Unterkunftsmöglichkeiten informiert. So standen wir noch eine Weile lang in der Küche und sprachen. Als ich mich dann ins Bett legte, konnte ich nicht sofort einschlafen, zu sehr machte ich mir Gedanken über den nahenden Urlaub in Kyoto, der noch planlos in der Luft hing. Und so schmiedete ich mit den zahlreichen Informationen, die ich in den letzte Tagen gesammelt hatte, weiter an den Plänen für den Aufenthalt in Kyoto, bis ich irgendwann einschlief.

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